Boeing: Mega-Anleihen-Emission als Befreiungsschlag?

Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing hat vor dem Wochenende noch einen richtigen Finanzierung-Coup gelandet. Denn das Unternehmen konnte neue Anleihen im Gesamtwert von 25 Milliarden Dollar an die Investoren bringen. Interessant dabei ist dabei nicht nur die Größenordnung, sondern letztlich auch die Intention dahinter.

Denn Boeing vermeidet mit der neuerlichen Schuldenaufnahme – zusätzlich zu den schon bestehenden rund 39 Milliarden Dollar -, dass man auf Staatshilfe angewiesen ist. So umgeht man auch mögliche Restriktionen wie Gehalts-Kappungen im Management oder sogar eine Staatsbeteiligung. Dennoch, so Boeing, hält das Unternehmen insgesamt staatliche Unterstützung für die amerikanische Luftfahrtindustrie für sehr wichtig. Insbesondere Zulieferer benötigen hier wohl weiterhin Hilfe.

Nachfrage deutlich über Angebot

Konkret konnte Boeing insgesamt sechs Tranchen unterbringen. Die kürzeste hat eine Laufzeit von fünf Jahren, die längste von 40 Jahren. Interessant auch die Nachfrageseite. Denn ursprünglich hatte Boeing nur eine Emission von 10 Milliarden Dollar geplant, konnte diese allerdings nach einer ersten Nachfrageanalyse auf 20 Milliarden Dollar hochschrauben. Am Ende füllten satte 75 Milliarden Dollar die Orderbücher, so dass es dann letztlich 25 Milliarden Dollar konkret wurden.

Durch die hohe Nachfrage konnte es sich Boeing auch leisten, bei den gebotenen Zinssätzen runter zu gehen. Beispielsweise war zuerst geplant, bei den 40-jährigen Anleihen einen Zins von 5,5 Prozentpunkte über der Rendite der US-Staatsanleihen anzubieten. Am Ende sollen es 4,625 % Punkte geworden sein. Detaillierte Renditen für die anderen Laufzeiten liegen uns leider noch nicht vor, wir liefern dies allerdings gerne nach.

Mit dieser milliardenschweren Anleihen-Emission hat Boeing gleichzeitig auch dem IPO-Markt insgesamt einen weiteren Schubs gegeben. Schon seit Monaten jagt das Emissionsvolumen von amerikanischen Investmentgrade-Anleihen, also Bonds mit guter bis sehr guter Bonität, von einem Rekord zum anderen. Bisher wurde im März der Höchststand mit 259 Milliarden Dollar Emissionsvolumen erreicht. Dieser wurde nun auch mithilfe von Boeing übertroffen.

Übersteht Boeing so die Krise?

Mit der Frischgeld-Zufuhr sieht sich Boeing nun finanziell gut aufgestellt, die derzeitige Krise zu überstehen. Allerdings bleiben natürlich Risiken. Das betrifft nicht allein das operative Geschäft sowie die Problemmaschine 737 Max, die angeblich im Herbst wieder ausgeliefert werden soll. Zusätzlich dazu muss man sich natürlich auch fragen, wie Boeing in den kommenden Jahren mit seiner Verschuldungssituation umgehen will. Denn letztlich sind auch die neu aufgenommenen Mittel ja nicht dazu gedacht, um irgendwelche Investitionen zu finanzieren, die dann später neues Wachstum generieren können. Hier geht es aktuell hauptsächlich um konsumtive Ausgaben.

Fazit: Ja, es ist erst einmal finanziell ein Befreiungsschlag. Ob dieser an der Börse verfängt, bleibt allerdings abzuwarten. Gestern konnte die Aktie gegen den Trend der Wall Street zulegen und kommt damit wieder in den Bereich, wo es um einen Break des kurzfristigen Abwärtstrends gehen könnte. Wer hier bereits investiert ist, sollte dies unter spekulativen Aspekten auch bleiben. Für Neu- und Nachkäufe würden wir allerdings erst einmal etwas mehr Klarheit in der kurzfristigen Charttechnik sehen wollen.

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