Airbus: Bald neue Tiefstkurse oder hilft ausgerechnet Boeing?
Trotz einer sehr festen Börse zum Wochenbeginn gab es natürlich auch Aktien, die mehr oder weniger deutlich im Minus lagen. Eine davon war erneut der europäische Flugzeugbauer Airbus. Was auch nicht ganz wundert.
Denn in einem Brief an die Belegschaft malte Airbus-Vorstandschef Guillaume Faury ein düsteres Bild der derzeitigen Lage. Das Unternehmen, so Faury, würde um sein Überleben kämpfen. Insbesondere die Liquidität würde derzeit massiv aus dem Unternehmen fließen. Deshalb stellte der CEO auch in Aussicht, dass man möglicherweise weitere Einschnitte vornehmen muss. Airbus hat bekanntlich schon seine Produktion um rund ein Drittel gekürzt. Das Management des französisch-deutschen Konzerns würde nun mit Gewerkschaften und Regierung über weitere Kürzungen sprechen.
Hält die Unterstützung?
Das alles bietet natürlich sehr viele Moll-Töne, die in der Aktie derzeit Pessimismus aufkommen lassen. So bewegt sich das Papier wieder in Richtung seines Corona-Tiefs bei 49,40 Euro. Schon jetzt notiert die Aktie auf dem tiefsten Stand seit November 2016. Zwar verläuft auf diesem Niveau auch eine sehr lange Unterstützungszone. Diese kann man in der Bandbreite zwischen 48 und 50 Euro sehen. Doch ist auch aus technischer Sicht durchaus ein neuer Tiefstkurs denkbar, ohne dass diese Unterstützung als gebrochen anzusehen wäre.
Kann Airbus noch von dieser Meldung profitieren?
Indes: Wenn man mal schaut, was der große Konkurrent Boeing derzeit macht, hätte Airbus eigentlich deutlich bessere Perspektiven und damit auch höhere Kurse verdient. Dies gilt insbesondere mit Bezug auf eine Meldung vom Wochenende, wonach Boeing seine Übernahmegespräche mit der brasilianischen Embraer ergebnislos abgebrochen habe. Begründet wurde dies damit, dass man sich nicht über die Übernahmebedingungen einig geworden sei. Das sehen die Brasilianer allerdings komplett anders und werfen Boeing vor, mutwillig den Deal platzen zu lassen, weil man die eigenen Schwierigkeiten nicht in den Griff bekäme. Deshalb will Embraer auch alle Maßnahmen ergreifen, um eine Entschädigung für den Abbruch zu bekommen.
Im direkten Wettbewerb von Boeing zu Airbus ist diese Fusionsabsage für den europäischen Konzern durchaus positiv zu sehen. Denn Embraer war für Boeing vor allem wegen seiner Mittelstrecken-Flugzeuge interessant. Hier wollte sich der US-Konzern gegenüber Airbus wieder in eine bessere Situation bringen, nachdem der europäische Flugzeugbauer bekanntlich das Mittelstrecken-Programm der kanadischen Bombardier gekauft hat, das bislang unter dem Namen A220 erfolgreich vermarktet wird.
Keine Eile
Insofern könnte die Absage Boeing kurzfristig zwar etwas entlasten, da man natürlich dadurch eine Menge Geld spart, das dringend notwendig ist. Mittel- bis langfristig könnte sich daraus allerdings ein Wettbewerbsnachteil bzw. umgekehrt ein Vorteil für Airbus ergeben.
Unter dieser Prämisse gilt: Natürlich ist Airbus momentan für eine richtige Positionierung zu anfällig für weitere Rückschläge. Aber man sollte den Wert auf jeden Fall weiter beobachten, weil er eben langfristig eine nun doch interessantere Perspektive gewonnen hat.
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