DAX: Die Deutsche Börse plant den großen Wurf
Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Nachdem die Deutsche Börse im Zuge der Wirecard-Affäre mächtig in Kritik geraten war, weil man aus Sicht der Marktteilnehmer zu lange den insolventen Zahlungsdienstleister im DAX belassen musste, wagt der Börsenbetreiber nun die großen Veränderungen.
Endlich auf die Profitabilität geschaut
Wichtigstes Detail dabei: Man will endlich dem Vorbild solch bedeutender Indices wie dem S&P 500 folgen und die Profitabilität eines Unternehmens zu einem der Haupt-Kriterien für die Index-Mitgliedschaft machen. Der zuständige Indexanbieter Stoxx führt seit Anfang der Woche entsprechende Marktkonsultationen durch. Beim Thema Profitabilität läuft alles darauf hinaus, dass zukünftig Unternehmen, die in den DAX wollen, mindestens die zurückliegenden zwei Jahre einen positiven operativen Gewinn auf Basis des EBITDA erwirtschaftet haben müssen. Unter dieser Voraussetzung würde beispielsweise eine Delivery Hero nicht mehr in den DAX kommen können.
Mehr und zeitnahe Transparenz
Ein weites neues und aus unserer Sicht wichtiges Kriterium: Die Deutsche Börse will Verzögerungen bei der Bilanzvorlage nicht mehr tolerieren. Gerade Wirecard hatte ja hier mit immer wieder neuen Verschiebungen für Unmut gesorgt. Zukünftig will die Deutsche Börse verlangen, das DAX-Unternehmen entsprechende Quartalsberichte pünktlich präsentieren und Werte, die in den anderen Auswahlindices enthalten sind, ihre testierten Jahresabschlüsse.
Ebenfalls im Gespräch ist, dass auf Unternehmensebene zukünftig ein Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat vorhanden sein muss. Außerdem will die Deutsche Börse in seinen Indices zukünftig keine Unternehmen mehr sehen, die mehr als 10 % ihrer Umsätze mit sogenannten kontroversen Waffen erzielen. Ein eher schwammiger Begriff, aber in diesem Fall würde zum Beispiel eine Airbus rausfliegen.
Streubesitz wird wichtiger
Und noch eine Neuerung ist geplant: Denn bei der Auswahl soll nur noch die Marktkapitalisierung des Streubesitzes herangezogen werden. In der Praxis würde das bedeuten, dass Unternehmen, die zwar insgesamt eine hohe Marktkapitalisierung erreichen, aber nur einen relativ geringen Streubesitz, ebenfalls nicht infrage kämen. Dies alles sicherlich unter dem Aspekt, dass die Deutsche Börse in ihren Index-Mitgliedern eine entsprechende Mindest-Handelsliquidität sicherstellen will.
Und zu guter Letzt: Überlegt wird auch, den DAX von bislang 30 auf 40 Werte zu erweitern. Im Gegenzug würde der MDAX von 60 auf 50 Unternehmen verkleinert werden. Gerade für Privatanleger und kleineren Fonds sicherlich allerdings halt eher schlechtes Geschäft. Während der DAX nur rund 10 % an Marktkapitalisierung gewinnen würde, würde der MDAX rund ein Drittel verlieren.
Gute Ideen für den DAX?
Was ist von den ganzen Ideen zu halten? Aus unserer Sicht sind die meisten Überlegungen komplett zu begrüßen. Insbesondere die geforderte Transparenz der Unternehmen wie auch der Nachweis einer nachhaltigen Profitabilität abseits von Bilanzspielereien wäre ein wichtiger Fortschritt, um die Qualität des Index zu verbessern. Die Vergrößerung beim DAX bzw. Verkleinerung beim MDAX würden wir nicht so gerne sehen. Wir denken, dass dieser Vorschlag am Ende auch bei den Marktteilnehmern eher auf Ablehnung stoßen wird.
Fazit: Alles in allem ist die Zeit mehr als reif, um den DAX neu aufzustellen. Sollten die zukünftigen Kriterien feststehen, will die Deutsche Börse im November darüber berichten und die neuen Standards dann im kommenden Jahr einführen. Wozu auch gehört, dass zukünftig zweimal im Jahr eine Generalüberprüfung stattfinden soll. Mal sehen, inwieweit das dem DAX im internationalen Vergleich und vor allen Dingen bei den global agierenden Investoren hilft.
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