Airbus: Geld ja, mehr Einfluss nein
Der europäische Flugzeugbauer Airbus steckt bekanntlich mitten drin in der Corona-Krise. Meldungen zu massiven Produktionskürzungen wie auch Ankündigungen über umfangreiche Entlassungen haben in den vergangenen Tagen die Runde gemacht. Kein Wunder, dass die Aktie weiterhin an der Börse einen schwierigen Stand hat.
Nach einem Zwischenhoch bei rund 82,70 Euro Anfang Juni musste der Wert wieder deutlicher korrigieren und büßte in der Spitze erneut rund 25 % ein. Denn über allem schwebt natürlich die Frage, ob und wie schnell der Boeing-Konkurrent die Krise wieder abschütteln kann. Wobei hier sicherlich auch mit eingerechnet werden muss, dass der amerikanische Wettbewerber in kleinen Schritten wieder selbst zur Normalität findet und damit wohl die Konkurrenz in den nächsten Monaten wieder kräftiger aufleben wird.
Airbus möchte Geld von Deutschland
Unter diesen Vorzeichen kommt natürlich wieder das Thema Staatshilfen aufs Tapet. Doch Airbus-Chef Guillaume Faury hat dieser Idee erneut eine Absage erteilt. Wobei das natürlich insgesamt etwas halbherzig ist, ja sein muss. Denn bekanntlich sitzen bereits Frankreich, Deutschland und Spanien im Aktionärskreis. Doch Faury geht es in erster Linie darum, dass die Großaktionäre ihre Beteiligungen nicht weiter aufstocken.
Was nicht heißt, dass nicht auch Airbus nach Staatsgeld schielt. Zwar will man das eine nicht haben, aber finanzielle Unterstützung in konkret benannten Bereichen ist dennoch erwünscht. Dabei richtet sich Faury insbesondere an die Bundesregierung. Kein schlechter Schachzug. Denn beim Plan, insgesamt rund 15.000 Arbeitsplätze abzubauen, entfallen davon rund 5.100 Jobs auf den deutschen Markt. Und natürlich weiß auch der Airbus-CEO, dass Arbeitsplatzabbau in Deutschland womöglich ein noch größeres Politikum ist als in den anderen Ländern und er hier einen entsprechenden Hebel ansetzen kann.
So geht das mit Staatseignern
Sein Lockruf: Er stellt in Aussicht, bis zu 500 Arbeitsstellen in Deutschland erhalten zu können, wenn es beispielsweise von der Bundesregierung finanzielle Unterstützung beim Programm für die Entwicklung von Wasserstoff-angetriebenen Flugzeugen geben würde. Weitere 1.500 Stellen könnten gesichert werden, wenn die Kurzarbeit auf 24 Monate verlängert würde. Zur Erinnerung: Kurzarbeitergeld wird vom Staat bezahlt.
Insgesamt müssen wir sicherlich sagen: Chapeau, Monsieur Faury. Sie haben begriffen, dass man bei einem Unternehmen mit Staatseignern Unternehmensentscheidungen auch politisch einsetzen kann und muss. So wie wir die deutsche Bundesregierung kennen, dürfte sie sich darauf wohl auch einlassen, auch wenn durchaus noch der eine oder andere Kompromiss möglich wäre.
Aktie bleibt langfristig interessant
Fazit: Für Airbus gilt letztlich das gleiche wie für Boeing. Große Sprünge in kurzer Zeit erwarten wir grundsätzlich nicht. Aber das Duopol der Flugzeughersteller wird in der längerfristigen Perspektive ebenfalls wieder Normalität zurückgewinnen und das wird sich dann auch im Aktienkurs widerspiegeln. Eine aktuelle Kaufempfehlung geben wir nicht ab. Wer drin ist, sollte es aber vorerst bleiben, da wir das Abwärtsrisiko für inzwischen überschaubar halten.
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