Bayer: Weitere Nackenschläge – und doch eine Chance?

Es hätte so schön werden können! Vergangene Woche bekam Bayer (ISIN DE000BAY0017) noch einmal Rückenwind durch die Europäische Union. Denn die EU-Kommission hatte sich auf eine Verlängerung der Zulassung des immer noch umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat (Roundup) geeinigt. Im Vorfeld war extremer Druck entstanden, hier die Zulassung zu widerrufen, was natürlich ein weiterer wesentlicher Nackenschlag für Bayer gewesen wäre.

Nun wird die Zulassung um weitere zehn Jahre verlängert. Aber in der neuen Woche kam es dann doch noch knüppeldick. Denn wie jetzt bekannt wurde, hat ein US-Gericht am vergangenen Freitag drei Klägern in den USA entsprechende Schadenersatzzahlungen zugesprochen, nachdem diese gegen die Bayer-Tochter Monsanto geklagt hatten. Es geht weiterhin darum, dass Glyphosat/Roundup für Krebserkrankungen verantwortlich gemacht wird. Und das Urteil selbst hatte es erst einmal in sich. Denn den drei Klägern wurden insgesamt 61,1 Mio. Dollar an Schadenersatz und je 500 Mio. Dollar Strafschadenersatz zugesprochen. Hier geht es also in Summe um rund 2,1 Mrd. Dollar.

Bayer bleibt optimistisch

Bayer selbst gibt sich weiter kämpferisch und erklärte, dass man natürlich in jedem Fall Rechtsmittel einlegen werde, um im schlechtesten Fall zumindest die Summen beim Strafschadenersatz deutlich zu senken. Das Unternehmen hat dabei durchaus gute Voraussetzungen, denn bei den letzten 13 Verfahren hatte Bayer in neun Fällen gewinnen können. Außerdem gab es bekanntlich über 100.000 Fälle, die mit einem Vergleich geendet hatten.

Dennoch reagiert der Markt extrem neuralgisch. Was nicht nur mit der unerwartet hohen Summe an Strafzahlungen zusammenhängt, sondern auch mit weiteren Misserfolgen. Dies betrifft insbesondere die Pharmasparte, die eine Studie für einen wichtigen Medikamentenkandidaten abbrechen musste.

Pharmasparte fällt negativ auf

Dabei geht es um ein Medikament, das bei Vorhofflimmern und einem Schlaganfall-Risiko zum Einsatz kommen sollte. Rückschläge in der Medikamentenforschung sind ja nicht ungewöhnlich. Das spezielle Problem bei Bayer ist allerdings, dass das neue Präparat ab 2026 den bisherigen Bestseller Xarelto ablösen sollte. Im vergangenen Jahr hatte Bayer aus dem Geschäft mit Xarelto rund 4,5 Mrd. Euro erlösen können, was innerhalb der Pharmasparte einem Anteil von fast 25% entsprach.

Im Endergebnis rutschte die Aktie von Bayer bis zum Redaktionsschluss um rund 20% in die Tiefe. Damit summiert sich inzwischen das Minus seit dem Hoch 2015 auf fast 80%. Und das für eine angenommene Perle der deutschen Wirtschaft. Da stellt sich natürlich die Gretchenfrage: Ist das jetzt nur eine Zwischenstation für weitere Kursverluste oder steigt mit dem letzten Sell-off nun womöglich die Chance auf ein großes Comeback? Das klären wir in der neuen Folge unseres Videocast “Future Money – Der Börsentalk (ab 16.00 Uhr).

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