Handelskrieg erschüttert Weltwirtschaft

Neue Zollankündigungen verunsichern internationale Finanzmärkte, während asiatische Volkswirtschaften unterschiedliche Strategien zur Risikominimierung entwickeln

Die Kernpunkte:
  • Währungsschwankungen in Schwellenländern nehmen zu
  • EZB erwägt Zinssenkung trotz Unsicherheit
  • Goldpreis erreicht historischen Höchststand
  • Exporteure reagieren mit verstärkten Lieferungen

Die globalen Märkte stehen im April 2025 im Bann einer sich zuspitzenden handelspolitischen Konfrontation, die von den USA ausgeht und weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft hat. Nach der Ankündigung umfassender Zölle durch US-Präsident Donald Trump, darunter 20% auf EU-Importe und massive 32% auf indonesische Waren, hat sich die Situation durch eine 90-tägige Aussetzung einiger Maßnahmen vorübergehend entspannt. Besonders die temporäre Ausnahme von Smartphones und Elektronikprodukten sorgte für Erleichterung an den Märkten, obwohl Trump warnte, dass diese Produkte künftig ebenfalls mit Zöllen belegt werden könnten.

Asiatische Volkswirtschaften zwischen Anpassung und Widerstand

Die Philippinen könnten vom aktuellen Handelskonflikt weniger stark betroffen sein als ihre asiatischen Nachbarn. Wirtschaftsminister Arsenio Balisacan betonte am Montag die vergleichsweise geringe Handelsabhängigkeit seines Landes: "Die Wirtschaft ist nicht so anfällig für Schocks auf dem Weltmarkt wie unsere Nachbarn… da die Handelsexposition der philippinischen Wirtschaft relativ gering ist." Dennoch warnte er vor Selbstzufriedenheit und unterstrich die Notwendigkeit, die Exportleistung durch Marktdiversifizierung zu stärken und Investitionshemmnisse abzubauen.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Nvidia?

In China zeigen sich bereits erste Auswirkungen der angekündigten US-Zölle. Chinesische Exporteure verzeichneten im März einen unerwarteten Anstieg von 12,4% im Vergleich zum Vorjahr – deutlich über den prognostizierten 4,4%. Dies deutet auf eine massive Vorratshaltung amerikanischer Importeure hin, die noch vor Inkrafttreten der Zölle Waren aus China beziehen wollen. Gleichzeitig stiegen die chinesischen Ölimporte im März um 4,8%, während die Einfuhren von Sojabohnen um dramatische 36,8% zurückgingen – ein klares Zeichen für Verunsicherung im Agrarsektor.

Indonesien versucht mit einem ungewöhnlichen Schritt, den drohenden 32-prozentigen US-Zöllen zu entgehen. Eine hochrangige Delegation unter Leitung von Wirtschaftsminister Airlangga Hartarto wird in Washington ein Angebot vorlegen, US-Importe im Wert von 18 bis 19 Milliarden Dollar zu tätigen, um das Handelsdefizit der USA mit Indonesien auszugleichen. Zusätzlich erwägt Jakarta Investitionen indonesischer Staatsunternehmen in amerikanische Öl-, Gas- und IT-Sektoren.

Währungsturbulenzen und Kapitalkontrollen in Schwellenmärkten

Die argentinische Regierung hat nach Jahren strenger Kapitalkontrollen eine drastische Änderung des Wechselkurssystems angekündigt. Ab Montag wird der Peso in einem Korridor zwischen 1.000 und 1.400 Pesos pro Dollar frei schwanken können – bisher war die Abwertung auf 1% monatlich begrenzt. Händler rechnen mit einem Eröffnungskurs zwischen 1.250 und 1.350 Pesos, was einem Wertverlust von fast 20% entsprechen würde. Die Regierung vermeidet jedoch den Begriff "Abwertung".

Diese Entscheidung wurde durch eine 20-Milliarden-Dollar-Kreditvereinbarung mit dem IWF ermöglicht, die die Devisenreserven der Zentralbank stärken soll. Die Aufhebung der Kapitalkontrollen soll insbesondere Investitionen ankurbeln, deren Gewinne bisher nicht ohne weiteres ins Ausland transferiert werden konnten.

Auch der südafrikanische Rand zeigt extreme Volatilität, nicht nur aufgrund der globalen Handelsspannungen, sondern auch wegen innenpolitischer Konflikte. Der Streit zwischen den Koalitionspartnern ANC und DA über eine geplante Mehrwertsteuererhöhung hat die Währung zusätzlich unter Druck gesetzt. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt über zwei Jahre ab dem 1. Mai ist Teil der Maßnahmen zur Stärkung der Staatseinnahmen.

"Für uns als kleine Unternehmen entsteht zuerst ein Wettbewerbsproblem bei den Preisen", erklärt Ndumiso Madlala, Inhaber eines südafrikanischen Getränkeunternehmens. "Große Unternehmen können ihre Preise jederzeit ändern, sie können ihre Preise senken, um das Volumen zu steigern. Für uns ist das etwas, das wir nicht tun können."

Europäische Zentralbank vor komplexen Entscheidungen

Die Europäische Zentralbank steht vor einer schwierigen Sitzung am kommenden Donnerstag. Die Märkte erwarten inzwischen mit Sicherheit eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 2,25% – eine Entwicklung, die vor den jüngsten Handelsspannungen deutlich unsicherer erschien. "Es wird sehr interessant sein, wie sie diese schmale Gratwanderung bewältigen, zwischen dem Anerkennen dessen, was anerkannt werden muss, ohne dabei einen zu beunruhigenden Ton anzuschlagen", erklärt Jens Eisenschmidt, Chef-Ökonom für Europa bei Morgan Stanley.

Vor Trumps überraschendem teilweisen Rückzieher bei den Zöllen hatten EZB-Quellen Reuters gegenüber geäußert, dass frühere Schätzungen eines Wachstumsrückgangs von 0,5 Prozentpunkten im ersten Jahr zu niedrig angesetzt seien und der Effekt sogar ein Prozent übersteigen könnte – was das gesamte erwartete Wachstum für 2025 zunichtemachen würde.

Die Händler rechnen inzwischen mit zwei weiteren Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr nach der Sitzung am Donnerstag – eine deutliche Verschiebung, da sie nach der März-Sitzung weniger als eine volle Senkung für den Rest des Jahres erwartet und sogar die Möglichkeit einer Zinserhöhung im Jahr 2026 eingepreist hatten.

Gold als sicherer Hafen erreicht neue Höhen

Inmitten der globalen Handelsunsicherheit erlebt Gold einen beispiellosen Höhenflug. Die Edelmetallpreise erreichten am Montag mit 3.245,42 Dollar pro Unze einen neuen Rekordwert. Goldman Sachs hat seine Prognose für den Goldpreis Ende 2025 deutlich angehoben – von 3.300 auf 3.700 Dollar pro Unze, mit einem möglichen Korridor zwischen 3.650 und 3.950 Dollar.

Die Investmentbank begründet ihre optimistische Einschätzung mit einer stärker als erwarteten Nachfrage von Zentralbanken und höheren Zuflüssen in ETFs aufgrund wachsender Rezessionsrisiken. "Bei einer Rezession könnten die ETF-Zuflüsse weiter beschleunigen und den Goldpreis bis zum Jahresende auf 3.880 Dollar pro Feinunze treiben", heißt es in einer Notiz vom Freitag. Die Bank hat auch ihre Annahme für die Nachfrage der Zentralbanken auf 80 Tonnen pro Monat angehoben, von zuvor 70 Tonnen.

Wachstumsaussichten trotz Handelsspannungen

Trotz der Handelsunsicherheit gibt es auch positive Signale für das Wirtschaftswachstum in einigen Regionen. Barclays hat seine Wachstumsprognose für das britische BIP im ersten Quartal auf 0,7% gegenüber dem Vorquartal angehoben, von zuvor 0,2%. Diese Revision basiert auf robusten BIP-Daten für Februar, die einen Anstieg von 0,5% im Monatsvergleich zeigten.

Die Aufwärtskorrektur wird hauptsächlich einem erwarteten Anstieg der Exporte in die USA zugeschrieben, da Unternehmen auf mögliche neue Zölle reagieren. Der detaillierte BIP-Bericht zeigte eine breite sektorale Stärke, wobei Dienstleistungen, Industrieproduktion und Baugewerbe alle zum Anstieg beitrugen. Barclays betont jedoch, dass dieser Exportschub vorübergehender Natur sei, da er eine Vorziehung von Warenlieferungen in Erwartung von US-Zöllen widerspiegele.

Auf den Philippinen hält Wirtschaftsminister Balisacan das Erreichen des unteren Endes des Wachstumsziels von 6,0% bis 8,0% für dieses Jahr weiterhin für realistisch. Er verwies auf den robusten Inlandskonsum, der etwa drei Viertel des BIP ausmacht und das Wachstum weiterhin stützen sollte.

Finanzmärkte suchen nach Orientierung

Die US-Aktienfutures deuteten am Montag auf einen positiven Start in die Woche hin, nachdem die Trump-Administration temporäre Ausnahmen für Elektronikimporte angekündigt hatte. Die Dow-Futures legten um 245 Punkte oder 0,6% zu, S&P-500-Futures gewannen 62 Punkte oder 1,2%, und Nasdaq-100-Futures stiegen um 296 Punkte oder 1,6%.

Chinesische Technologieaktien, insbesondere Apple-Zulieferer wie Luxshare Precision Industry und AAC Technologies Holdings, verzeichneten deutliche Kursgewinne. Auch der Hang-Seng-Index erholte sich merklich. Andere chinesische Technologiewerte – wie der Chiphersteller Semiconductor Manufacturing International Corp und die Internetgiganten Alibaba, Baidu und Tencent Holdings – konnten einen Teil ihrer jüngsten Verluste wettmachen.

EZB-Chefin Christine Lagarde betonte am Freitag die Bereitschaft der Zentralbank, bei Bedarf ihre Instrumente zur Wahrung der Finanzstabilität einzusetzen, und verwies auf die solide Erfolgsbilanz bei der Entwicklung neuer Instrumente, wenn diese erforderlich sind.

Die Ölpreise stabilisierten sich am Montag nach jüngsten Verlusten, die durch Befürchtungen ausgelöst wurden, dass der Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China das globale Wirtschaftswachstum schwächen und die Kraftstoffnachfrage dämpfen könnte. Die Brent-Futures stiegen leicht um 0,3% auf 64,93 Dollar pro Barrel, während die US-West-Texas-Intermediate-Rohöl-Futures um 0,3% auf 61,66 Dollar pro Barrel kletterten. Beide Kontrakte haben seit Anfang des Monats etwa 10 Dollar pro Barrel verloren.

Die fortgesetzte Unsicherheit über die Handelspolitik und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen dürfte die globalen Märkte auch in den kommenden Wochen in Atem halten, während Regierungen und Zentralbanken weltweit versuchen, auf die sich schnell verändernde Situation zu reagieren.

Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 20. April liefert die Antwort:

Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 20. April erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...