Europa sucht die beste Energie – BP, Shell, Trillion Energy, Nel ASA und Plug Power im Fokus
Europa ist stark abhängig von Öl und Gas, insbesondere für die Energieerzeugung, Heizung und als Industrierohstoff. Rund 40 % des Gases und 30 % des Öls stammten bis 2022 aus Russland, nach dem Einmarsch in die Ukraine 2022 hat die EU jedoch begonnen, ihre Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen durch die Diversifizierung von Lieferanten und den starken Ausbau erneuerbarer Energien zu verringern. Trotz dieser Bemühungen bleibt der alte Kontinent kurz- bis mittelfristig stark auf Importe angewiesen. Wirtschafts- und Umweltminister Habeck möchte neue Gaswerke bauen, welche natürlich perspektivisch tituliert als „Wasserstoff-Ready“ auch mit H2 betrieben werden können. Aktuell scheint die Wasserstoffbranche out – gibt es hier ein Comeback? Wir analysieren, wie Investoren von dieser Gemengelage profitieren können.
Rohstoffe im geopolitischen Spannungsfeld
Die Ereignisse im Nahen Osten bestimmen aktuell das Handelsgeschehen an den Rohstoffmärkten. Während die Aktienindizes für Standardwerte immer noch nahe ihrer Höchststände notieren, konnten die Rohstofftitel nur kurzfristig von den steigenden Ölpreisen profitieren. Die Raketenangriffe des Iran haben die Ölsorten um über 5 % nach oben bewegt, obwohl fossile Brennstoffe sich seit Monaten im konjunkturbelasteten Abwärtstrend befinden. Wegen moderater Wachstumsaussichten ist der Bedarf an Brennstoffen weltweit gesunken, das drückt auf die Preise.
Nun blicken die Akteure auf das vorbleibende Eskalationspotenzial, was vor allem die Ölsorte Brent unterstützt. Mit einem Kriegseintritt der USA und der Gefährdung der iranischen Ölanlagen, könnte die Weltversorgung mit Öl adhoc um bis zu 5 Millionen Barrel pro Tag zurückgehen. Andererseits würde im Falle einer Beruhigung an den Kriegsfronten eine seit längerer Zeit im Markt vorhandene Erwartung, dass das Öl-Angebot aufgrund nachlassender Förderdisziplin der OPEC+ Staaten doch stärker steigen könnte, wieder Oberwasser bekommen. Was für die Weltölversorgung gilt, muss nicht für Zentraleuropa zutreffen.
Abgeschnitten von der russischen Versorgung versucht Brüssel seit Monaten für die EU eine stabile Anlieferung von Rohstoffen zu gewährleisten. Mit Blick auf den nahenden Winter darf allerdings daran gezweifelt werden, dass dies kostengünstig erreicht werden kann. Die Aktien der Ölkonzerne befanden sich vor kurzem in einer ausgedehnten Korrektur und bewegten sich in stabilen Abwärtstrends. Die aktuelle Gemengelage führte zu einem Aufbäumen, die in einen Trendwechsel münden könnte.
BP und Shell – Die Chance auf einen Rebound steigt
Die Energieriesen British Petroleum kurz BP (LSX: BPAQF WKN: 850517 ISIN: GB0007980591) und Shell (LSX: RYDAF WKN: A3C99G ISIN: GB00BP6MXD84) hatten bis Ende September zwischen 20 und 30 % Korrektur zu verkraften. Für die multinationalen Konzerne gleicht dies einem Schlag ins Gesicht, denn die Geschäfte laufen außerordentlich gut. BP hat im zweiten Quartal trotz deutlich gesunkener Raffineriemargen mehr verdient als erwartet und wies einen Anstieg des bereinigten Gewinns zu Wiederbeschaffungskosten von 2,59 auf 2,76 Mrd. USD aus. Analysten hatten BP im Mittel nur 2,54 Mrd. USD zugetraut.
Die Zahlen waren geprägt von einem durchschnittlichen Gasvermarktungs- und Handelsergebnis, deutlich niedrigeren Raffineriemargen, hingegen stärkeren Kraftstoffmargen und niedrigeren Steuern. Der Umsatzanteil von BP aus erneuerbaren Energien und zukunftsorientierten Projekten ist derzeit mit 8 % noch relativ gering im Vergleich zu den traditionellen Geschäften mit fossilen Brennstoffen. Immerhin hat der Konzern seit 2019 bereits 41 % seiner eigenen Emissionen eliminiert. Der Umsatz soll sich in 2024e auf 199 Mrd. USD bewegen, ein Vorsteuergewinn von 17,7 Mrd. USD wird erwartet. Die Briten locken mit einer Dividendenrendite von knapp 6 % und einem KGV von 8,5.
Beim Konkurrenten Shell wird der Umsatz im laufenden Jahr von 243 auf 318 Mrd. USD regelrecht explodieren. Hier beträgt die Ausschüttung für Aktionäre ca. 4,1 % und auch das KGV liegt mit 8,4 auf vergleichbarer Höhe. Shell hat angekündigt, seine Ausgaben für erneuerbare Energien und kohlenstoffarme Technologien stark zu erhöhen. Im vergangenen Jahr erzielten die Briten etwa 14 % ihres Umsatzes aus den Geschäftsbereichen Integrated Gas, Renewables and Energy Solutions.
Mit knapp 31 EUR liegt die Ex-Royal Dutch-Aktie in 2024 nur 15 % unter dem historischen Höchststand aus dem Jahr 2001. 13 von 21 Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon vergeben ein „Kauf“-Votum mit einem durchschnittlichen Kursziel von 39,50 EUR. Zum aktuellen Niveau von 31,00 EUR immerhin noch ein Potenzial von plus 27 %. Bei BP sind 12 von 24 Experten bullish mit einer 12-Monats-Kurserwartung von 6,30 EUR. Gegenüber der aktuellen Notiz ist dies ein Aufschlag von 29 %. Shell hat Anfang Oktober seinen Ausblick bis zum Jahresende im Schnitt um 5 % nach oben angepasst, Goldman Sachs und Jefferies reagierten mit einer Bestätigung für ihr „Buy“-Votum. Sowohl BP als auch Shell sind ausgezeichnete Langfristanlagen mit geringen Ausschlägen nach oben oder unten.
Trillion Energy – Die Gasprojekte im Schwarzen Meer kommen voran
Neben den Rohstoff-Titanen sollte der Blick auch auf interessante Nebenwerte gerichtet werden. Ein noch etwas kleinerer aber stark wachsender Gasförderer im Schwarzen Meer ist die kanadische Trillion Energy International (CSE: TCF WKN: A3EVV5 ISIN: CA89624B3020). Die Liegenschaften befinden sich in einer umworbenen Zone mit zahlreichen Ressourcen nahe der türkischen Grenze. Von großer Bedeutung ist das Gasfeld SASB, dass sich die Kanadier zu 49 % gesichert haben. Die Mehrheit liegt noch beim türkischen Mineralölkonzern TPAO als hoheitlichen Rohstoff-Eigentümer. Trillion hat den operativen Betrieb des Gasfelds übernommen und sorgt auch für die logistische Ausstattung der Schürfstelle mit allen notwendigen Apparaturen.
Wer jetzt im europäischen Kontext denkt, könnte Vermutungen anstellen, dass sich die EU-Energiefrage vielleicht auch über den türkischen Zugang zum Schwarzen Meer lösen lässt. In der Tat hat die Türkei das Wachstumsfeld Gas für sich entdeckt und weitet die Förderung beständig aus. Immer häufiger schließt Ankara LNG-Lieferverträge mit internationalen Abnehmern ab. Das Land will seine üppigen Reserven nutzen, um die Aufmerksamkeit der EU auf ein mögliches Beitrittsland zu lenken, obwohl die letzten Verhandlungen an den ungeklärten Menschenrechtsfragen gescheitert sind. In der Region ist ein regelrechter Boom ausgebrochen, nachdem in den vergangenen Jahren große Gasfelder entdeckt wurden.
Trillion Energy meldete für August steigende Produktionszahlen: Knapp 1,1 Mio. USD konnten erlöst werden, zum größten Teil aus dem Gasfeld SASB ergänzt durch etwas Öl. Für das mit 11,2 Mio. EUR bewertete Unternehmen bedeutet das bei gleichbleibender Förderrate ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1 zum Jahresultimo. CEO Arthur Halleran ist zuversichtlich, dass das Ende der Fahnenstange dort noch nicht erreicht ist: „Der erzielte Bruttoumsatz im August von 1,46 Millionen USD veranschaulicht das zukünftige Potenzial, sobald wir mit mehr als nur zwei Gasquellen produzieren können“. Das Gasfeld SASB ist über Meerespipelines mit dem türkischen Erdgasnetz verbunden, verkauft wird über einen Take-or-Pay-Vertrag.
Über die Abnahme der Produktion müsste sich Trillion Energy angesichts der europäischen Energiekrise auch ohne einen solchen Vertrag nicht sorgen. Eine Vielzahl von kleineren Gasförderern hat sich nun in der Region angesiedelt, um vom möglichen „Exportkuchen“ ein Stück abzubekommen. Das politische Kalkül der Erdogan-Administration ist klar: Die Türkei möchte zur wichtigsten Drehscheibe für Energie in der Region werden, nachdem Russland noch über Jahre sanktioniert werden dürfte. Der Minister für Energie und natürliche Ressourcen Alparslan Bayraktar kommentierte jüngst: „Wir werden weiterhin zur Energieversorgungssicherheit sowohl unseres Landes als auch unserer Region beitragen.“
Mit zukünftigen Gas-Überschüssen könnte die Türkei zu einem wichtigen Versorger Südeuropas werden, der Einfluss von Russland und dem Iran sollte dann automatisch zurückgehen. Vor der türkischen Küste lagern noch beträchtliche Vorkommen, die die Produktion in den nächsten Jahren vervielfachen werden. Trillion Energy ist bestens positioniert und plant einen deutlichen Ausbau der Gasproduktion, um irgendwann zu einem europäischen Player zu avancieren. Anleger können auf einer niedrigen zweistelligen Bewertungsbasis noch elegant auf den Zug aufspringen. Die Aktie wird in Frankfurt und in Kanada sehr liquide gehandelt.
Nel ASA und Plug Power – Der Ausverkauf geht weiter
Keine gute Zeit für die Wasserstoff-Pioniere in Europa und den USA. Die internationalen Protagonisten Plug Power und Nel ASA leiden unter rückläufigen Aufträgen und sinkender Investitionsbereitschaft. Im derzeitigen Umfeld prescht die Nuklear-Energie international wieder nach vorne, während der Wasserstoff zunehmend auf der Strecke bleibt. Hingegen scheitern die notwendigen öffentlichen Aufträge an der hohen Verschuldung.
Wegen beträchtlicher Entwicklungskosten und schwieriger Refinanzierung führt dies in den Unternehmen zu einer schrumpfenden Liquiditätsversorgung, das drückt weiterhin auf die Kurse. Die Branche setzt nun große Hoffnung auf die Demokratin Kamala Harris, denn sie scheint gewillt, die Klima-Investitionen ihres Vorgängers Joe Biden fortführen zu wollen.
Der norwegische Hydrogen-Pionier Nel ASA (FRA: NLLSF; WKN: A0B733, ISIN: NO0010081235) eilt im Kurs derzeit von Tief zu Tief. Selbst gute Nachrichten zu einer Kooperation mit der italienischen Saipem hievten die Aktie nur kurzzeitig in positives Terrain. Auf der World Hydrogen Week in Kopenhagen hat Saipem den „IVHY 100“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine skalierbare und modulare 100-MW-Lösung für grünen Wasserstoff, die die Technologie von Nel beinhaltet.
Trotz dieser Teilerfolge ist die Politik von einem flächendeckenden Aufbau eines H2-Ökosystems längst abgekommen. Der Grund: Die Elektrolyse-Technologie ist derzeit einfach noch zu teuer, um in der Breite wirtschaftlich zu sein. Langfristig wird jedoch erwartet, dass die Skalierung der Produktion die Kosten senkt. Immerhin traut man der Wasserstoff-Technologie damit zu, wichtige Spezial-Segmente in der Versorgung abzudecken.
Immer noch im tiefen der Tal Enttäuschung verweilt der 10-mal größere US-Konkurrent Plug Power (NASDAQ: PLUG, WKN: A1JA81; ISIN: US72919P2020). Auch hier gibt es erfreuliche Nachrichten von Unternehmensseite, die manch Anleger wieder hoffen lässt. So konnte Plug Power einen Rahmenvertrag mit dem australischen Ammoniak-Produzenten Allied Green Ammonia (AGA) unter Dach und Fach bringen. Die Vereinbarung zielt auf die potenzielle Lieferung von drei Gigawatt Elektrolyseur-Kapazität ab.
Die Partnerschaft zwischen Plug und AGA ist laut CEO Andy Marsh „ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Bau einer der weltweit größten Anlagen zur Herstellung von grünem Ammoniak“. Aktuell sind Plug Power und Nel ASA mit 1,88 EUR bzw. 0,395 EUR wieder gefährlich nah an die vorangegangenen Allzeittiefs herangelaufen. Damit besteht für die beliebten Publikumsaktien eher die Vermutung, dass das Tal der Tränen noch nicht durchschritten ist. Beide Titel sind nun nicht mehr hoch bewertet, die Kurs-Umsatz-Relationen werden sogar täglich attraktiver.
FAZIT
Die Energiewende zeigt sich in der internationalen Gemengelage als schwieriges Unterfangen. Gerade Europa wird einige politischen Beschlüsse wieder zurückdrehen müssen, um die Primärversorgung der Bevölkerung sicherstellen zu können. Geopolitische Konflikte sorgen für einen hohen Bedarf an fossiler Energie und machen die partiellen Erfolge in der Dekarbonisierung zunichte. Für risikobewusste Investoren zeigen sich jedoch gute Chancen auf lokaler Ebene und im Hinblick auf politische Machtverschiebungen. Während die multinationalen Unternehmen vor allem Großprojekte in Angriff nehmen, bleiben für Nischenplayer wie Trillion Energy interessante Wachstumsperspektiven, die eine Kursvervielfachung möglichen machen. Auch der Wasserstoff-Sektor könnte per se wieder durchstarten. Was es hier aber braucht, sind staatliche Förderungen, da Private keine Milliarden-Investitionen tätigen können. Eine globale Diversifikation bleibt anzuraten, um die sektoralen Risiken zu mindern.
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