Bahnbrechende Innovationen! Biotech bleibt Mega-Trend – Mit Affimed, BioNTech, Defence Therapeutics, MorphoSys und BioNxt
Der medizinische Fortschritt hat sich mit der Corona-Pandemie in eine neue Richtung bewegt: Die mRNA-Technologie. Speziell die mRNA-Impfstofftechnologie ist, von diversen psychoaktiven Substanzen abgesehen, vermutlich die erste pharmakologische Innovation, die Millionen von Befürwortern und Gegnern geeigneten Diskussionsstoff liefert. So umstritten das Thema „Impfen“ auch sein mag, bis Ende Februar 2023 wurden laut Bloomberg weltweit mehr als 13 Milliarden Impfstoffdosen gegen das Coronavirus (COVID-19) verabreicht. Auf China entfielen davon mit rund 3,5 Milliarden die meisten Impfstoffdosen.
Weltweit beläuft sich die kumulative Zahl bestätigter SARS CoV-2-Infektionen laut Statista derzeit auf mehr als 680 Millionen. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Virus beläuft sich auf mehr als 6,8 Millionen. Daraus leitet sich eine Mortalität von etwa einem Prozent ab. Nicht nur bei einer Pandemie, sondern auch bei den großen Krankheiten der Menschheit wie Krebs, Multiples Sklerose, Alzheimer oder Parkinson geht es darum, geeignete Wirkstoffe zu entwickeln oder moderne Therapien auf den Weg zu bringen. Die mRNA-Technologie scheint ein fester Bestandteil der Forschung zu werden. Welche Aktien sollte man auf dem Radar haben?
Wann wird die Chemotherapie ad acta gelegt?
Obwohl die Krebsforschung in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt hat, so gibt es doch noch kein probates Heilmittel gegen die meisten Tumorarten. Immer noch ist der Krebs nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Die jüngsten Ergebnisse aus der Krebsforschung machen aber Hoffnung. So konzentrieren sich die Forscher derzeit verstärkt auf mögliche Therapien mit Antikörpern.
Bisherige Krebstherapien basierten meist auf dem Prinzip, Krebszellen direkt anzugreifen. Mittlerweile gewinnen jedoch auch innovative Ansätze immer mehr an Bedeutung. Die immunonkologische Therapie nutzt zum Beispiel das körpereigene Immunsystem des Patienten im Kampf gegen die Krankheit. Dabei soll das Wachstum der Krebszellen zumindest blockiert werden. Bis zu einer Medikation ist es allerdings noch weit, deshalb wird man wohl auf die Chemotherapie noch lange nicht verzichten können.
Affimed – Fortgeschrittene Antikörper gegen Krebs
Affimed gilt als einer der Hoffnungsträger unter den kleinen deutschen Biotechwerten. Die Wirkstoffe, die aus Heidelberg kommen, stimulieren die angeborene Immunabwehr gegen Tumorzellen. Diese Immunreaktion hat dann einen aktivierenden Effekt auf das adaptive System, damit erreicht man einen konzertierten Angriff gegen den Tumor. Dies geschieht, ohne dass es zu Nebenwirkungen wie überschießenden Immunreaktionen kommt, wie sie bei T-Zell-Ansätzen auftreten. Die entwickelten bispezifischen Antikörper, die Affimed auch Innate-Cell-Engager (ICE) nennt, zeigen bei klinischen Daten ein sehr gutes Sicherheitsprofil. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Krebsarzneien. Langfristig muss mit immer neuen Kombinationstherapien gearbeitet werden, um den besten Nutzen für Patienten in den verschiedenen Stadien ihrer Erkrankung zu erreichen.
Große Hoffnung hat Affimed für den Wirkstoff AFM 13. Im ersten Halbjahr 2023 wird man bei der amerikanischen Pharmabehörde FDA die geplante Zulassungsstudie für AFM13 einreichen. Das ist ein wichtiger Meilenstein, weil Affimed zum ersten Mal Zeitlinien für die Publikation von klinischen Daten freigeben kann. Im zweiten Halbjahr können dann Patienten einzelne Dosisraten verabreicht werden und sukzessive auf den Fachkonferenzen die klinischen Ergebnisse aus diesen ersten Dosierungen publiziert werden. Der große Vorteil ist, dass die Heidelberger mit den vorliegenden Proof-of-Concept-Daten eigentlich schon die Basis gelegt haben. Nun muss nur noch die Äquivalenz bei den Patienten nachgewiesen werden.
AFM13 wurde ursprünglich als Monotherapie entwickelt, doch nun wird die Kombinationstherapie favorisiert. Mit der Monotherapie würde man im Endeffekt nur ein Subsegment des möglichen Marktes erreichen. Durch die Kombination mit natürlichen Killerzellen öffnen sich andere Behandlungslinien und Patientengruppen. Und das wichtigste Argument: Affimed kann die Wirksamkeit um das Fünf- bis Zehnfache steigern und bietet somit einer größeren Patientengruppe eine bessere Behandlung.
Die AFMD-Aktie ist neben dem Hauptbörsenplatz Nasdaq auch in Deutschland notiert. Nach starken Verlusten von über 80% in den letzten 12 Monaten könnten die anstehenden Ergebnisse interessant werden. In den USA notiert der Wert derzeit bei rund 0,82 USD, das bewertet das Heidelberger Unternehmen mit nur noch 111 Mio. EUR.
BioNTech – Nun mit Vollgas Richtung Krebs
BioNTech hat dank seiner großen Erfolge mit den Corona-Vakzinen ein dickes Finanzpolster von rund 20 Mrd. EUR aufgebaut, welches nun für die Forschungsansätze des Unternehmens zum Einsatz kommt. Dabei steht der Kampf gegen den Krebs im Vordergrund.
Ein großer Schritt könnte die Partnerschaft mit DualityBio sein, denn damit sichern sich die Mainzer die weltweiten Lizenzen für gleich zwei potenzielle Krebsmittel, die bei der Behandlung von soliden Tumoren zum Einsatz kommen könnten. Es handelt sich um Präparate aus der Klasse der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, welche über eine bessere Verträglichkeit als eine klassische Chemotherapie verfügen sollen und damit BioNTechs eigene Entwicklungen im mRNA-Bereich erweitern.
Eine schnelle Zulassung unterstellt, könnte BioNTech die beiden Mittel weltweit vermarkten, mit Ausnahme von Festland-China, Hongkong und Macau. Für die Vereinigten Staaten ist wohl eine gemeinsame Vermarktung mit dem anderen Partner angedacht, was aber derzeit noch verhandelt wird. BioNTech investiert für den Deal zunächst 170 Mio. USD als Vorauszahlung, in Abhängigkeit von kommerziellen Erfolgen könnten in Zukunft noch weitere Milliarden fließen.
Derzeit tut sich wieder einiges im M&A-Bereich, die Bewertungen scheinen Investoren anzulocken. Denn die Investition von BioNTech wird in unterrichteten Kreisen auch als Reaktion auf die jüngsten Übernahmetätigkeiten von Pfizer angesehen, welche kürzlich mit einer milliardenschweren Übernahme von Seagen für Furore sorgte. Satte 43 Mrd. USD investierte das US-Unternehmen, um sich einen der wohl wichtigsten Konzerne aus dem Bereich der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate unter den Nagel zu reißen.
BioNTech stellt mit chinesischen Partnern zwar sicher, in diesem Bereich konkurrenzfähig zu bleiben, die Börse hat aber noch nicht entsprechend reagiert. Ein kurzer Hüpfer, dann ging es schon wieder gen Süden. Nun liegt die Hoffnung der treuen Aktionäre voll und ganz in der üppigen Pipeline des Unternehmens, Gedanken über die Finanzierung müssen sich die Mainzer zum Glück nicht machen. Und Gründer Sahin sowie die Großinvestoren Strüngmann besitzen immer noch mehr als 65% der Anteile.
Die BioNTech-Aktie ist nach ihrem Spitzenwert in 2022 bei rund 460 USD mit starken Verlusten in das erste Quartal 2023 gestartet und liegt mit rund 111 EUR seit ihrem Zwischenhoch im Dezember bei 185 EUR schon wieder 40% tiefer. Zum Hoch aus dem Jahr 2022 fehlen ganze 75%. Am 08.Mai gibt es Zahlen zum ersten Quartal, die Umsatzschätzung für 2023 liegt im Konsens bei 5,8 Mrd. EUR. Angeblich gibt es nur noch wenige Staaten, die ihre übereilten Impfstoff-Bestellungen auch bezahlen wollen, sonst gibt es aber kaum vermarktungsfähige Produkte. Spannend.
Defence Therapeutics – Die Lösung liegt in der Konjugation
Das kanadische Biotech-Unternehmen Defence Therapeutics (DTC) treibt sein Engagement rund um mRNA-Impfstoffe in Kombination mit dem patentierten Wirkstoffverstärker Accum™ weiter voran. Der Kern der DTC-Plattform besteht in der AccumTM-Technologie, die einen präzisen Transport von Impfantigenen oder ADCs in intakter Form zu den Zielzellen ermöglicht. Als Folge davon können eine verbesserte Effizienz und Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen wie Krebs und Infektionskrankheiten erreicht werden.
Im März 2023 schloss Defence eine Partnerschaft mit dem französischen Staatskonzern Orano und betrat damit den Markt für Radiopharmaka. Der Mutterkonzern Orano ist ein Industrieunternehmen rund um nukleare Anwendungsgebiete, zu der auch die Radio-Medizin gehört. Defence Therapeutics hat es geschafft, seine patentierte Accum-Technologie als Radionuklid-Antikörper-Konjugat bei Orano zu platzieren. Dabei wird durch die erprobte Träger-Technologie Accum statt eines herkömmlichen Wirkstoffs, ein radioaktiver Strahler in die Nähe des Zellkerns von Tumorzellen geschleust.
Ziel ist es dabei, dass der gut platzierte, radioaktive Strahler den Zellkern der Krebszelle schädigt und so deren Zelltod einleitet. Defence Therapeutics unterstreicht mit diesem Deal seine Flexibilität im Einsatz der firmeneigenen Accum-Technologie. Forschungsleiter Moutih Rafei ist davon überzeugt, dass Accum in vielen Bereichen dazu beitragen könnte, Wirkstoffe effektiv in betroffene Zellen zu schleusen und so die Anforderung an die Wirkstoffdosis zu senken.
Anfang April erreicht uns die bahnbrechende Meldung, dass Defence eine Strategie zur Konjugation von mRNA-Molekülen mit Accum entwickelt hat. Die Wirksamkeit dieses modifizierten Produkts wird nun mit nackter mRNA verglichen, die als Impfstoff in immunkompetenten Mäusen verabreicht wird. Der Bereich der mRNA-Impfung ist im Vergleich zu anderen Impfmodalitäten sehr vielversprechend. mRNA, die an die Zielzellen abgegeben wird, ist anfällig für raue intrazelluläre Bedingungen, wie z.B. den erschöpfenden Säuregehalt und die enzymatischen Reaktionen in endosomalen Lumen. So können die eingefangenen mRNA-Moleküle zerstört werden, noch bevor sie das Zytoplasma erreichen, wo sie normalerweise in Proteine oder lange Polypeptidketten übersetzt werden.
Bei Tests an Mäusen löste die Verabreichung eines nackten mRNA-Moleküls, das für das Ovalbumin-Protein kodiert, schwache bis mittlere Antikörpertiter aus. Als Grundannahme wird erwartet, dass Accum biologischen Wirkstoffen unterschiedlicher Zusammensetzung dabei helfen kann, biochemische Hürden innerhalb von Zellen zu überwinden. Das kann Wirksamkeit und Sicherheit von Wirkstoffen erhöhen.
Der erste Teil der jetzt gestarteten Vergleichsstudie könnte schon in weniger als sechs Wochen erste Ergebnisse liefern und zeigen, dass die Kombination aus mRNA-Impfstoff und Accum™ für eine höhere Antikörper-Konzentration sorgt. Die Kanadier müssen sich im Vergleich zu ihrer großen Konkurrenz an der NASDAQ nicht verstecken, denn die Accum-Technologie stellt einen vergleichbaren Ansatz dar, den auch andere Big Biotechs verfolgen. Im großen „Krebs-Rätsel“ geht es nämlich darum Verfahren zu entwickeln, die die Effektivität biologischer Wirkstoffe verbessern. Bisher geht Defence Therapeutics davon aus, dass Accum in Kombination mit verschiedenen Wirkstoffen seine Stärken ausspielen kann.
In Verbindung mit dem Zellimpfstoff ARM gegen solide Tumore steht das Unternehmen bereits unmittelbar vor einer klinischen Studie an Menschen. Auch der mit Accum kombinierte Protein-Impfstoff gegen durch das HP-Virus ausgelösten Gebärmutterhalskrebs ist bereits weit fortgeschritten. Noch im zweiten Quartal könnte somit auch das mRNA-Projekt von Defence Therapeutics ähnlich Milestones erreichen, denn die Kanadier haben derzeit die innovativste Hilfstechnologie im Gepäck.
Laut Precedence Research wird der Markt für mRNA-Therapien bis zum Jahr 2030 voraussichtlich ein Volumen von ca. 128 Mrd. USD erreichen und von 2022 bis 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 13% aufwarten. Die DTC-Aktie ist derzeit sehr gut unterwegs und konnte im 2-jährigen Rückblick sowohl BioNTech wie auch Moderna um mehr als 50% outperformen. Bei einem Kurs von 2,53 EUR hat die liquide gehandelte Aktie eine Marktkapitalisierung von 105 Mio. EUR. Im März ist der Wert in den Auswahl-Index CSE 25 aufgenommen worden. Die Story ist u. E. aber erst am Anfang, denn es würde wundern, wenn Defence Therapeutics wegen seiner hohen Innovationskraft nicht längst auf der Übernahme-Target-Liste der Großen geführt wird.
MORPHOSYS – Alle Hoffnungen konzentrieren sich auf Pelabresib
Eine historische Errungenschaft des Münchner Biotech-Unternehmens MorphoSys war der Aufbau einer eigenen Antikörper-Bibliothek namens HuCAL®, die von vielen Wissenschaftlern zur Herstellung von menschlichen Antikörpern genutzt wird. Diese umfangreiche Sammlung umfasst mehr als 10 Milliarden verschiedene humane Antikörper in Form einer Phagen-Display-Bank. Das ursprüngliche Geschäftsmodell bestand in der Bereitstellung der HuCAL®-Bibliothek gegen Lizenzgebühren an Partnerunternehmen, welche damit weitere Forschungen betrieben oder therapeutische Wirkstoffe auf Basis monoklonaler Antikörper entwickelten.
Der größte Hoffnungsträger in der aktuellen Pipeline ist der Wirkstoff Pelabresib, den MorphoSys aktuell in einer Phase-3 Studie zur Erstlinien-Behandlung bei Myelofibrose, einer seltenen Form von Knochenmarkskrebs, untersucht. Pelabresib ist eines der Präparate, die durch die Milliarden-Übernahme von Constellation Pharmaceuticals erworben wurde. Mit Pelabresib hat Morphosys die großartige Möglichkeit, den Therapiestandard bei Myelofibrose zu verbessern und den Einsatz auf andere myeloische Erkrankungen auszudehnen, in denen ein hoher medizinischer Bedarf besteht.
Die zuletzt vorgestellten Phase 2-Daten deuten darauf hin, dass Pelabresib das Potenzial haben könnte, die derzeitige Standardtherapie zu verbessern, was die Zuversicht in die Phase-3 MANIFEST-2 Studie verstärkt. Die Topline-Daten aus der zulassungsrelevanten MANIFEST-2 Studie werden laut aktueller Veröffentlichungen schon für Ende 2023 erwartet. CEO Jean-Paul Kress glaubt, dass Pelabresib ein Umsatzpotenzial von mehr als 1 Mrd. USD haben wird.
Aktuell gibt es neue Ergebnisse zum Krebsmedikament Monjuvi. MorphoSys hat Mitte April gemeinsam mit seinem Vertriebspartner Incyte weitere Daten aus dem Fünf-Jahres-Nachbeobachtungszeitraum der Phase 2-Studie L-MIND veröffentlicht. Diese zeigen ein verlängertes und dauerhaftes Ansprechen auf Monjuvi bei erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligen B-Zell-Lymphom.
„Für Onkologen sind Fünf-Jahres-Daten, die die Dauerhaftigkeit des Ansprechens belegen, von großer Bedeutung, wenn sie die geeignetste Behandlungsoption für einen Patienten abwägen. Die verlängerten und dauerhaften Ansprechraten, die in der L-MIND-Studie bei rezidivierten oder refraktären DLBCL-Patienten nach fünf Jahren beobachtet wurden, zeigen, dass die Behandlung mit Monjuvi das Potenzial haben könnte, die Krankheit zu heilen”, sagt Johannes Düll von der Medizinischen Klinik der Universitätsklinik Würzburg.
Die Aktie von MorphoSys macht seit November 2022 eine Achterbahnfahrt zwischen 12 und 22 EUR. Aktuell notiert sie bei 18,6 EUR und kann sich damit deutlich aus der gefährlichen Chartzone zwischen 12 und 16 EUR absetzen. Das Unternehmen verfügte zum Jahresende 2022 über finanzielle Mittel von etwa 1 Mrd. EUR, am 03. Mai kommen nun Zahlen für das erste Quartal. Das dürfte extrem spannend werden, denn die Marktkapitalisierung ist nach nunmehr 3 Jahren Kursverfall auf 640 Mio. EUR abgerutscht.
BIONXT – Bei Parkinson sehr gut im Rennen
Sie sind unter uns und sie sind bekannt. Prominente Menschen stehen im Rampenlicht, aber auch ihre Krankheiten werden durch ihre Popularität nach außen getragen. Ob Bruce Willis, der an einer speziellen Form der Demenz erkrankt ist oder der ebenso weltbekannte Michael J. Fox, der seit Jahren nun an der tückischen Krankheit Parkinson leidet. Ähnlich wie Demenz handelt es sich bei der Parkinson-Krankheit auch um einen schleichenden Verfall des Gehirns, die sich durch motorische Einschränkungen wie z.B. verlangsamte Bewegungen, Zittern und Gleichgewichtsprobleme beim Laufen bemerkbar macht. Häufige Komplikationen sind Gedächtnisverlust, Schmerzen und Muskelschwäche sowie motorische Störungen, die sich negativ auf die Sprachfähigkeit und Beweglichkeit auswirken. Die betroffenen Personen sind stark in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt, dennoch verkürzt sich die Lebenserwartung nicht zwingend.
Die Parkinson-Krankheit ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung weltweit und betrifft 2 bis 3 % der Bevölkerung im Alter ab 65 Jahren. Derzeit sind weltweit 13 Millionen Menschen daran erkrankt und aufgrund der alternden Bevölkerung werden bis 2050 schätzungsweise 32 Millionen betroffen sein. Bei Männern ist die Wahrscheinlichkeit, an Parkinson zu erkranken, 1,5-mal höher als bei Frauen. Parkinson ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht heilbar, aber mit verschiedenen Therapien behandelbar. Der therapeutische Markt für Morbus Parkinson wächst mit den Negativfaktoren unseres gesellschaftlichen Lebens stark. Viele Betroffene werden pflegebedürftig, was sowohl für die Erkrankten als auch für die nahen Angehörigen eine enorme Belastung darstellt.
Umso wertvoller ist eine leicht anwendbare und gut verträgliche Medikation, die für beide Seiten eine große Erleichterung bringt. Als sehr zielgerichtet hat sich ein mit dem Wirkstoff Rotigotin getränktes Pflaster erwiesen. Es wird auf die Haut der Patienten appliziert und kann damit 24 Stunden lang die geregelte Zufuhr des Wirkstoffes gewährleisten. Das bereits 2007 vom Hersteller TDS auf den Markt gebrachte Pflaster erzielte im Jahr 2022 über den unabhängigen Verkauf einen Umsatz in Höhe von 380 Mio. EUR. Der globale Markt für Parkinson-Krankheitstherapeutika wird angetrieben durch die alternde Bevölkerung, die Inflation der Arzneimittelpreise und die Einführung neuer Behandlungsmöglichkeiten laut iHealthcareAnalyst bis auf 10,5 Mrd. USD im Jahr 2029 anwachsen.
Das kanadische Unternehmen BioNxt Solutions Inc. ist ein sogenannter Biotech-Accelerator, der sich auf die Entwicklung von Arzneimittelzusammensetzungen und Medikamentenabgabesystemen der nächsten Generation konzentriert. Aktuell vermeldet das Unternehmen aus Vancouver, dass man dank seiner hauseigenen Plattform-Technologie die Wirksamkeit der bisherigen Pflaster erhöhen kann. Dazu startet das Biotech-Unternehmen nun eine Vergleichsstudie. Der globale Markt für transdermale Hautpflaster erreichte im Jahr 2020 ein Volumen von fast 6 Mrd. EUR und wird bis 2028 auf rund 18,6 Mrd. EUR taxiert.
BioNxt hat jetzt mit der Herstellung von klinischen Mustern für die anstehende Studie begonnen. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass es im Markt für Parkinson-Pflaster eine gerichtliche Entscheidung zur Marktfreigabe gegeben hat. Nachdem der Hersteller UCB erneut versucht hat, den Wettbewerb für sein Parkinson-Pflaster Neupro zu blockieren, erteilte ein Berufungsgericht den Generika-Konkurrenten den Freibrief. FDA-Anträge für Generika-Produkte können nun ohne Lizenzaufwand eingereicht werden, das wirkt wie eine Steilvorlage für die bereits fortgeschrittenen Markteintritts-Maßnahmen von BioNxt.
„Der Aufbau der kommerziellen Produktion von BioNxt ist eine Priorität für 2023. Angesichts der fortschreitenden Kommerzialisierung von BioNxt-Produkten und potenzieller Möglichkeiten zur Auftragsentwicklung und -herstellung ist das Unternehmen bestrebt, die eigene kommerzielle Kapazität zügig zu erreichen“, erklärt Hugh Rogers, CEO und Direktor von BioNxt. „Wir planen eine strategische und vielseitige Produktionslinie für Studienmaterialien und kommerzielle Endprodukte, sowohl transdermal als auch oral auflösbar.“
Die BioNxt-Aktie ist an den deutschen Börsen mittlerweile ein beliebter Biotech-Wert. Mit Umsätzen von bis zu 150.000 Stück pro Tag ist die Liquidität sehr hoch. Nach einer Bodenbildung im Oktober2022 konnte die Aktie dynamisch ins Jahr 2023 starten und erreichte Mitte April Kurse um 0,52 EUR. Damit beträgt die Marktkapitalisierung knapp 50 Mio. EUR. Da auch die Fertigung überwiegend in Deutschland abgewickelt wird, hat die Aktie viele europäische Investoren. Mit seinen multiplen Plattformen und der hohen wissenschaftlichen Innovationskraft steht die BioNxt-Story an einem spannenden Punkt, hohe Aufmerksamkeit der Börse auf sich zu ziehen.
FAZIT
Das laufende Jahr bescherte den Anlegern bislang ein Freudenfest. Einzig der Biotech-Sektor kann noch keine großen Gewinne aufweisen. Das liegt an den gestiegenen Refinanzierungskosten der teilwiese noch cashflow-schwachen Unternehmen. Denn sie müssen sich bei ihren Investoren öfters Geld besorgen. Mitte des Jahres sollten die Zinsen aber wieder gen Süden tendieren. Das wird der Startschuss für eine ausgeprägte Biotech-Rally werden. Bei Affimed, Defence Therapeutics oder BioNxt sollte man nicht zu lange mit dem Einstieg warten, denn die Charts deuten den Aufschwung bereits an. Die größeren Titel BioNTech und MorphoSys glätten das Risikoprofil eines ausgewogenen Biotech-Portfolios.
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