Bank of Japan plant weitere Zinserhöhungen bis 2026

Die Bank of Japan (BOJ) setzt ihren geldpolitischen Kurswechsel fort und bereitet die Märkte auf weitere Zinserhöhungen vor. Nach der jüngsten Anhebung des Leitzinses auf 0,5 Prozent – dem höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008 – rechnen Experten mit weiteren Straffungen der Geldpolitik. Der ehemalige BOJ-Vorstand Makoto Sakurai erwartet bis Juli eine erneute Zinserhöhung auf 0,75 Prozent.

Japans Wirtschaft zeigt Anzeichen nachhaltiger Inflation

Die Dynamik der japanischen Wirtschaft scheint den geldpolitischen Kurswechsel zu rechtfertigen. Die Kerninflation erreichte im Dezember mit 3,0 Prozent den höchsten Stand seit 16 Monaten und liegt damit bereits seit fast drei Jahren über dem BOJ-Zielwert von 2 Prozent. Auch im Dienstleistungssektor steigen die Preise breit angelegt – der entsprechende Index kletterte im Dezember auf 2,9 Prozent.

Ambitionierte Zinspläne bis 2026

Nach Einschätzung von Insidern strebt die BOJ mittelfristig ein deutlich höheres Zinsniveau an. Bis Ende des Geschäftsjahres 2026 könnte der Leitzins auf mindestens 1,5 Prozent steigen. „Dies würde der Zentralbank Spielraum geben, um die Zinsen bei einem wirtschaftlichen Abschwung wieder zu senken“, erklärt Sakurai. Die BOJ-Führung schätzt den neutralen Zinssatz für Japan auf 1,5 bis 2,0 Prozent.

Politische Unwägbarkeiten beeinflussen Timing

Die nächsten Zinsschritte könnten auch von innenpolitischen Faktoren beeinflusst werden. Die schwache Position der Minderheitsregierung unter Premierminister Shigeru Ishiba könnte die BOJ zu einem früheren Handeln bewegen. „Die Zentralbank könnte bereits im April die Zinsen anheben, um politische Unsicherheiten vor den Oberhauswahlen im Juli zu vermeiden“, so Sakurai.

Personelle Veränderungen im BOJ-Vorstand

Inmitten dieser wichtigen geldpolitischen Phase steht auch ein Personalwechsel im BOJ-Vorstand an. Die Regierung hat die Wirtschaftsprofessorin Junko Koeda von der Waseda-Universität als Nachfolgerin für Seiji Adachi nominiert, dessen Amtszeit im März endet. Die Ernennung wird als wichtiges Signal für die künftige geldpolitische Ausrichtung gewertet und muss noch vom Parlament bestätigt werden.

Ausblick auf weitere Entwicklungen

BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda hat bereits signalisiert, dass weitere Zinserhöhungen folgen werden, solange sich die Wirtschaft erholt. Der graduelle Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik markiert eine historische Wende für Japan. Experten rechnen mit etwa zwei Zinserhöhungen pro Jahr in den kommenden zwei Jahren, sofern keine unerwarteten Marktturbulenzen oder wirtschaftliche Unsicherheiten auftreten.

Die Entwicklungen in Japan werden auch international aufmerksam verfolgt, da sie Auswirkungen auf globale Währungs- und Finanzmärkte haben könnten. Die BOJ bewegt sich dabei auf einem schmalen Grat zwischen notwendiger geldpolitischer Normalisierung und der Vermeidung wirtschaftlicher Verwerfungen.