BioNTech, Curevac, Moderna, Novavax – Sind das jetzt Schnäppchenkurse oder droht weiterer Sell-off?

Zieht jetzt der Sozialismus ins Weiße Haus? Die jüngste Initiative von US-Präsident Joe Biden mit Blick auf die Impfstoff-Hersteller kann ganz klar als Zugeständnis an den linken Flügel der Demokraten gewertet werden. Um was geht es?

Südafrika und Indien hatten eine Initiative bei der WTO eingebracht, wonach die Patente auf Corona-Impfstoffe vorerst ausgesetzt werden sollen. Damit wollen diese Länder die Möglichkeit erhalten, selbst auf Basis der bekannten Impfstoffe Präparate zu produzieren.

Indien und Südafrika dringen auf Patent-Freigabe

Durchaus verständlich. Insbesondere in Indien haben sich die registrierten Fälle in den letzten Wochen deutlich erhöht. Aktuell sind nach der Website worldometers.info rund 21,5 Millionen Fälle bekannt. In Südafrika sind es immerhin 1,59 Millionen. Wohlgemerkt alles Gesamtzahlen und nicht aktive Erkrankungen. Diese liegen derzeit bei 3,6 Millionen (bei 1,36 Mrd. Einwohnern, um das mal ins Verhältnis zu setzen) bzw. rund 23.800 in Südafrika. Aber natürlich gibt es hier noch viele andere Länder, für die Corona ebenfalls ein Problem darstellt.

Die USA sind nun das erste große Industrieland und gleichzeitig auch das erste Land mit eigener Impfstoffentwicklung, das dem Ansinnen von Indien – das ja schon viel Erfahrung in Nachahmermedikamenten hat – und Südafrika Unterstützung gibt. Doch käme es letztlich soweit, dass die Patente für Corona-Impfstoffe freigegeben werden, käme dies einem absoluten Tabu-Bruch gleich und wäre auch ein Fanal für zukünftige Medikamenten-Entwicklungen.

Die Corona-Frage könnte nur der berühmte Testballon sein

Wobei vorab auch gesagt werden muss: In diesem Zusammenhang sticht das Argument, dass verschiedene Regierungen die beteiligten Firmen finanziell unterstützt haben, aus meiner Sicht nicht. Es war letztlich eine Win-win-Situation, die eine Patentfreigabe nicht rechtfertigt. Denn das Geld, das geflossen ist, war letztlich blanker Eigennutz, ohne dass hier tatsächliche intellektuelle Ansprüche festgemacht wurden.

Man muss es sicherlich so scharf formulieren: Fällt die Patent-Sicherheit, hätte dies extreme Auswirkungen auf zukünftige Entwicklungen. Denn Unternehmen würden sich gleich dreimal überlegen, eigenes Geld und Ressourcen zu binden, wenn ein Return on Investment aus politischer Sicht unsicher bliebe. Denn auch, wenn es hier um gesundheitliche Aspekte geht, reden wir hier von Wirtschaftsbetrieben und nicht von irgendwelchen staatlichen Behörden.

Zumal aus Reihen des linken Demokraten-Flügels schon Bemerkungen gekommen sind, dass man später auch über andere Impfstoffe und Therapien und deren Patentschutz reden müsse. Die Galionsfigur der Linken in Amerika Alexandria Ocasio-Cortez hatte schon getwittert „Lasst uns als nächstes Insulin angehen.“ Da weiß man, wo die Reise hingehen kann, wenn man nicht gleich von Anfang an einen solchen Dammbruch verhindert.

Impfstoff-Firmen müssten einknicken

Wobei auch klar sein muss: Das Patentrecht ist letztlich nur ein Symbol. Selbst wenn man hier Patente freigibt, heißt das noch lange nicht, dass die jeweiligen Länder dazu in der Lage sind, zügig entsprechende Impfstoff-Produktionen aufzubauen. Denn hierzu bedarf es neuer Lieferketten, entsprechender Inhaltsstoffe und qualitativ hochwertiger Produktionskapazitäten inklusive Zertifizierungen. Schließlich geht es hier nicht um irgendein im Hinterhof zusammengebrautes Mittel. Das hieße letztlich auch, dass den Impfstoff-Firmen nicht nur die Patente genommen werden, sondern sie auch in irgendeiner Weise dazu verpflichtet werden müssten, den Patenträubern weitere Unterstützung zu geben. Aus meiner Sicht undenkbar.

Es gibt allerdings auch einen gewissen Hoffnungsschimmer: Denn für so eine Patent-Freigabe müssen alle 164 WTO-Mitgliedsländer zustimmen, also beispielsweise auch China und Russland, die ihre eigene Agenda haben. Wie sich in diesem Zusammenhang die EU positioniert, wird auch noch spannend werden. Von der Leyen hat hier schon Zustimmung signalisiert, was kaum verwundert. Ob das die Mitgliedsstaaten aber mitmachen?

Aktien im Crash-Modus – aber nicht alle

Indes: Beim Blick auf den Kapitalmarkt scheint das sprichwörtliche Kind erst einmal in den Brunnen gefallen zu sein. Denn die Aktien der Impfstoff-Hersteller, zumindest der meisten, brachen in den letzten Handelstagen extrem stark ein. So verlor BioNTech in den letzten drei Handelstagen bis zu 30%. Moderna büßte zeitweise über 20% ein und Curevac verlor zeitweise ebenfalls über 30%, wobei hier erschwerend hinzukommt, dass deren Impfstoff ja noch nicht mal auf dem Markt ist.

Interessant: Die großen beteiligten Pharmafirmen wie Pfizer, Johnson & Johnson und letztlich auch AstraZeneca haben sich bislang charttechnisch ohne größere Blessuren aus der Affäre ziehen können. Einzig Pfizer machte am Donnerstag mit einem Abschlag von knapp 2% ein bisschen von sich reden. Was wieder einmal bestätigt, dass eine entsprechende Diversifikation im Geschäftsmodell auch solche kritischen Momente abfedern kann.

Denn die von den jeweiligen Firmen produzierten oder vertriebenen Impfstoffe sind letztlich im Gesamtkonzept der Konzerne nur ein kleiner Teil, während es natürlich bei den drei erstgenannten Spezialisten geradezu überlebenswichtig ist, dass man ein entsprechendes Geschäftsmodell hat. Und natürlich basieren die bisherige Börsen-Bewertungen darauf, dass man mit den jeweiligen Impfstoffen entsprechend viel verdienen kann.

Kommt der Rebound – und sollte man mitmachen?

Bleibt am Ende noch die Frage: Wird die Sache im Sande verlaufen und haben die jeweiligen abgestraften Aktien nun wieder Rebound-Potenzial? Eins ist sicher: Verhandlungen im Rahmen der WTO zu einer Patent-Freigabe dürften mindestens mehrere Monate dauern. Und das mit ungewissem Ausgang. So könnte letztlich die Zeit der Freund der Unternehmen sein, wenn sich die Pandemie von selbst erledigt.

Worauf Anleger allerdings generell achten sollten, ist die schon dargestellte Problematik, ob hier quasi nur ein Präzedenzfall geschaffen werden sollen, um auch andere Patente auf globaler Ebene zum Freiwild zu machen. Wenn dem so wäre, dann hätte die Pharmabranche tatsächlich ein riesen Problem.

Also mein Fazit: Die Zurückhaltung, die wir hier auf unserer Seite und auch in unseren anderen Produkten bezüglich der Impfstoff-Hersteller, insbesondere der Spezialisten, bislang gezeigt haben, hat sich wieder einmal bestätigt. Leider bewahrheitet sich auch, dass im Weißen Haus Experimente gestartet werden oder zumindest diskutiert werden, die für die heimische und die globale Wirtschaft mehr als kontraproduktiv sind.

Natürlich gilt auch: Die abgeschmierten Kurse bei den spezialisierten Impfstoff-Herstellern laden geradezu zu technischen Gegenreaktionen ein. Dass ist auch durchaus möglich. Aber ich beurteile das Risikoprofil diese Aktien als dermaßen schlecht, dass ich hier diese mögliche Chance einfach vorbeiziehen lassen und vorhandene Gelder lieber in solidere Storys stecken würde.

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