Eurozone Wirtschaft: Absturzangst!
Die Eurozone steht vor neuen Herausforderungen durch US-Zölle, schwaches Wachstum in Spanien und Deflationsrisiken. Kann die EZB den Abschwung verhindern?

- US-Handelskonflikt belastet Eurozone massiv
- EZB warnt vor rezessivem Schock
- Spaniens Wachstum schwächer als erwartet
- Hedgefonds setzen trotzdem auf Banken
Die Eurozone Wirtschaft steht am Scheideweg. Jüngste Daten zeigten zwar noch vereinzelte Lichtblicke bei der Kreditvergabe, doch der von den USA neu entfachte globale Handelskonflikt wirft bereits dunkle Schatten auf die Zukunft. Ein unerwartet schwaches Wachstum in Spanien nährt die Sorgen zusätzlich. Steht der Währungsunion nach einer kurzen Erholung nun der nächste Abschwung bevor, noch bevor die positiven Effekte der jüngsten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) greifen können? Die Nervosität an den Märkten und in den Chefetagen nimmt spürbar zu.
US-Handelskonflikt trübt den Ausblick massiv ein
Die Einführung von US-Zöllen gegen die meisten Handelspartner hat die globalen Wirtschaftsperspektiven fundamental verändert – mit potenziell gravierenden Folgen für die exportabhängige Eurozone. Experten und auch die EZB selbst warnen vor den vielfältigen negativen Auswirkungen. EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone zeichnete am Dienstag ein düsteres Bild: Der Handelskonflikt könnte einen rezessiven Schock auslösen. Konkret befürchtet er, dass die gestiegene Unsicherheit die Unternehmensinvestitionen im Euroraum im ersten Jahr um 1,1% drücken könnte. Das reale BIP-Wachstum könnte dadurch 2025 und 2026 um jeweils rund 0,2 Prozentpunkte geringer ausfallen.
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Diese neue Realität hat mehrere Ursachen: Ein tendenziell stärkerer Euro als Reaktion auf die Unsicherheiten, fallende Energiepreise aufgrund gedämpfter globaler Nachfrage und ein generell schwächeres Wirtschaftswachstum dürften den Preisauftrieb bremsen. Hinzu kommt die Sorge, dass China, dem der Zugang zum US-Markt erschwert wird, Europa mit günstigen Waren überschwemmen könnte – ein weiterer Faktor, der die Inflation drücken würde. Angesichts dieser trüben Aussichten senkte die EZB bereits im April erneut die Zinsen und unterstrich die Wachstumsrisiken.
Inflationssorgen weichen Deflationsängsten
Paradoxerweise stiegen laut einer ebenfalls am Dienstag veröffentlichten EZB-Umfrage die Inflationserwartungen der Verbraucher im Euroraum im März noch an. Für die nächsten zwölf Monate rechneten die Befragten mit einer Teuerung von 2,9% (nach 2,6% im Vormonat), auf Dreijahressicht mit 2,5% (nach 2,4%). Doch diese Umfrage unter 19.000 Konsumenten fand vor der Eskalation des Handelskonflikts statt.
Diese Zahlen dürften inzwischen Makulatur sein. Die Sorge vieler Währungshüter geht nun in die entgegengesetzte Richtung: Sie befürchten, dass die EZB ihr Inflationsziel von 2% erneut unterschreiten könnte. Die deflationären Tendenzen durch den Handelsstreit scheinen die zuvor aufgebauten Inflationserwartungen zu konterkarieren. Die jüngsten Daten der EZB zur Geldmengenentwicklung stützen diese Sichtweise nur bedingt: Während die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum im März mit +2,3% gegenüber dem Vorjahr (Februar: +2,0%) und an Haushalte mit +1,7% (Februar: +1,5%) noch leicht zulegte und damit den höchsten Stand seit Mitte 2023 bzw. seit fast zwei Jahren erreichte, verlangsamte sich das Wachstum der breiter gefassten Geldmenge M3 unerwartet von 3,9% auf 3,6%. Der leichte Anstieg der Kreditvergabe erfolgte noch vor dem vollen Durchschlagen des Handelsschocks. Cipollones Äußerungen deuten zudem darauf hin, dass eine weitere Zinssenkung im Juni durchaus im Bereich des Möglichen liegt, sollte sich der Ausblick weiter eintrüben.
Marktstimmung gespalten: Banken-Wette trifft auf Konjunktursorgen
An den Finanzmärkten zeigt sich unterdessen ein gemischtes Bild. Während die Konjunktursorgen zunehmen, scheinen einige Akteure gerade jetzt Chancen zu wittern. Einer Notiz von Goldman Sachs zufolge sind Hedgefonds vergangene Woche wieder verstärkt in den Markt eingestiegen und haben insbesondere Bankaktien gekauft – und das nach acht Wochen kontinuierlicher Verkäufe in diesem Sektor. Finanzwerte waren zuletzt der am zweitstärksten netto gekaufte Sektor nach Immobilien. Die Positionierung der Hedgefonds im Finanzsektor erreichte demnach sogar ein Zweijahreshoch, wobei überwiegend auf steigende Kurse ("Long-Positionen") gesetzt wurde. Als Hintergrund wird unter anderem auf die starken Quartalsergebnisse einiger US-Großbanken verwiesen, deren Handelsabteilungen von der Marktvolatilität profitierten.
Dieser Optimismus im Finanzsektor steht jedoch im Kontrast zu den harten Konjunkturdaten aus den Mitgliedsstaaten. So musste Spanien für das erste Quartal 2025 eine Wachstumsabschwächung melden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg nur noch um 0,6% gegenüber dem Vorquartal, nach revidierten 0,7% im Schlussquartal 2024. Analysten hatten im Schnitt mit 0,7% gerechnet. Auch auf Jahressicht blieb das Wachstum mit 2,8% unter den Erwartungen von 3,1%. Dieses schwache Signal aus der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone unterstreicht die realwirtschaftlichen Risiken, denen sich der Währungsraum gegenübersieht. Selbst strukturelle Probleme wie ein massiver Stromausfall, der am Montag große Teile Spaniens lahmlegte und dessen Ursache noch unklar ist, tragen zur Verunsicherung bei, auch wenn die Netzstabilität am Dienstag weitgehend wiederhergestellt war.
Ausblick: Unsicherheit bleibt hoch
Die Lage der Eurozone Wirtschaft bleibt fragil und von hoher Unsicherheit geprägt. Die positiven Signale vom Kreditmarkt aus dem März werden von den massiven Risiken des globalen Handelskonflikts überschattet. Für die EZB bedeutet dies eine Gratwanderung: Sie muss die aufkeimenden Deflationsgefahren bekämpfen und das Wachstum stützen, ohne ihre Munition zu früh zu verschießen. Die Herausforderung ist global, was auch die Wahl von Mark Carney zum neuen Premierminister in Kanada unterstreicht – einem erfahrenen Krisenmanager, dessen zentrale Aufgabe nun der Umgang mit ebenjenen US-Handelsbarrieren sein wird. Ob die jüngsten geldpolitischen Lockerungen der EZB ausreichen, um einen nachhaltigen Abschwung in der Eurozone abzuwenden, oder ob der Handelskonflikt die Konjunktur endgültig abwürgt, bleibt die entscheidende Frage der kommenden Monate.
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