Handelskonflikt löst globale Marktturbulenzen und Rezessionsängste aus

Weltweite Finanzmärkte reagieren mit massiven Kurseinbrüchen auf die angekündigten US-Zölle, während der S&P 500 unter die 5.000-Punkte-Marke fällt und Rezessionssorgen zunehmen.

Die Kernpunkte:
  • S&P 500 verzeichnet historischen Wertverlust
  • Südkorea besonders von US-Sanktionen betroffen
  • Chinesisch-amerikanische Spannungen verschärfen sich
  • Wirtschaftsexperten befürchten globale Rezession

Der eskalierte Handelskonflikt unter US-Präsident Donald Trump verursacht massive Turbulenzen an den Weltmärkten. Mit einem Wertverlust von 5,83 Billionen Dollar erlebt der S&P 500 den steilsten Viertagesabsturz seit seiner Gründung in den 1950er Jahren und schloss am Dienstag erstmals seit fast einem Jahr unter der 5.000-Punkte-Marke. Der dramatische Kurseinbruch von über 12 Prozent folgte auf Trumps Ankündigung globaler Zölle gegen US-Handelspartner in der vergangenen Woche.

Marktstimmung kippt ins Negative

Obwohl der S&P 500 am Dienstagmorgen noch über vier Prozent zugelegt hatte, verpufften die anfänglichen Hoffnungen auf Zollverzögerungen oder -zugeständnisse rasch. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bestätigte, dass Trump mit dem planmäßigen Inkrafttreten der Zölle ab Mittwoch rechne – trotz Verhandlungsgesuchen von fast 70 Ländern.

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„Die Anleger waren heute Morgen optimistisch, dass wir irgendein Zeichen erhalten würden, dass wir uns einer Einigung oder einem Kompromiss mit einigen dieser größeren Länder nähern oder dass es angesichts der Verhandlungsbereitschaft so vieler Länder zu einer Verzögerung kommen würde“, erklärte Lindsey Bell, Chef-Marktstratege bei Clearnomics in New York. „Das scheint nicht unbedingt der Fall zu sein, da wir uns schnell der Mitternachtsfrist nähern und die Anleger das Vertrauen verlieren.“

Der S&P 500 verlor 79,48 Punkte oder 1,57 Prozent und schloss bei 4.982,77 Punkten. Der Dow Jones Industrial Average fiel um 320,01 Punkte oder 0,84 Prozent auf 37.645,59, während der Nasdaq Composite 335,35 Punkte oder 2,15 Prozent verlor und bei 15.267,91 schloss. Der CBOE-Volatilitätsindex – oft als „Angstbarometer“ der Wall Street bezeichnet – erreichte mit 52,33 Punkten den höchsten Stand seit März 2020.

Südkorea unter besonderem Druck

Besonders stark unter Druck steht Südkorea, das mit einem Zollsatz von 25 Prozent auf US-Exporte zu den am härtesten getroffenen Verbündeten zählt. Die Bank of Korea könnte nun gezwungen sein, ihre geplanten Zinssenkungen früher und stärker umzusetzen, da Asiens viertgrößte Volkswirtschaft mit einem Rezessionsrisiko konfrontiert ist.

Finanzminister Choi Sang-mok warnte bereits, dass die US-Zölle einen „schweren Schlag“ für südkoreanische Exporteure darstellen würden, einschließlich jener mit Produktionsstandorten in Vietnam, wo Trump einen Zoll von 46 Prozent angekündigt hat. Dies betrifft südkoreanische Konglomerate wie Samsung und LG erheblich.

In einem Telefonat mit Trump am Dienstag zeigte sich der südkoreanische Interimspräsident Han Duck-soo kooperationsbereit. „Wir haben die Grundzüge und die Wahrscheinlichkeit eines großartigen DEALS für beide Länder. Ihr Spitzenteam ist auf dem Weg in die USA, und die Dinge sehen gut aus“, schrieb Trump in sozialen Medien nach dem Gespräch.

Handelsminister Cheong In-kyo begab sich umgehend nach Washington, um mit US-Handelsbeauftragtem Jamieson Greer zu verhandeln. „Es ist schwierig, Exporte zu reduzieren, sollten wir dann nicht (US-)Importe erhöhen? In dieser Hinsicht haben wir verschiedene Maßnahmenpakete geprüft, um das Handelsbilanzproblem zu lösen“, sagte Cheong vor seiner Abreise und deutete an, dass Seoul erwägt, mehr US-amerikanisches Flüssigerdgas zu importieren.

China im Zentrum der Handelsspannungen

Das Weiße Haus bestätigte, dass besonders harte Maßnahmen gegen China geplant sind. Die 104-prozentigen Zölle auf chinesische Waren sollen wie vorgesehen am Mittwoch in Kraft treten. China erklärte seinerseits, es werde die „erpresserische Natur“ von Trumps Drohung, Zölle auf chinesische Importe auf über 100 Prozent zu erhöhen, niemals akzeptieren.

Analysten von Macquarie sehen in den breit angelegten Zöllen eine strategische Bewegung: „Unserer Ansicht nach bestand die Strategie der Trump-Administration schon immer darin, China zu isolieren, anstatt sich selbst zu isolieren.“ Das wahrscheinlichste Szenario sei ein neuer Kalter Krieg, in dem sich die USA mit Europa und asiatischen Verbündeten gegen China verbünden. „Die meisten Amerikaner wären äußerst abgeneigt, das Bündnis mit Europa zu verlieren oder zuzulassen, dass China die USA verdrängt“, so Macquarie.

Die Spannungen zwischen den USA und China sind auch in anderen Bereichen sichtbar. In Argentinien kritisierte der US-Sondergesandte für Lateinamerika, Mauricio Claver-Carone, eine chinesische Währungsswap-Vereinbarung über 18 Milliarden Dollar als „Erpressung“ und forderte deren Beendigung. Das chinesische Außenministerium wies diese Vorwürfe zurück und erklärte, Washington versuche einen „Keil“ zwischen China und seine Partner in Lateinamerika zu treiben.

Globale Wirtschaftsaussichten verdüstern sich

Die Sorge, dass die aggressiven US-Zölle die Inflation anheizen und das globale Wachstum behindern könnten, hat zu Spekulationen über Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve geführt. Die Präsidentin der San Francisco Fed, Mary Daly, dämpfte jedoch diese Erwartungen: Bei einer starken Wirtschaft und vielen Unklarheiten über die Auswirkungen der neuen Politik der Trump-Administration sollte die Zentralbank nicht überstürzt handeln.

„Ich finde die heutige Marktreaktion beunruhigend“, kommentierte Chris Grisanti, Chief Market Strategist bei MAI Capital Management. „Ich denke, es wird für die Wirtschaft schwierig sein, eine Rezession zu vermeiden, selbst wenn die Zölle morgen verschwinden würden. Ich glaube, wir sind gerade an dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt.“

Die Unsicherheit erschwert es Unternehmen zunehmend, verlässliche Prognosen abzugeben. „Ich wäre überhaupt nicht überrascht, wenn Unternehmen reihenweise die Prognosen zurückziehen würden, die sie im Januar abgegeben haben“, fügte Grisanti hinzu. Die Berichtssaison beginnt diese Woche mit den Zahlen großer Banken wie JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo am Freitag.

Lichtblicke und Hoffnungsschimmer

Trotz der allgemeinen Marktturbulenzen gibt es vereinzelte positive Signale. Europäische Aktienindex-Futures stiegen am Dienstagnachmittag, nachdem der deutsche Fernsehsender NTV berichtete, dass die Konservativen unter dem designierten Bundeskanzler Friedrich Merz eine Einigung mit der SPD über die Bildung einer Regierung erzielt hätten. Zwei Insider teilten Reuters jedoch mit, dass noch keine Einigung vorliege.

Im US-Einzelhandelssektor erwartet die National Retail Federation trotz der wirtschaftlichen Unsicherheit einen Anstieg der Osterausgaben um etwa 5 Prozent auf rund 23,6 Milliarden Dollar. „Feiertage wie Ostern haben für Amerikaner in Zeiten der Unsicherheit eine besondere Bedeutung“, erklärte Katherine Cullen, NRF-Vizepräsidentin für Branchen- und Verbrauchereinblicke. „Verbraucher, die den Druck höherer Preise oder wirtschaftlicher Belastungen spüren, können ihre Ausgaben in anderen Bereichen reduzieren, nach Angeboten suchen oder günstigere Alternativen finden, um ihre traditionellen Feiern aufrechtzuerhalten.“

Während die Auswirkungen der Handelskonflikte die globalen Märkte weiter belasten, bleibt die Frage offen, ob Trumps Strategie der „Karotte der Diplomatie und des Stocks der Zölle“ letztendlich zu seinem bevorzugten Kalten-Krieg-Szenario führen wird – oder ob sich die Weltwirtschaft in eine andere, noch unvorhersehbarere Richtung entwickeln könnte.

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