Globaler Handelskrieg: Trump-Tarife erschüttern Weltwirtschaft

Die neuen US-Zölle treffen China und andere Länder hart, während Notenbanken ihre Strategien anpassen müssen. Droht eine globale Wirtschaftskrise?

Die Kernpunkte:
  • USA verhängen drastische Zölle bis zu 145%
  • China reagiert mit eigenen Strafmaßnahmen
  • Asiatische Länder suchen Auswege vor Zöllen
  • Notenbanken stehen vor geldpolitischen Dilemmata

Die jüngste Verschärfung der US-Handelspolitik unter Präsident Donald Trump bringt die globalen Finanzmärkte in Bedrängnis und zwingt Notenbanken weltweit zu einer Neubewertung ihrer geldpolitischen Strategien. Mit Zöllen von bis zu 145% auf chinesische Waren und pauschal 10% auf alle anderen Importe hat Trump einen umfassenden Handelskrieg entfacht, der weltweit für wirtschaftliche Unsicherheit sorgt.

Asien im Fadenkreuz der US-Handelspolitik

Besonders China steht im Zentrum der amerikanischen Handelsoffensive. Peking musste bereits mit Gegenzöllen von 125% auf US-Waren reagieren, während chinesische Unternehmen verzweifelt versuchen, ihre Exporte vorzuziehen, um den drastischen Tarifen zu entgehen. Die Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft könnten erheblich sein: Analysten von Nomura rechnen mit einem deutlich gedämpften Wachstum und prognostizieren eine massive Abschwächung des chinesischen BIP in den kommenden zwei Jahren.

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Trotz der angespannten Lage hält die chinesische Zentralbank vorerst an ihrer Zinspolitik fest. Bei der für Montag angesetzten Zinsentscheidung wird keine Änderung des Leitzinses erwartet, wie eine Reuters-Umfrage unter 31 Marktbeobachtern ergab. Dennoch wächst der Druck auf die Währungshüter, stimulierende Maßnahmen zu ergreifen. "Wenn die US-chinesischen Spannungen deutlich zunehmen und erhebliche Aktienmarkteinbrüche auslösen, könnte die People’s Bank of China schnell mit Senkungen der Mindestreservesätze reagieren, ähnlich wie im Mai 2019", erklärt Ting Lu, Chefvolkswirt für China bei Nomura.

Globale Ausweichmanöver und diplomatische Offensive

Andere asiatische Länder suchen verzweifelt nach Wegen, die drohenden Strafzölle abzuwenden. Malaysia, dessen Exporte in die USA im März um beeindruckende 50,8% auf ein Rekordhoch von 22,66 Milliarden Ringgit (etwa 5,14 Milliarden Dollar) gestiegen sind, steht vor einem 24-prozentigen Zoll und entsendet eine Delegation zu Gesprächen nach Washington.

Indonesien zeigt sich besonders kreativ im Umgang mit der Bedrohung. Der Inselstaat hat angeboten, US-Importe um bis zu 19 Milliarden Dollar zu erhöhen – darunter Energie, Weizen und Sojabohnen – um seinen Handelsüberschuss mit den USA auszugleichen und die drohenden 32-prozentigen Zölle abzuwenden. "Indonesien plant auch den Kauf von landwirtschaftlichen Produkten wie Weizen, Sojabohnen und Sojaschrot sowie die Erhöhung der Käufe von Investitionsgütern aus den USA", erklärte Wirtschaftsminister Airlangga Hartarto nach Gesprächen in Washington. Jakarta will diese Mehrausgaben durch reduzierte Bestellungen bei anderen Handelspartnern kompensieren.

Auch Ungarn versucht, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle durch separate Abkommen mit den USA zu mildern. Ministerpräsident Viktor Orban erwartet innerhalb der nächsten sechs Monate ein Geschäftsabkommen mit Washington. "Wir verhandeln mit den Amerikanern über wirtschaftliche Fragen, die für uns vorteilhaft wären. Die Zölle werden sich negativ auf uns auswirken, aber wir verhandeln über andere wirtschaftliche Abkommen, um diese auszugleichen", sagte Orban in einem Interview.

Geldpolitik im Spannungsfeld von Inflation und Handelskrieg

Die neue handelspolitische Realität stellt Zentralbanken vor ein Dilemma. In Japan kämpft die Notenbank mit steigenden Inflationsraten – der Kernindex stieg im März auf 3,2% und liegt damit den dritten Monat in Folge über dem 2%-Ziel der Bank of Japan. Besonders Lebensmittelpreise treiben die Inflation an, mit Reispreisen, die im März um erschreckende 92,5% im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe schnellten.

BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda steht vor schwierigen Entscheidungen: "Wir werden die Zinssätze weiter anheben, wenn die zugrundeliegende Inflation wie von uns prognostiziert weiter auf 2% ansteigt", erklärte er im Parlament. Der Notenbankchef fügte jedoch hinzu, dass die Bank "ohne vorgefasste Meinung prüfen wird, ob unsere Prognosen tatsächlich eintreffen werden", angesichts der Unsicherheit darüber, wie sich Trumps Zölle auf die Wirtschaft auswirken könnten.

Experten rechnen zunehmend mit einer Verzögerung der nächsten japanischen Zinserhöhung. "Wir sehen eine steigende Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Zinserhöhung der BOJ auf Juli oder später verschoben wird", prognostiziert Takeshi Minami, Chefvolkswirt am Norinchukin Research Institute. Oxford Economics hat seine BIP-Prognosen für Japan nach unten korrigiert: für 2025 um 0,2 Prozentpunkte auf 0,8% und für 2026 um 0,4 Punkte auf 0,2%.

Türkische Wirtschaft kämpft an mehreren Fronten

Auch die Türkei befindet sich in einer wirtschaftlichen Zwickmühle. Nach der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu, dem Hauptpolitischen Rivalen von Präsident Erdogan im März, geriet die Lira unter Druck und fiel auf ein Rekordtief. Die türkische Zentralbank sah sich zu einer überraschenden Zinserhöhung um 350 Basispunkte auf 46% gezwungen – ein Kurswechsel nach einer kurzen Lockerungsphase seit Dezember.

Finanzminister Mehmet Simsek bleibt dennoch optimistisch: "Die jüngste Verschlechterung der Erwartungen mag einen gewissen Effekt gehabt haben, aber wir glauben, dass wir bis zum Jahresende innerhalb des Zielbereichs bleiben werden." Die türkische Zentralbank hat trotz einer sich auf 38,1% verlangsamenden Inflation im März ihre Jahresendinflationsprognose von 24% beibehalten.

Simsek sieht die Türkei an einem Wendepunkt: "Wir nähern uns einer Schwelle, an der wir moderates Wachstum erreichen können, ohne ein Leistungsbilanzdefizit zu erzeugen", erklärte er und fügte hinzu, dass die Auswirkungen der Wechselkursschwankungen auf die Inflation aufgrund der schwachen Binnennachfrage begrenzt bleiben würden.

Ausblick auf eine fragmentierte Handelswelt

Der sich verschärfende Handelskrieg könnte zu einer dramatischen Neuordnung globaler Lieferketten führen. Unternehmen weltweit prüfen Alternativen zu chinesischen Zulieferern, während Länder wie Indonesien und Malaysia aktiv versuchen, ihre Handelsbeziehungen zu diversifizieren.

Das malaysische Handelsministerium warnt: "Als kleine, offene Handelsnation ist Malaysia unweigerlich erhöhten externen Unsicherheiten in der globalen Handelslandschaft ausgesetzt." Dennoch hält die malaysische Zentralbank an ihrer BIP-Wachstumsprognose von 4,5% bis 5,5% für dieses Jahr fest und erwartet ein Exportwachstum von 5,2%.

Die Auswirkungen des Handelskriegs werden sich voraussichtlich in den kommenden Monaten verstärken, wenn die derzeit ausgesetzten Zölle in Kraft treten. Während die USA einen 90-tägigen Aufschub für umfassende Zölle angekündigt haben, bleiben die 25-prozentigen Abgaben auf Aluminium, Stahl und Automobile sowie der pauschale 10-prozentige Zoll auf importierte Waren bestehen.

Für die Weltwirtschaft deutet alles auf turbulente Zeiten hin. Währungen geraten unter Druck, Wachstumsraten werden nach unten korrigiert, und Zentralbanken müssen ihre geldpolitischen Strategien überdenken. Die Frage bleibt, ob die diplomatischen Bemühungen ausreichen werden, um die schlimmsten Auswirkungen des globalen Handelskriegs abzuwenden.

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