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Aurora Cannabis: Es geht ums Ganze!

Heute wird der kanadische Cannabis-Produzent Aurora Cannabis seine Zahlen zum zurückliegenden Abschlussquartal 2019 – gleichzeitig dem zweiten Fiskalquartal – präsentieren. Die derzeitigen Marktprognosen rechnen auf bereinigter Basis mit einem Verlust je Aktie von durchschnittlich 0,064 kanadischen Dollar (CAD). Im Vorjahreszeitraum waren es -0,25 CAD gewesen. Gleichzeitig gehen die Erwartungen davon aus, dass das Unternehmen seinen Umsatz um fast 64% hat steigern können. Indes: diese Zahlen sind angesichts der jüngsten Vorgänge längst Makulatur.

Denn schon letzte Woche meldete das Unternehmen vorläufige Zahlen bzw. eine entsprechende Spanne für den Umsatz. So geht man von 50-54 Millionen CAD aus. Dies wäre gegenüber dem Vorjahreszeitraum faktisch eine Stagnation bzw. im Vergleich zum ersten Fiskalquartal sogar ein Rückgang im Mittel um rund 30%. Gegenüber den Zahlen des vierten Fiskalquartals 2018/19 wäre sogar eine Halbierung zu melden. Doch damit nicht genug:

Hiobsbotschaften in Reihe

Auch auf der Ertragsseite ist wohl ein deutlicher Sturz in die Verlustzone zu erwarten. Dies insbesondere auf Basis der Tatsache, dass Aurora Cannabis auch in der letzten Woche gemeldet hatte, dass man eine Abschreibung über 1 Milliarde CAD auf seine internationalen Assets vornehmen müsse. In diesem Zusammenhang lieferte das Unternehmen weitere Hiobsbotschaften. Denn Vorstandschef Terry Booth kündigte seinen Rücktritt an. Außerdem will das Unternehmen seine Belegschaft um mindestens 500 Stellen abbauen. Gleichzeitig ist man bemüht, auf der Verschuldungsseite Nachbesserungen zu erreichen. So sollen Kreditvereinbarungen nachverhandelt und bestehende Kreditlinien verringert werden.

Die Misere für Aurora Cannabis besteht vor allem darin, dass man offensichtlich das Wachstumstempo des Cannabismarktes unterschätzt hat. Mit der Folge, dass zwei geplante große Produktionsprojekte nun kurzfristig abgebrochen werden müssen. Außerdem macht dem Unternehmen seine ungünstige Kostenstruktur zu schaffen. In der Folge dürfte das Unternehmen vorerst wohl eher nur mit sich selber beschäftigt sein, um seine Finanzen und seine Kostenstruktur wieder in den Griff zu bekommen, ganz abgesehen von der durchaus riskanten Verschuldungssituation.

Aurora Cannabis: US-Markt kann nicht helfen

Neue Wachstumschancen scheinen vorerst eher begrenzt. Denn zwar dürfte Aurora Cannabis im kanadischen Markt weiterhin eine dominante Rolle spielen können, das allerdings mit sehr beschränkten Perspektiven für die Umsatzentwicklung. Demgegenüber ist man derzeit faktisch nicht im amerikanischen Markt vertreten, dem bekanntlich deutliche Zuwachsraten zugetraut werden. Angesichts der finanziellen Schwierigkeiten dürfte Aurora Cannabis hier auch nur wenige Ressourcen haben, um einen Markteintritt zu schaffen.

Aktie weiter im Sinkflug?

Und als letztes: Durch eine massive Ausgabe neuer Aktien – aktuell stehen mehr als 1 Milliarde Aktien aus – kam es bereits zu einer erheblichen Verwässerung der Altaktionäre. Mit der Folge, dass letztlich der Spielraum für weitere Kapitalerhöhungen wohl begrenzt erscheint.

Fazit: Als eine der bekanntesten Aktien im Cannabismarkt steckt Aurora Cannabis derzeit offensichtlich in großen Schwierigkeiten. Das muss zwar nicht das Unternehmensende bedeuten, aber einen sicherlich schmerzhafter Restrukturierungsprozess, der mögliche Wachstumsfantasien zumindest kurz- bis mittelfristig deutlich einschränken dürfte. Insofern sehen wir hier derzeit noch keinerlei Ansatz für einen Turnaround, eher noch weiter sinkende Kurse.