DAX Schlussbericht: Rezessionsgedöns – Mit Adidas, Deutsche Bank, Deutsche Post, HellFresh, Carl Zeiss Meditec, Heidelberger Druck und Singulus

Der deutsche Aktienmarkt verabschiedete sich heute mit deutlichen Negativ-Vorzeichen ins Wochenende. Wie am Markt zu hören war, nimmt die Nervosität wieder deutlich zu. Dies mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung, wo nun wieder befürchtet wird, dass es den Zentralbanken nicht gelingt, die jeweiligen Wirtschaften in ein Soft Landing zu führen.

Vor diesem Hintergrund gab der DAX heute um 1,4% auf 15.307,98 Punkte nach. Der MDAX verschlechterte sich sogar um 2,2% und ging mit 28.394,76 Punkten in den Feierabend. Beim SDAX schlug ein Minus von 1,6% auf 13.260,06 Punkte zu Buche, während der TecDAX sich um 1,4% auf 3.245,66 Zähler verschlechterte.

Aktien im Fokus

Die schlechte Stimmung insbesondere im DAX hatte einen Namen: Adidas. Der Sportartikel-Hersteller hatte bereits gestern Abend nach Börsenschluss eine weitere Umsatz- und Gewinnwarnung ausgesprochen. Ursache dafür erneut die Trennung letztes Jahr vom umstrittenen US-Rapper Kanye West. Weil hier nicht nur weitere Umsatzrückgänge drohen, sondern auch sehr wahrscheinliche Abschreibungen in Höhe von mehreren hundert Millionen €, rechnet Adidas nur noch mit einem Umsatz in diesem Jahr von rund 1,2 Milliarden € und einem Betriebsergebnis von einer halben Milliarde Euro. Dafür gab es heute bei Adidas ein Minus von 11,33%.

Unter Druck stand auch die Aktie der Deutschen Bank. Hier sorgte eine Herabstufung durch die Bank of America für Unruhe. Der zuständige Analyst senkte seine Einstufung von zuvor Neutral auf Underperform, was der Aktie heute ein Minus von 3,1% einbrachte.

Ebenfalls Verluste verbuchte die Deutsche Post. Hier sorgte die Mitteilung für Unruhe, dass Tarifverhandlungen für die insgesamt 160.000 Beschäftigte erst einmal gescheitert sind. Die Gewerkschaft Verdi will nun eine Urabstimmung über einen Arbeitskampf einleiten. Die Aktie gab heute 1,8% ab.

Zu den großen Verlierern des Tages gehörte der Kochboxen-Anbieter HelloFresh. J.P. Morgan zeigte sich in einer neuen Analyse sehr skeptisch, was die weiteren Aussichten angeht. Man sehe hohe Abwanderungsraten bei im besten Fall stabilen Brutto-Kundenzuwächsen. Das dürfte das Wachstum generell begrenzen. Außerdem muss sich HelloFresh einer größeren Konkurrenz stellen. Das alles kam im Markt überhaupt nicht gut an. Die Aktie büßte heute fast 13% ein und war damit Schlusslicht im MDAX.

Ein Tages-Plus von 0,88% konnte Carl Zeiss Meditec verbuchen. Der Medizintechnik-Spezialist meldete für sein erstes Fiskalquartal einen Umsatz von 470,3 Millionen €, was über den Erwartungen lag. Dass die Aktie selbst daraus nicht mehr machen konnte, lag am Ausweis des operativen Ergebnisses. Denn das EBIT fiel von zuvor 74,4 Millionen € auf 60,3 Millionen € und verfehlte damit die Markterwartungen. Die EBIT-Marge verkleinerte sich deshalb von zuvor 18,1% auf 12,8%. Carl Zeiss Meditec erklärte dies mit höheren Investitionen und versprach, im Gesamtjahr wieder auf eine Marge zwischen 19 und 21% zu kommen. Der Markt ist offenbar bereit, hier dem Unternehmen noch eine Gnadenfrist einzuräumen.

Erneut abwärts ging es bei Heidelberger Druck. Dies nun schon den fünften Tag in Folge. Heute fiel das Tagesminus mit 7,70% am höchsten aus. Das sind immer noch Nachwirkungen vom letzten Quartalsbericht. Dabei hatte das Unternehmen zwar aufgrund eines sehr guten Geschäftes im Verpackungsbereich eine weitere deutliche Umsatzsteigerung ausweisen können. Allerdings verbuchte das EBITDA einen Rückgang um 28% auf 41 Millionen €. Dies führte das Unternehmen insbesondere auf die Zahlungen einer Inflationsausgleichprämie an die Belegschaft zurück. Was im Markt außerdem nicht gut ankam, war das Spartenergebnis im Bereich Elektromobilität. Hier verzeichneten insbesondere die Hoffnungsträger Wallboxen einen deutlichen Umsatzrückgang.

Zu den stärksten Tagesgewinnern am deutschen Markt gehörte die Aktie von Singulus. Der Maschinenbauer, der insbesondere Produktionsmaschinen für die Solarbranche herstellt, aber auch in neue Bereiche wie Wasserstoff und Batterietechnik expandieren will, teilte mit, dass man eine neue Finanzierung über bis zu 20 Millionen € erhalten habe. Ein erste Tranche über 9,6 Millionen € habe man dabei bereits abrufen können. Laufzeit dieser Finanzierung soll bis 18 Monate sein. Das brachte der Aktie heute einen Tagesgewinn von über 17% ein. Ob dieser allerdings lange anhält, darf bezweifelt werden. Denn noch immer wartet der Markt auf die Vorlage der Bilanzen aus dem Jahr 2020 und 2021. Derzeitiger Termin soll Mitte März 2023 sein.

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