Centamin: Der Übernahmekandidat aus der nubischen Wüste

Ägypten war in der Antike nicht nur die Kornkammer des Römischen Reichs, sondern beherbergte wahrscheinlich auch die größte Goldproduktion rund ums Mittelmeer. Heute ist das Land vor allem für Touristen interessant, die sicherlich auch post-Corona zurückkehren werden. Doch unweit der Tauchzentren am Roten Meer betreibt Centamin (1,90 Euro; JE00B5TT1872) die Sukari-Mine, das erste moderne Bergwerk des Landes.

2009 startete man hier den Betrieb, 2014 wurden bereits 250.000 Unzen gefördert und inzwischen kommt man auf eine Jahresproduktion von über einer halben Million Unzen.

Erster Übernahmeversuch abgewehrt!

Damit hat sich Sukari einen Sonderstatus erarbeitet, denn es ist die einzige Goldmine weltweit mit einer jährlichen Produktion über 500.000 Unzen, die nicht einem Staatskonzern oder den großen Produzenten wie Barrick Gold oder Newmont gehört. Und das weckt Begehrlichkeiten. So versuchte Endeavour Mining die Briten zu übernehmen. Doch man scheiterte am Widerstand von Centamins Management und Aktionären. Doch das muss nicht heißen, dass das Unternehmen auch langfristig selbständig bleibt. Denn offenbar lag der Hauptgrund am Preis.

Bei Centamin läuft es wie am Schnürchen…

Damit dürfte Centamins Management jedenfalls die richtige Entscheidung getroffen haben, denn derzeit läuft es auf Sukari wie am Schnürchen gezogen. Man meldete eine Produktion von 125.090 Unzen im ersten Quartal, im Gesamtjahr sollen es dank eines starken Sommers 525.000 Unzen Gold werden. Die Corona-Pandemie trifft den Betrieb übrigens kaum, was sicherlich mit der Lage in der nubischen Wüste zu tun hat. Hier ist es heiß und menschenleer. Lediglich der Bau einer Solaranlage auf der Liegenschaft musste verschoben werden.

Hohe Cashposition und schuldenfrei!

Bei den Produktionskosten lag Centamin im Q1 bei 902 US-Dollar je Unze, wobei die eine Mischung aus dem Untertagebetrieb, der ca. ein Fünftel der Förderung ausmacht, und dem Tagebau darstellen. So oder so verdient man bei einem aktuellen Goldpreis von rund 1.700 US-Dollar je Unze jede Menge Geld. Allein im Q1 lag der Free Cashflow bei 45 Mio. US-Dollar. Im Q2 dürfte dieser Wert höher ausfallen. Aktuell sitzt Centamin auf liquiden Mitteln von 349 Mio. US-Dollar und ist schuldenfrei. Die Dividendenrendite liegt bei knapp 4 Prozent.

Goldpreis und Fantasie!

Anleger, die das Länderrisiko Ägypten nicht scheuen, sollten einen Blick auf Centamin werfen. Die Aktie liegt aktuell rund 10 Prozent unter dem Jahreshöchstkurs von Mitte Mai. Da der Goldpreis derzeit rund um die 1.700er-Marke Kraft tankt, könnte eine neue Rallye dort den Kurs von Centamin beflügeln. Man bedenke: Im Q1 wurde die Produktion für durchschnittlich 1.587 US-Dollar je Unze verkauft. Da dürften im Q2 mehr drin sein.

Dazu kommt die Übernahmefantasie, die durch den Versuch von Endeavour Mining Formen angenommen hat. Wenn wir tippen dürften, würden wir ein Gebot von Barrick nicht ausschließen. Deren CEO Mark Bristow ist Südafrikaner und bekam den Job, als Barrick die in Afrika präsente Randgold Resources Ende 2018 erwarb. Ägypten ist quasi Bristows Hinterhof. Allerdings sind auf dem schwarzen Kontinent noch weitere, finanzstarke Konzerne aus Nordamerika, Europa und Australien unterwegs. Und auch die Chinesen sollte man nicht unterschätzen. Die Centamin-Aktie wird auch in Deutschland rege gehandelt. Man sollte allerdings limitiert ordern, und am besten sukzessive mit zwei Positionen den Einstieg suchen.

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