Ausblick KW 09/23: Mit Bayer, Beiersdorf, Puma, FlatexDegiro, Zoom Video, Plug Power, HP und Dell
Die Märkte gehen mit einer deutlichen Hypothek in die neue Börsenwoche. Nachdem neue Inflation-Indices in den USA herauskamen, sackten insbesondere am Freitag die Kurse deutlich nach unten ab. Selbst der DAX, der in den Tagen zuvor eine unerwartet hohe relative Stärke gegenüber der Wall Street gezeigt hatte, musste am Ende eine Verkaufswelle über sich ergehen lassen.
Vor diesem Hintergrund dürfte es in den nächsten Tagen auch aus charttechnischer Sicht sicherlich deutlich spannender werden. So ist der DAX an seine Unterstützung bei rund 15.200 Punkten aufgeschlagen. Ein Break könnte hier mögliches Korrekturpotenzial in den Bereich von 14.900 oder sogar 14.600/14.650 Punkte bringen. Ähnlich sieht es auch im amerikanischen S&P 500 aus, sogar noch etwas schwieriger. Denn am Freitag touchierte er schon die Unterstützung durch die 200-Tage-Linie und es fehlen aktuell gerade mal gut 60 Punkte zum Abwärtstrend, der Mitte Januar gebrochen worden war. Sollte diese Unterstützung nicht halten, drohen weitere Rückgänge in den Bereich von 3.800 Punkten, im schlimmsten Fall womöglich auch noch auf das Oktobertief.
Konjunkturtermine
Vor diesem Hintergrund dürften die Konjunktur- und Unternehmenszahlen in der nächsten Woche besondere Aufmerksamkeit und Brisanz haben. In Amerika geht es dabei gleich am Montag los, unter anderem mit der Veröffentlichung der Auftragseingänge bei langlebigen Gütern. Das ist der immer ein Indikator für die Investitionstätigkeit insbesondere von Unternehmen. Nach einem Zuwachs von 5,6% soll es im Januar ein Minus von 3,5% gegeben haben. Das wäre natürlich ein Signal, dass sich die Wirtschaft weiter abkühlen könnte, was natürlich wieder Hoffnungen bringen würde, dass die Fed hier doch nicht zu aggressiveren Schritten greift. Dabei sollte man dann auch am Dienstag den Index für das Verbrauchervertrauen für Februar im Blick behalten, der allerdings eine Steigerung signalisiert.
Für Europa und für Deutschland stehen in der nächsten Woche weitere Inflationsdaten auf dem Programm. Für Deutschland wird dabei gerechnet, dass es in der nationalen Rate einen unveränderten Wert von 8,7% im Februar gegeben hat, EU-harmonisiert wird auf einen Rückgang von vormals 9,2% auf 8,9% getippt. In den Zahlen für die gesamte Eurozone wird mit einem Rückgang von 8,6% auf 8,2% gerechnet.
Natürlich gibt es darüber hinaus noch eine ganze Reihe anderer Konjunkturdaten, die von ihrer Bedeutung für den Markt ebenfalls sehr wichtig sind. Aus unserer Sicht sollten Sie dabei insbesondere auch auf die einzelnen Einkaufsmanager-Indices achten. Für Amerika ist beispielsweise am 1. März der Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe im Februar angekündigt. Hier wird eine leichte Verbesserung auf 48 Punkte prognostiziert. Das hieße allerdings trotzdem, dass die US-Wirtschaft weiter im Kontraktionsbereich bleibt. Für den Service-Index, der am Freitag veröffentlicht werden soll, rechnet der Markt derzeit mit einer leichten Abschwächung.
Unternehmenszahlen
Zwar haben inzwischen mehr als 80% der S&P-500-Unternehmen ihre Zahlen für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2022 vorgelegt. Aber d. h. noch lange nicht, dass die Berichtsaison jetzt schon komplett vorbei wäre. Auch in der nächsten Woche ist der Terminkalender noch prall gefüllt, allerdings eher mit Firmen aus der zweiten und dritten Reihe. Wie immer haben wir hier eine entsprechende Selektion vorgenommen, die sich auch ein bisschen daran orientiert, welche Werte wir in unserem Börsenbrief „Future Money“ covern.
In der DACH-Region, also Deutschland, Österreich und die Schweiz, geht es in der kommenden Woche unter anderem um die Zahlen von Bayer. Es ist die Abschiedsparty für den scheidenden Bayer-Vorstandschef Werner Baumann. Zwar werden recht ordentliche Zahlen erwartet. Allerdings bleibt wohl ein Negativ-Thema immer noch die Folgen der Monsanto-Übernahme. Außerdem rechnet man im Markt mit einem eher verhaltenen Ausblick. Für das vierte Quartal rechnet der Markt derzeit mit einem Gewinn je Aktie von 1,27 Euro, ein Cent besser als im Vorjahreszeitraum bei gleichzeitigem Umsatzzuwächsen um knapp 8%.
Ebenfalls auf dem Terminkalender steht am Mittwoch Beiersdorf. Das Unternehmen, das sein Geld hauptsächlich mit den beiden Marken Nivea und Tesa verdient, hatte aus Anlass der 9-Monats-Zahlen seine Umsatzerwartung auf 9-10% Wachstum reduziert nach der vorherigen Guidance von +10,5%. Die EBIT-Marge aus fortgeführten Geschäften soll dabei unverändert auf dem Vorjahresniveau geblieben sein. Das würde rund 13% bedeuten.
Eine Premiere gibt es bei Puma. Denn die Vorlage des Geschäftsberichte 2022 und der erste große Auftritt des neuen Vorstandsvorsitzenden Arne Freundt. Dieser war relativ kurzfristig an die Spitze des Sportartikel-Herstellers gekommen, nachdem der Vorgänger Björn Gulden überraschend zum Wettbewerber Adidas gewechselt war. Allerdings hinterließ Gulden ein gut gemachtes Haus und so kann Freundt nach bisherigen Erwartungen ein wohl sehr positives Ergebnis präsentieren, nachdem schon die ersten neun Monaten Rekordwerte für Umsatz und Ergebnis brachten. So wird auch im Markt darüber spekuliert, dass hier womöglich die Erwartungen für das Gesamtjahr übertroffen werden konnten. So bestätigte Puma zur Vorlage des dritten Quartals die Erwartung, einen operativen Gewinn zwischen 600 und 700 Millionen Euro (2021: 557 Millionen Euro) erwirtschaften zu können.
Und noch ein Unternehmen aus der zweiten Reihe: Denn am Montag werden vorläufigen Zahlen vom Online-Broker FlatexDegiro erwartet. Diese sind vor allem auch vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen interessant. Denn Anfang Dezember hatte das Unternehmen die insgesamt dritte Gewinnwarnung im vergangenen Jahr herausgeben müssen. Dabei wurde das Umsatzziel für das Gesamtjahr auf 380 Millionen Euro reduziert. Die bereinigte operative Marge soll bei 37% gelegen haben. Darüber hinaus war das Unternehmen ins Visier der Finanzaufsicht BaFin geraten, die Mängel in der Geschäftspraktik und Unternehmensführung festgestellt und zusätzliche Eigenmittel angeordnet hatte.
Damit in die USA. Hier dürfte gleich am Montag Zoom Video im Fokus stehen. Das Unternehmen war einer der großen Profiteure der Corona-Pandemie. Zwar hat sich das Geschäft inzwischen nach deutlichen Rückgängen wieder etwas stabilisiert. Aber Zoom Video hat nach wie vor Probleme wie viele andere Tech-Werte auch, seine Kapazitäten an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Deshalb wird hier auf mit einem deutlichen Gewinnrückgang sowohl sequenziell als auch gegenüber dem Vorjahr gerechnet.
Interessant dürfte auch der Mittwoch werden. Denn dann soll Plug Power als einer der prominentesten Vertreter der Wasserstoff-Industrie seine Zahlen präsentieren. Dabei sind die Analysten im Vorfeld durchaus positiv gestimmt. So gehen die Prognosen im Vorfeld davon aus, dass Plug Power seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über 70% hat steigern können. Beim Verlust je Aktie wird mit einer Reduzierung von vormals 0,33 Dollar auf 0,25 Dollar je Aktie gerechnet.
Interessant werden könnte auch noch das Thema Computerhersteller. Am Dienstag berichtet HP und am Donnerstag dann Dell Technologies. Allerdings sind die Vorzeichen derzeit negativ. So wird sowohl bei HP als auch bei Dell mit deutlichen Umsatzrückgängen gerechnet. Während HP auch beim Gewinn je Aktie deutliche Abschläge hat machen sollen, rechnet man bei Dell mit einer Verbesserung beim Gewinn je Aktie von vormals 1,72 Dollar auf 1,81 Dollar je Aktie.
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