DAX Schlussbericht: Auf der Stelle – Mit Sartorius, Vonovia, Porsche, Shop Apotheke, SGL Carbon und Leoni

Nachdem die Deutsche Börse am Donnerstag sehr positiv auf die Zinsentscheidungen sowohl in Amerika als auch in der Eurozone reagiert hatte, standen am Freitag eher Stillstand bzw. leichte Gewinnmitnahmen auf dem Programm. Das hatte auch wieder etwas mit Konjunkturzahlen aus Amerika zu tun.

Denn dort fiel ein Arbeitsmarkt-Bericht deutlich über den Erwartungen aus. Das entfachte wieder einmal Sorgen um die weitere Zinspolitik der Notenbanken.

Unter dem Strich beendete der DAX den letzten Handelstag der Woche mit einem kleinen Abschlag von 0,2% auf 15.476,43 Punkte. Beim MDAX schlug ebenfalls ein kleines Minus von allerdings nur 0,1% auf 29.778,59 Punkte zu Buche. Der SDAX ging mit 13.494,83 Zählern nahezu unverändert ins Wochenende, während der TecDAX sogar ein kleines Plus von 0,1% auf 3.338,57 Zähler schaffte.

Aktien im Fokus

Größer Tages-Gewinner im DAX war gestern die Vorzugsaktie von Sartorius. Das kam etwas überraschend, nachdem das Unternehmen vor gut einer Woche Zahlen präsentiert hatte, die bei vielen Analysten eher auf ein gemischtes Echo stießen. Das hatte einige Herabstufungen zur Folge, was die Aktie kurzzeitig unter Druck brachte. Doch seit zwei Tagen geht es nun wieder deutlich bergauf. Was wohl damit zu begründen ist, dass auch grundsätzlich das Unternehmen zuversichtlich geblieben ist. So sollten die Rückschläge eher Gelegenheit zum Nachkauf darstellen. Die Vorzüge gewannen gestern 2,02% hinzu.

Dagegen gab es sichtbaren Verkaufsdruck bei Immobilienaktien. Dies natürlich vor allem auch wegen der neu entfachten Zinssorgen (wie oben beschrieben). Hinzu kam aber wohl auch noch als quasi Nachbrenner die Ankündigung von Vonovia, immerhin Europas größter Wohnungskonzern, erst einmal für dieses Jahr sämtliche Neubauprojekte auf Eis zu legen. Vonovia büßte deshalb gestern 2,8% ein. Der Branchen-Wettbewerber LEG Immobilien gab sogar 3,09% ab, während TAG Immobilien auf einen Tagesverlust von 3,82% kam. Besonders stark traf es allerdings den Spezialisten für Gewerbeimmobilien Aroundtown, der mit einem Abschlag von 4,69% ins Wochenende geschickt wurde.

Einen Tagesverlust von 0,3% fuhr gestern die Porsche Automobil SE ein. Dies war allerdings eher dem Marktumfeld geschuldet, weniger der Meldungslage. Diese war im Gegenteil sogar positiv. So hatte Porsche gemeldet, dass man sich am Ladespezialisten ABB E-Mobility beteiligt habe. Über eine Privatplatzierung soll ein zweistelliger Millionen-Euro-Betrag investiert werden. Damit setzt Porsche klar darauf, dass in den nächsten Jahren die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge wesentlich ausgebaut werden muss.

Einen Tagesverlust von zeitweise rund 5,4% musste die Online-Apotheke Shop Apotheke hinnehmen. Diese kam unter Druck, nachdem der Schweizer Konkurrenz Zur Rose mitgeteilt hatte, sein Schweizer Geschäft an den dortigen Handelskonzern Migro zu verkaufen und sich auf Deutschland zu fokussieren. Das dürfte die Konkurrenzsituation für Shop Apotheke deutlich verschärfen. Am Ende des Tages gelang es der Aktie allerdings, dass Tagesminus auf nur noch 0,6% zu reduzieren. Zur Rose gewann im Übrigen über 30% hinzu, was im Markt auch mit einer echten Short-Squeeze erklärt wurde.

Zu den stark nachgefragten Werten gehörte SGL Carbon. Das Unternehmen verbuchte einen Tagesgewinn von stattlichen 12,5%, nachdem das Analysehaus Stifel die Aktie nicht nur erneut mit Kaufen bewertete, sondern auch das Kursziel von vormals 9 Euro auf 13 Euro anhob. Begründet wurde dies mit der weltweit hohen Nachfrage nach Hochleistung-Halbleitern auf Siliziumcarbid-Basis. Ein Stoff, der von SGL in seiner Sparte Graphite Solutions hergestellt und verkauft wird. Dabei sehen die Analysten insbesondere aufgrund einer relativ geringen Wettbewerbssituation hier weiterhin deutliche Wachstumschancen.

Aufreger des Tages war die Aktie des Kabelspezialisten und Autozulieferers Leoni. Derzeit herrscht bei dem Unternehmen geradezu blankes Chaos und Verzweiflung. So war ein dringend benötigter Teilverkauf sozusagen in letzter Minute geplatzt. Dieser hätte Firmen 400 Million € eingebracht. Dann kündigte Vorstandschef Aldo Kamper Anfang der Woche an, in wenigen Wochen das Unternehmen verlassen zu wollen, weil er Vorstandschef bei ANS-Osram werden soll. Als wenn das nicht reicht, kündigte Leoni nun an, einen Kapitalschnitt zur Rettung in Betracht zu ziehen. Das würde unter dem Strich eine weitgehende Verwässerung der bisherigen Anteile der Aktionäre bedeuten. Ein Umstand, der natürlich niemandem gefällt. Deshalb brach Leoni gestern um 43,8% ein.

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