Globaler Zollkrieg eskaliert: Zentralbanken senken Zinsen gegen Rezessionsrisiken

Nach Einführung massiver US-Importzölle reagieren erste Zentralbanken mit Leitzinssenkungen, um Wirtschaftsabschwung entgegenzuwirken und Finanzmarktturbulenzen zu dämpfen.

Die Kernpunkte:
  • US-Strafzölle bis 104% gegen Handelspartner
  • Einbrüche an den globalen Aktienmärkten
  • Indien und Neuseeland senken Leitzinsen
  • Investoren verlieren Vertrauen in US-Anleihen

Die Weltwirtschaft steht unter Schock, nachdem US-Präsident Donald Trump seine angekündigten Strafzölle gegen zahlreiche Handelspartner in der Nacht zum 9. April 2025 in Kraft gesetzt hat. Mit dramatischen 104% Zöllen trifft es China am härtesten, während andere Nationen wie Japan (24%), die EU (20%) oder Vietnam (46%) ebenfalls erhebliche Handelshürden zu bewältigen haben. Die drastische Verschärfung der Handelspolitik löste weltweit Turbulenzen an den Finanzmärkten aus und veranlasste erste Zentralbanken zu Zinssenkungen, um drohende Rezessionsrisiken abzufedern.

Trumps Zollpolitik verändert die globale Wirtschaftsordnung

Die neuen US-Zölle markieren eine fundamentale Neuordnung der globalen Handelsbeziehungen. Trumps Administration argumentiert, dass über 50 Länder bereits Verhandlungsbereitschaft signalisiert hätten, doch besonders mit China scheint ein direkter Konfrontationskurs unausweichlich. Die chinesische Führung bezeichnete die US-Maßnahmen als „Erpressung“ und kündigte an, „bis zum Ende zu kämpfen“. Die ursprünglich im Wahlkampf angedrohten 60% Zölle auf chinesische Waren wurden mit 104% sogar deutlich übertroffen.

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Neben den länderspezifischen Zöllen gilt seit vergangener Woche bereits ein pauschaler 10%-Zoll auf alle US-Importe sowie ein 25%-Zoll auf Automobilimporte. Trump kündigte zudem an, „sehr bald“ einen weiteren „bedeutenden Zoll“ auf Pharmaprodukte verhängen zu wollen. Bei einem Dinner des National Republican Congressional Committee erklärte der Präsident, die Zölle würden bereits täglich etwa 2 Milliarden Dollar an Bundeseinnahmen generieren und wies Behauptungen zurück, dass sie letztlich eine Steuer für US-Amerikaner darstellten.

Finanzmärkte im Ausnahmezustand

Die Reaktion der Märkte fiel dramatisch aus. Nach einer kurzen Erholungsrally am Vortag erlebte die Wall Street einen der schärfsten Ausverkäufe der letzten Jahre. Der S&P 500 verlor 1,6% und fiel erstmals seit einem Jahr unter die 5.000-Punkte-Marke. Der technologielastige Nasdaq brach um mehr als 2% ein und hat seit seinem Höchststand im Dezember bereits ein Viertel seines Wertes eingebüßt.

Laut Goldman Sachs haben die Märkte trotz des massiven Ausverkaufs die Rezessionsrisiken noch nicht vollständig eingepreist. „Unter den üblichen Rezessionsindikatoren ist nur der VIX auf einem Niveau, das mit früheren Rezessionshöhepunkten verbunden ist“, schreiben die Analysten. „Längerfristige Aktienvolatilität, Kreditspreads und die Zinskurve sind es nicht.“ Die Analysten erwarten eine weitere Verschlechterung der Marktlage in Richtung einer vollständigen Rezessionseinpreisung mit schwächeren Aktien, höheren Kreditspreads und stärkeren Zinssenkungserwartungen.

Auffällig ist, dass US-Staatsanleihen, traditionell sichere Häfen in Krisenzeiten, diesmal nicht von der Flucht in Sicherheit profitieren. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg um beeindruckende 21 Basispunkte, während die 30-jährige Rendite innerhalb von zwei Tagen um etwa 37 Basispunkte zulegte – einer der steilsten zweitägigen Anstiege der langfristigen Anleiherendite in mehr als 40 Jahren, wenn man die Pandemie ausklammert.

Experten von ING erklärten diese ungewöhnliche Entwicklung mit dem Dominieren eines „Sell America“-Handels gegenüber dem typischen Rezessionsrisiko-Thema, das normalerweise die Renditen nach unten drücken würde. Goldman Sachs wies zudem auf einen Vertrauensverlust bei ausländischen Investoren hin: „Negative Trends in der US-Governance und den Institutionen untergraben die Attraktivität von US-Vermögenswerten für ausländische Investoren.“

Zentralbanken reagieren mit Zinssenkungen

Als direkte Reaktion auf die eskalierende Handelskrise begann die indische Zentralbank Reserve Bank of India (RBI) mit einer zweiten Zinssenkung. Der Leitzins wurde um 25 Basispunkte auf 6,00% gesenkt, und die geldpolitische Haltung wurde von „neutral“ auf „akkommodierend“ geändert. RBI-Gouverneur Sanjay Malhotra erklärte, dass die „von den USA angekündigten Zollmaßnahmen die Unsicherheiten verschärft haben“ und dass die Wachstumsperspektiven zwar verbessert, aber „immer noch niedriger als angestrebt“ seien.

Die neuen US-Zölle gefährden die BIP-Wachstumsschätzung der indischen Zentralbank von 6,7% für 2025-26 sowie die Prognose der Regierung von 6,3% bis 6,8%. Die Inflation in Indien sank im Februar auf 3,6% und liegt damit unter dem Ziel der Zentralbank von 4%, was den politischen Entscheidungsträgern mehr Spielraum gibt.

Auch Neuseeland reagierte prompt. Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) senkte ihren Leitzins ebenfalls um 25 Basispunkte auf 3,50%. In den Sitzungsprotokollen stellte die RBNZ fest: „Die kürzlich angekündigten Erhöhungen der globalen Handelsbarrieren schwächen die Aussichten für die globale Wirtschaftstätigkeit. Diese Entwicklungen schaffen Abwärtsrisiken für die Wirtschaftstätigkeit und Inflation in Neuseeland.“

Die RBNZ signalisierte zudem eine höhere Bereitschaft zu weiteren Zinssenkungen: „Wenn das Ausmaß und die Auswirkungen der Zollpolitik klarer werden, hat der Ausschuss Spielraum, den OCR [Official Cash Rate] bei Bedarf weiter zu senken.“ Die Märkte preisen nun eine 95%ige Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung im Mai ein, mit der Erwartung, dass der Leitzins bis Ende 2025 auf 2,67% sinken könnte.

Capital Economics bezeichnete die RBNZ-Erklärung als „ziemlich dovish“ und erwartet, dass die Bank letztendlich die Geldpolitik stärker lockern wird, als die meisten derzeit vorhersagen. ASB-Chefökonom Nick Tuffley prognostiziert, dass der Leitzins auf 2,75% fallen könnte, gegenüber einer früheren Erwartung von 3,25%.

Globale wirtschaftliche Auswirkungen

Die Auswirkungen der US-Zölle werden global unterschiedlich stark ausfallen. Malaysias Zentralbankgouverneur Abdul Rasheed Ghaffour erklärte in einem Interview mit Bloomberg Television, dass der 24%-Zoll auf malaysische Exporte das Wachstum beeinträchtigen könnte, die bereits implementierten Politikmaßnahmen jedoch dazu beitragen würden, die Auswirkungen abzumildern. Er betonte, dass die malaysische Wirtschaft diversifiziert sei, wobei der Dienstleistungssektor 60% des BIP ausmache.

Malaysia verzeichnete 2024 ein Wirtschaftswachstum von 5,1%, angetrieben durch eine starke Inlandsnachfrage, rekordverdächtige genehmigte Investitionen und robuste Exporte. Die Regierung prognostizierte für dieses Jahr ein Wachstum von 4,5% bis 5,5%, überprüft diese Einschätzung jedoch angesichts der US-Zölle.

Auf den Währungsmärkten zeigte sich ebenfalls deutliche Nervosität. Der japanische Yen und der Schweizer Franken – traditionelle „sichere Häfen“ – stiegen beide um mehr als 1% gegenüber dem US-Dollar. Der chinesische Yuan schwächte sich auf ein 19-Monats-Tief ab, während sein Offshore-Pendant sich von dem Rekordtief entfernte, das es im wilden Übernacht-Handel erreicht hatte. Der malaysische Ringgit fiel auf den niedrigsten Stand gegenüber dem Dollar seit zwei Monaten, wobei die Schwellenmarktwährungen seit der Zollankündigung unter Druck stehen.

Ausblick und Rezessionsrisiken

Die Zollmaßnahmen haben die Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft deutlich erhöht. Ökonomen und Analysten erwarten, dass die US-Notenbank Federal Reserve nun früher und stärker die Zinsen senken könnte, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle abzufedern. Die Erwartungen für eine Rezession in 2025 haben sich verstärkt.

In Indien prognostiziert Devendra Kumar Pant, Chefökonom bei India Ratings & Research, eine Zinssenkung um 50 Basispunkte im restlichen Geschäftsjahr 2026. Kunal Kundu, Indien-Ökonom bei Societe Generale, erwartet „tiefere Zinssenkungen durch die RBI in Zukunft“, während Upasna Bhardwaj, Chefökonomin der Kotak Mahindra Bank, sogar Spielraum für zusätzliche Zinssenkungen um 75-100 Basispunkte im kommenden Jahr sieht, abhängig vom Ausmaß der globalen Verlangsamung.

Der britische Gesetzgeber Bambos Charalambous hat unterdessen einen Gesetzentwurf eingebracht, der neue Regeln für Schuldenumstrukturierungen festlegen soll, um Verhandlungen für arme Länder zu beschleunigen, die mit untragbaren Schulden kämpfen. Der Gesetzentwurf würde Ländern ermöglichen, Zahlungsstopps für Schulden zu beantragen, während Umstrukturierungsverhandlungen im Gange sind, und auch einen Aufschub von Gerichtsverfahren während des Prozesses ermöglichen.

Die globalen Handelsspannungen und die sich abzeichnenden geldpolitischen Reaktionen werden in den kommenden Wochen die Finanzmärkte weiter in Atem halten. Besonders die Frage, ob es zu Verhandlungslösungen kommen kann oder ob sich der Zollkrieg weiter verschärft, dürfte entscheidend für den weiteren Verlauf der Weltwirtschaft sein.

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