Deutsche Lufthansa: Doch noch Insolvenz?

Unverhofft kommt manchmal doch öfter als man denkt! So jedenfalls beim leidigen Thema Deutsche Lufthansa. Hatten die Anleger bislang geglaubt, dass das mit der Bundesregierung vereinbarte Rettungspaket nach den Zugeständnissen auch in Richtung EU-Kommission durch wäre, gibt es inzwischen wieder ganz große Fragezeichen.

Der Knackpunkt ist die außerordentliche Aktionärsversammlung, die mehrheitlich dem Rettungspaket zustimmen muss. Schließlich will der Bund sich 20 % der Anteile sichern mit einer Option auf weitere 5 %, um im Ernstfall eine Übernahme aus dem Ausland verhindern zu können. Aber da macht derzeit der Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele einen Strich durch die Rechnung.

Bekommt Großaktionär ein Veto?

Wie mitgeteilt wurde, hat der Milliardär, der insbesondere durch sein Engagement bei Knorr-Bremse bekannt ist, seine bisherige Beteiligung von 10 % auf mindestens 15 % aufgestockt. Klingt nach nicht viel, könnte allerdings das berühmte Zünglein an der Waage spielen. Denn Hauptversammlungen, auch solch bedeutsamen wie die anstehende bei der Lufthansa nächste Woche, tendieren dazu, dass meist ein Großteil der stimmberechtigten Aktionäre, meist Kleinanleger, der Veranstaltung fernbleiben. In diesem Fall geht es sogar um eine virtuelle Hauptversammlung, was die Abwesenheitsquote interessanterweise wohl nochmals erhöhen dürfte.

Entsprechend kann sich Thiele durchaus ausrechnen, dass er mit seinen wahrscheinlich 15 % ein überdurchschnittlich hohes Gewicht in der Hauptversammlung erreichen könnte. Der Vorstand der Lufthansa selbst schätzt, dass auf der Hauptversammlung weniger als 50 % des Kapitals vertreten sein werden. Entsprechend müsste eine Zweidrittelmehrheit für die dem Rettungspaket zu Grunde liegende Kapitalerhöhung stimmen. Thiele könnte mit seinen 15 % hier in eine entsprechende Veto-Position kommen.

Lufthansa in der Insolvenz: Was würde das bedeuten?

Natürlich wäre jetzt hier interessant, was sich der Großaktionär als Option denkt. Er würde anscheinend sogar eine Insolvenz als aussichtsreicher ansehen. Allerdings bleibt es bei unserer Einschätzung, dass in diesem Fall jegliche Perspektive absolut unsicher wäre. Es könnte durchaus sein, dass hier nicht nur den Aktionären ein Totalverlust droht (also auch Thiele), sondern selbst bei einer operativen Weiterführung des Geschäftes die Lufthansa etliche Start- und Landerechte verlieren würde.

Unter dem Strich ist es schon etwas seltsam, dass sich der Großaktionär sozusagen kurz vor Ultimo mit seinen Bedenken meldet. Schließlich hätte er genügend Zeit gehabt, dass im Rahmen der Verhandlungen über das Rettungspaket zu formulieren. Wir wären natürlich insgesamt auch nicht besonders glücklich über die Bedingungen der Staatshilfe. Doch würden wir sie allerdings nach wie vor als beste Option sehen, um den Betrieb der Lufthansa vorerst aufrecht zu halten. Alles andere könnte für weitere Unwägbarkeiten sorgen. Da würden wir uns hier nicht zutrauen, eine tatsächliche Perspektive für die Aktie zu formulieren.

Aktie bleibt kritisch

Fazit: Das Aufbegehren des Großaktionärs ist hinsichtlich der anstehenden möglichen Verwässerung seiner Anteile sicherlich nachvollziehbar. Aber wir glauben, dass er mit seiner Opposition aktuell dem Unternehmen kein Gefallen tut, sondern im Gegenteil hier tatsächlich ein Scheitern provozieren könnte. Denn wir glauben nicht, dass die Regierung das Rettungspaket wesentlich nachverhandeln würde, da sie selbst in politischen Zwängen verstrickt ist.

Insofern gilt unsere bisherige Einschätzung: Die Lufthansa bleibt in der Tendenz eine interessante Rebound-Spekulation. Aktuell sollte man das ganze allerdings eher von der Seitenlinie aus betrachten. Wir hatten ja entsprechendes schon bei unserer Branchen-Empfehlung für die Airlines angesprochen.

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