Eastman Kodak: Ist das jetzt eine Schnapsidee?

Wenn je das Sprichwort „Totgesagte leben länger“ am Aktienmarkt seine Bestätigung gefunden hat, dann bei Eastman Kodak. Der Spezialist für Fototechnik ist ein Paradebeispiel dafür, was passieren kann, wenn man technische Umwälzungen verschläft. Früher einmal einer der wichtigsten Hersteller von Fotomaterialien und Fotoapparaten, hatte Eastman Kodak den Wechsel hin zur Digitalfotografie quasi komplett verschlafen. Mit dem Ergebnis, dass man 2012 in Gläubigerschutz gehen musste.

Eastman Kodak hatte wichtige Trends verschlafen!

Seit der Zeit lag die Aktie am Boden.  Am Freitag vorvergangener Woche notierte das Papier gerade einmal bei 2,10 Dollar. Doch dann änderte sich alles schlagartig. Denn ausgerechnet US-Präsident Trump kam mit einer Meldung heraus, bei der sich viele Marktteilnehmer wohl eher ungläubig die Augen gerieben haben. Denn er gab bekannt, dass die Regierung im Rahmen des sogenannten Defense Production Act (DPA) Eastman Kodak 765 Millionen Dollar leiht.

Ein neues Geschäftsmodell!

Dieses Geld soll dazu genutzt werden, dass Eastman Kodak in die Produktion von pharmazeutischen Wirkstoffen eintritt, die zur Produktion von Generika braucht werden. Damit will die US-Regierung die Abhängigkeit von ausländischen Importen verringern. Unter den geplanten Wirkstoffen ist beispielsweise auch Acetaminophen zu finden, der in Amerika am weitesten verbreitete Inhaltsstoff von Medikamenten mit Anwendungen in Hunderten von Erkältungs-, Grippe-und Allergie-Mitteln. Aktuell wird nahezu die gesamte Weltproduktion in China und Indien abgewickelt, zwei Drittel davon allein in China.

Aber warum ausgerechnet Eastman Kodak?

Zwar verweist das Unternehmen auf seine früheren Erfahrungen in der Herstellung von chemischen Stoffen. Aber Pharma funktioniert heutzutage gänzlich anders. Erfahrungen mit trotzdem benötigten Zulieferern wie auch mit den Regulatorien sind bislang nicht bekannt. Die Annahme von Eastman-Kodak-Chef Jim Continenza, dass seine Firma bis zu 30-40 % seines gesamten Geschäftes später mit der Produktion pharmazeutischer Stoffe machen kann, scheint hier sehr optimistisch, zumal schon jetzt damit gerechnet wird, dass diese Stoffe insgesamt deutlich teurer sein werden als die ausländischen Angebote.

Wenn man jetzt nicht unbedingt einen patriotischen Ansatz unterstellt, dürfte Eastman Kodak erhebliche Schwierigkeiten haben, hier das Geschäft aufzubauen. Selbst unter der Prämisse, dass der Grundansatz von Trump, sich unabhängiger von Importen zu machen, durchaus richtig ist. Aber da wäre sicherlich einer der etablierten Pharmakonzerne die bessere Adresse gewesen.

Mörderische Vola!

Nach den Plänen schoss die Aktie von Eastman Kodak bis auf 60 Dollar hoch. Allerdings notiert sie jetzt inzwischen schon wieder unter 18 Dollar. Und es ist wohl sehr wahrscheinlich, dass hier noch einiges vom Tisch genommen wird, denn ein weiterer Aspekt sollte nicht außer acht gelassen werden. Denn in den nächsten Tagen muss Eastman Kodak insgesamt 29,9 Millionen Aktien an bisherige Wandelschuld-Besitzer ausgeben. Für die ist das natürlich wahrscheinlich das Schnäppchen ihres Lebens. So ist wohl eher anzunehmen, dass hier dann auch Kasse gemacht wird. Was Eastman Kodak gleich von zwei Seiten in die Zange nehmen würde: einerseits durch die deutlich erhöhte Aktienanzahl (+70 %), andererseits wahrscheinlich dann durch den entsprechenden Verkaufsdruck.

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Fazit: Unter den aktuellen Entwicklungen sollte man sich Eastman Kodak sicherlich auf die Beobachtungsliste setzen, denn wer weiß, was hier sich noch gestalten lässt. Aktuell dürfte allerdings die Volatilität weiterhin extrem hoch bleiben, so dass sich ein mittel-bis langfristiges Investment noch nicht ernsthaft darstellen lässt.

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