Globale Märkte im Ausnahmezustand: Trumps Zolldrohungen lösen Handelskrieg aus
Der verschärfte Handelskonflikt zwischen den USA und China führt zu erheblichen Marktverwerfungen weltweit, treibt Anleger in sichere Anlagen und belastet Währungen.

- Währungen: Yen und Franken als Fluchtwährungen gefragt
- Bankaktien verlieren dramatisch an Wert
- Verbrauchervertrauen sinkt in betroffenen Ländern
- Zentralbanken vor wirtschaftspolitischem Dilemma
Der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China hat die internationalen Finanzmärkte in den Ausnahmezustand versetzt. US-Präsident Donald Trump verschärfte am Montag die Spannungen, indem er mit zusätzlichen 50-prozentigen Zöllen auf chinesische Importe drohte, falls Peking seine Vergeltungsmaßnahmen nicht zurückzieht. China reagierte umgehend mit dem Versprechen, „bis zum Ende zu kämpfen“ und wies die US-Forderungen als „Erpressung“ zurück.
Die globalen Börsen haben seit Trumps überraschender Ankündigung massiver Zollerhöhungen in der vergangenen Woche deutliche Verluste verzeichnet. Der eskalierende Zollkonflikt treibt Anleger zunehmend in sichere Häfen und schürt weltweit Rezessionsängste.
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Währungsmärkte unter Druck
An den Währungsmärkten hat die Zollkrise zu erheblichen Verschiebungen geführt. Der japanische Yen und der Schweizer Franken, traditionelle Fluchtwährungen in Krisenzeiten, erreichten Sechsmonatshochs gegenüber dem US-Dollar. Der Yen notierte zuletzt bei 147,61 pro Dollar, nahe seines am Freitag erreichten Höchststands von 144,82. Auch der Schweizer Franken bewegte sich mit 0,858 zum Dollar in der Nähe seines Sechsmonatshochs.
Interessanterweise verliert der Dollar trotz seines üblichen Status als sicherer Hafen an Wert. Der Dollar-Index, der die US-Währung gegen sechs andere Hauptwährungen misst, fiel seit der Ankündigung der Zölle um 1 Prozent. Der Euro stieg im frühen Handel um 0,38 Prozent auf 1,0944 Dollar, während das britische Pfund um 0,3 Prozent auf 1,2765 Dollar zulegte.
Diese Entwicklungen könnten auch Auswirkungen auf die bevorstehenden Handelsgespräche zwischen den USA und Japan haben. Nach einem Telefonat zwischen dem japanischen Premierminister Shigeru Ishiba und Präsident Trump am Montag werden bilaterale Zollgespräche eingeleitet. US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragter Jamieson Greer wurden mit der Leitung der Verhandlungen betraut, während Japan voraussichtlich Wirtschaftsminister Ryosei Akazawa als Chefunterhändler benennen wird. Die Ernennung Bessents hat Spekulationen angeheizt, dass Washington Tokio zu einer Stärkung des Yen gegenüber dem Dollar drängen könnte, um US-Exporte zu fördern.
Weltweite Reaktionen der Aktienmärkte
Die globalen Aktienmärkte befinden sich im freien Fall. Der VIX-Volatilitätsindex, auch als „Angstbarometer“ der Wall Street bekannt, explodierte am Montag auf bis zu 60 Punkte – den höchsten Stand seit April 2020 – und schloss bei 46,98. Auch in Europa erreichte der Euro STOXX Volatility Index seinen höchsten Stand seit März 2022.
Besonders stark unter Druck stehen Bankaktien, die als Barometer für die wirtschaftliche Entwicklung gelten. Europäische und japanische Bankwerte haben innerhalb von nur drei Handelstagen rund 20 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Japanische Banken verloren allein am Montag 10 Prozent, während US-Banken in der Vorwoche um 15 Prozent einbrachen – der stärkste Wochenverlust seit 2020.
In China hat die Regierung bereits Maßnahmen ergriffen, um den heimischen Aktienmarkt zu stützen. Die chinesische Zentralbank (PBOC) gab am Dienstag bekannt, dass sie den staatlichen Vermögensfonds Central Huijin Investment bei Aktienkäufen unterstützen wird. Die PBOC erklärte, sie werde Central Huijin, eine Tochtergesellschaft des China Investment Corp, bei Bedarf Refinanzierungshilfen zur Verfügung stellen, um einen reibungslosen Betrieb des Kapitalmarkts zu gewährleisten. Bereits am Montag hatte Huijin interveniert, um die heimischen Aktienmärkte nach dem Einbruch infolge der US-Zollsorgen zu stützen.
Auswirkungen auf die Verbraucher weltweit
Die Auswirkungen des Handelskonflikts machen sich bereits in der Verbraucherstimmung bemerkbar. In Australien, das ebenfalls von den 10-prozentigen US-Zollerhöhungen betroffen ist, stürzte der Westpac-Melbourne Institute Verbrauchervertrauensindex im April um 6 Prozent auf ein Sechsmonatstief von 90,1 ab. Besonders drastisch fiel der Stimmungseinbruch bei denjenigen aus, die nach Trumps Zollankündigung befragt wurden: Ihre Zuversicht sank im Vergleich zum Vormonat um fast 10 Prozent auf 86,6 Punkte.
„Das Ausmaß und die Breite der Zollerhöhungen, die auch einen 10-prozentigen Zoll auf australische Waren umfassten, kamen als große Überraschung und lösten einen Ausverkauf an den globalen Finanzmärkten aus“, erklärte Matthew Hassan, Leiter der australischen Makroprognosen bei Westpac. „Bei einer weiteren Verschlechterung der Situation besteht ein klares Risiko für einen noch deutlicheren Stimmungsrückgang in den kommenden Monaten.“
Anleihen und Risikoprämien signalisieren Stress
Die Anspannungen spiegeln sich auch an den Anleihemärkten wider. Die Risikoaufschläge für Hochzinsanleihen, die die Prämie widerspiegeln, die Anleger für risikoreichere Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen erhalten, sind auf mehrmonatige Höchststände gestiegen.
Am Montag sprang der iTRAXX Crossover Index, ein Index für fünfjährige europäische Hochzinsanleihen, auf über 420 Basispunkte – den höchsten Stand seit November 2023 und etwa 80 Basispunkte höher als noch vor einer Woche. In den USA stiegen die Spreads für hochverzinsliche Unternehmensanleihen bis Freitag auf 445 Basispunkte, den höchsten Wert seit Oktober 2023.
Auch am US-Anleihemarkt zeigen sich Stresssignale. Die Swap-Spreads für zweijährige US-Staatsanleihen, die die Differenz zwischen zweijährigen Swap-Sätzen und der zweijährigen Treasury-Rendite messen, fielen am Montag kurzzeitig auf rekordtiefe -46 Basispunkte, bevor sie sich auf etwa -24 Basispunkte erholten – dennoch der niedrigste Stand aller Zeiten.
„Es ist ziemlich klar, dass der Markt in Panik geraten ist“, sagte Van Luu, Global Head of FX and Fixed Income Strategy bei Russell Investments. Der Risikoaversionsindikator des Vermögensverwalters, der Preistrends und Stimmungsindikatoren berücksichtigt, näherte sich Niveaus, die zuletzt zwischen September und Oktober 2022 zu beobachten waren, als die globalen Zentralbanken eine beispiellose Serie von Zinserhöhungen einleiteten.
Zentralbanken im Dilemma
Die eskalierende Handelsspannung stellt Zentralbanken weltweit vor ein Dilemma. Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee äußerte am Montag, dass Unternehmen wegen der US-Zölle besorgt seien, die Fed jedoch auf „harte Daten“ achten müsse, um ihre geldpolitische Reaktion zu bestimmen.
„Die Sorge ist, dass, wenn diese Zölle auf US-Seite so hoch sind wie angedroht, und wenn es massive Vergeltungsmaßnahmen gibt, und dann wieder Gegenvergeltungsmaßnahmen, uns das zu den Bedingungen zurückbringen könnte, die wir 2021 und 2022 gesehen haben, als die Inflation außer Kontrolle geriet“, sagte Goolsbee in einem CNN-Interview.
Die Märkte preisen bereits ein, dass die steigende Rezessionsgefahr die US-Notenbank zu einer Zinssenkung bereits im Mai veranlassen könnte, gefolgt von weiteren Senkungen noch in diesem Jahr. In Australien erwartet die Westpac-Bank, dass die verschlechterten globalen Bedingungen und anhaltende Anzeichen einer nachlassenden Inflation die Reserve Bank of Australia (RBA) zu einer Zinssenkung um 25 Basispunkte bei ihrer Sitzung am 19.-20. Mai bewegen werden.
Goolsbee räumte allerdings ein, dass die Fed bei stagflationären Tendenzen – einer Kombination aus wirtschaftlicher Schwäche und steigenden Preisen – keine eindeutige Antwort habe: „Wenn wir etwas haben, das sowohl das Wirtschaftswachstum verschlechtert als auch die Preise in die Höhe treibt – also etwas Stagflationäres – gibt es keine allgemeine Antwort darauf, was die Fed als Reaktion darauf tun sollte.“
Kevin Gordon, Senior Investment Strategist bei Charles Schwab, merkte an, dass die Fed aufgrund der anhaltend hohen Inflation in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt sei: „Ich sehe nicht, wie oder warum aggressive Zinssenkungen durch die Fed dies lösen würden.“
Während die Märkte weiterhin unter extremer Volatilität leiden, bleibt die weitere Entwicklung des Handelskonflikts der entscheidende Faktor für die globale Wirtschafts- und Finanzstabilität in den kommenden Monaten.
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