DAX: Ab nächstem Jahr wird alles anders

Die Deutsche Börse AG hat sich entschieden: Ab kommendem Jahr wird der DAX auf eine neue Basis gestellt. Das ist das Ergebnis, nachdem das Wirecard-Debakel die derzeitigen Index-Kriterien heftig in Zweifel gezogen hatte.

Zur Erinnerung: Bislang fehlen nur Marktkapitalisierung und Börsenumsatz als Kriterium für eine DAX-Mitgliedschaft. Diese rein quantitativen Kriterien wurden schon lange von Investoren kritisch beäugt. Dies vor allem auch mit Blick auf Amerika, wo Unternehmen, die in den wichtigen S&P 500 wollen, mindestens vier Quartale in Folge profitabel sein müssen. Das Thema hatte ja zuletzt bei Tesla größere Aufmerksamkeit bekommen.

DAX wird auf 40 Werte erweitert

Dem folgt nun auch die Deutsche Börse. Nach umfangreichen Konsultationen mit Marktteilnehmern hat der Börsenbetreiber bzw. seine Index-Tochter STOXX für die Auswahl-Indices DAX, MDAX, SDAX und TecDAX neue Regeln bekannt gegeben. Die wohl wichtigste dabei: Ab September 2021 soll der DAX auf 40 Werte aufgestockt werden. Diese kommen aus dem MDAX, der gleichzeitig von bislang 60 auf 50 Werte verringert wird.

Diese Rochade sehe ich durchaus mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Einerseits dürfte der DAX selbst an thematischer Breite gewinnen. Andererseits haben wohl hier eher die Kleinanleger das Nachsehen, die sich bislang mehr auf den MDAX oder auf die anderen Auswahl-Indices fokussiert haben. Denn dem M DAX gehen ja nun die zehn größten Werte verloren, was insgesamt der Index-Liquidität deutlich abträglich sein wird.

Profitabilität zählt künftig für den DAX

Noch ein wichtiges neues Kriterium: Wer künftig in den DAX will, muss vor der Aufnahme ein positives EBITDA in den letzten beiden Finanzjahren vorweisen können. Diese neue Regel gilt sogar schon ab Dezember 2020. Eine Delivery Hero hätte es unter diesen Voraussetzungen bekanntlich nicht in den DAX geschafft.

Auch das ist ein zweischneidiges Schwert, auch wenn ich die Einführung eines qualitativen Kriteriums sehr begrüße. Denn insbesondere aufstrebende Unternehmen werden hier wohl zukünftig es deutlich schwerer haben, in den DAX zu kommen. Andererseits: Damit könnte der TecDAX wieder an Gewicht gewinnen. Denn bei ihm bleibt es im Grunde bei dem Kriterium der Marktkapitalisierung, kombiniert mit einem neu eingeführten Mindestumsatz. Außerdem können auch ausländische Unternehmen aufgenommen werden, soweit sie ihren juristischen Hauptsitz in einem EU- oder EFTA-Land bzw. einen operativen Hauptsitz in Deutschland haben. Das könnte unter dem Strich den TecDAX dann tatsächlich zu einem echten Technologie-Index werden lassen. Sicherlich nicht so bedeutsam wie der Nasdaq, aber auch wieder deutlich mehr als das bislang vernachlässigte Anhängsel der Börse.

Fazit: Ob die Index-Veränderungen nun tatsächlich der große Wurf werden, bleibt abzuwarten. Für die aktuellen Dispositionen haben sie sowieso noch keinen Einfluss, da die meisten Neuerungen erst im dritten Quartal 2021 eingeführt werden. Die Hereinnahme von qualitativen Kriterien ist allerdings grundsätzlich positiv zu beurteilen. Mal schauen, was die Investoren daraus machen.

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