Handelskrieg eskaliert: Trumps Zölle erschüttern Finanzmärkte

Massive Kurseinbrüche nach Trumps Zollmaßnahmen gegen China erschüttern Weltbörsen. Wirtschaftsexperten warnen vor weitreichenden Folgen für globales Wachstum.

Die Kernpunkte:
  • Historische Marktverluste nach Zollankündigung
  • Chinesische Wirtschaft plant Gegenmaßnahmen
  • Anleiherenditen steigen dramatisch an
  • Zentralbanken erwägen Zinssenkungen

Die globale Finanzwelt erlebt aktuell ein Beben von historischem Ausmaß. Seit US-Präsident Donald Trump vergangene Woche seine weitreichenden Zollmaßnahmen angekündigt hat, haben die weltweiten Aktienmärkte massive Verluste erlitten. Allein der S&P 500 hat seit Trumps Ankündigung am 2. April 2025 rund 5,83 Billionen Dollar an Marktwert eingebüßt – der größte Verlustreihe seit seiner Gründung in den 1950er Jahren. Der Index rutschte unter die psychologisch wichtige Marke von 5.000 Punkten und steht kurz vor dem Eintritt in einen Bärenmarkt, definiert als ein Rückgang von mindestens 20 Prozent gegenüber dem jüngsten Höchststand.

Chinesisch-amerikanischer Handelskonflikt verschärft sich

Im Zentrum der Marktturbulenzen steht die dramatische Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Die seit Mittwoch geltenden „reziproken“ Zölle beinhalten eine massive Erhöhung der Abgaben auf chinesische Waren auf insgesamt 104 Prozent. Diese beispiellose Zollerhöhung setzt sich zusammen aus einer Basisbelastung aus Trumps erster Amtszeit, zusätzlichen 20 Prozent wegen Chinas Rolle im Fentanyl-Handel, weiteren 34 Prozent, die Trump vergangene Woche ankündigte, sowie den jüngsten 50 Prozent als Reaktion auf Chinas angekündigte Vergeltungsmaßnahmen.

Die chinesische Regierung reagierte mit scharfer Kritik. „Es gibt keine Gewinner in einem Handelskrieg“, erklärte das chinesische Handelsministerium und bezeichnete Trumps Zölle als „klassischen Unilateralismus, Protektionismus und wirtschaftliche Schikane“. Ein Sprecher des Außenministeriums nannte die US-Maßnahmen eine Form des „Mobbings“ und forderte Washington auf, eine „respektvolle und gleichberechtigte Haltung“ einzunehmen.

Peking kündigte bereits entschlossene Gegenmaßnahmen an, betonte aber, dass China keinen Handelskrieg wolle. In einem Weißbuch zur Handelssituation mit den USA argumentierte die chinesische Regierung, der Handelsüberschuss mit den USA sei „sowohl ein unvermeidliches Ergebnis struktureller Probleme in der US-Wirtschaft als auch eine Folge der komparativen Vorteile und der internationalen Arbeitsteilung zwischen den beiden Ländern“.

Chinesische Führung plant Notfallmaßnahmen

Die chinesische Führung reagiert mit Krisensitzungen auf die verschärfte Situation. Hochrangige Regierungsvertreter, darunter Offizielle der chinesischen Zentralbank, des Finanzministeriums und verschiedener Regulierungsbehörden, haben sich versammelt, um Gegenmaßnahmen zu erörtern. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen Maßnahmen zur Stärkung des Binnenkonsums und zur Stabilisierung der Kapitalmärkte.

Ökonomen warnen, dass der Handelskonflikt das Wirtschaftswachstum Chinas in diesem Jahr um ein bis zwei Prozentpunkte reduzieren könnte. Dies käme zu ohnehin bestehenden Herausforderungen wie der langanhaltenden Immobilienkrise und der hohen Verschuldung der Lokalregierungen hinzu.

Besonders problematisch ist, dass die Eskalation der Handelsspannungen zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern in China bereits angeschlagen ist. Experten betonen, dass monetäre und fiskalische Stimuli allein die chinesische Wirtschaft, die im vergangenen Jahr einen Überschuss von einer Billion Dollar erwirtschaftete, kaum vor einem schweren Nachfrageeinbruch schützen können.

„Der hilfreichste Schritt wäre, den privaten Konsum zu fördern, der in China 20 Prozentpunkte unter dem globalen Durchschnitt liegt“, erklären Wirtschaftsexperten. Bislang hat Peking jedoch abgesehen von einem Verbrauchersubventionsprogramm, dessen Wirkung als begrenzt eingeschätzt wird, keine wesentlichen Maßnahmen in diese Richtung angekündigt.

Globale Kapitalflucht trifft Anleihemärkte

Die Turbulenzen haben längst auch die als sicher geltenden Anlagehäfen erreicht. Der 29 Billionen Dollar schwere US-Staatsanleihenmarkt verzeichnete am Montag einen der schärfsten Renditeausschläge bei 10-jährigen Anleihen seit zwei Jahrzehnten. Die Renditen stiegen am Dienstag auf über 4,425 Prozent und lagen am Mittwochmorgen bei 4,337 Prozent.

Die Marktturbulenzen haben sich inzwischen auch auf Japan ausgeweitet, wo die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen ein 21-Jahres-Hoch erreichte. Analysten der Bank of America (BofA) sehen mehrere mögliche Ursachen für den Ausverkauf am Anleihemarkt: „Kunden haben gefragt, ob die Nachfrage bei ausländischen oder inländischen Investoren zurückgeht. Obwohl wir diese Antwort nicht in Echtzeit kennen, deutet das gesamte makroökonomische Umfeld darauf hin, dass es beide sein könnten.“

Beobachter verweisen auf Zwangsliquidationen von Hedgefonds, die aufgrund von Verlusten in anderen Anlageklassen gezwungen sind, ihre liquidesten Positionen – darunter Staatsanleihen – zu verkaufen. Zudem interpretieren die Märkte Trumps Zollpolitik als inflationär, was die Fähigkeit der Federal Reserve einschränken könnte, die Zinsen zu senken, selbst angesichts einer drohenden Wirtschaftsschwäche.

Zentralbanken unter Druck

Die Unsicherheit an den Finanzmärkten setzt Zentralbanken weltweit unter Zugzwang. Während die US-Notenbank Federal Reserve in einem Spannungsfeld zwischen Inflationssorgen und Rezessionsängsten steht, sieht die Europäische Zentralbank (EZB) verstärkte Argumente für Zinssenkungen.

EZB-Ratsmitglied Olli Rehn erklärte am Mittwoch: „Seit der März-Sitzung haben sich viele der damals identifizierten Risiken nun entweder materialisiert oder sind dabei, sich zu materialisieren.“ Auf Basis einer Gesamtbewertung von Inflation und Wachstum sei er überzeugt, dass „der Fall für weitere Zinssenkungen bei der April-Sitzung eindeutig stärker geworden ist“. Rehn betonte, dass die Inflation sich um das Ziel herum stabilisiere, während sich die Wachstumsaussichten infolge des Handelskriegs weiter eingetrübt hätten.

An den Terminmärkten wird inzwischen mit mehr als 100 Basispunkten an Zinssenkungen der Fed bis Dezember gerechnet, was vier vollständigen Senkungen um jeweils 25 Basispunkte entspricht. Die Protokolle der Fed-Sitzung vom März, die im Laufe des Tages veröffentlicht werden, sowie die für Donnerstag angekündigten Verbraucherpreisdaten, dürften weitere Hinweise auf den geldpolitischen Kurs liefern.

Auswirkungen auf Entwicklungsländer

Die zunehmenden Handelsspannungen und die volatilen Marktbedingungen stellen auch für rohstoffabhängige Entwicklungsländer ein erhebliches Risiko dar. Die Bank of America warnt insbesondere vor Risiken für Nigeria und Angola, falls die Ölpreise aufgrund der wachsenden globalen Ölversorgung und der Möglichkeit anhaltend niedrigerer Ölpreise weiter fallen sollten.

Beide Länder bewältigen derzeit bei einem Ölpreis von 70 Dollar pro Barrel moderate Haushaltsdefizite und Leistungsbilanzüberschüsse. Angola gilt dabei als stärker gefährdet, da es über weniger Devisenreserven verfügt und mehr Schuldenrückzahlungen zu leisten hat als Nigeria. Sollten die Ölpreise auf 60 Dollar pro Barrel fallen, könnte Angolas Leistungsbilanz ein Defizit von 4,3 Prozent des BIP aufweisen. Nigeria würde zwar weiterhin einen Überschuss verzeichnen, könnte aber unter Berücksichtigung großer Fehler und Auslassungen in der Zahlungsbilanz ebenfalls ein Defizit erleiden.

Anpassungen im globalen Investitionsverhalten

Trotz der generellen Marktschwäche gibt es auch Gewinner in der aktuellen Situation. US-notierte chinesische Unternehmen verzeichneten robuste Kursgewinne, die den Zuwächsen ihrer inländischen Pendants folgten, da staatliche Holdinggesellschaften und chinesische Broker weiterhin den Markt stützen. E-Commerce-Riese Alibaba legte um 7 Prozent zu, während Temu-Mutterkonzern PDD Holdings um 3,5 Prozent stieg. Der iShares MSCI China ETF gewann 5,8 Prozent.

Gleichzeitig zeigen sich Anpassungen in der globalen Investitionslandschaft. Amerikanische Unternehmen bekunden Interesse am weitgehend unerschlossenen Mineralsektor Pakistans, der für eine der größten Kupfer- und Goldlagerstätten der Welt bekannt ist. Diese Entwicklung könnte auf eine Diversifizierung von Lieferketten und Investitionsstrategien im Kontext der US-chinesischen Handelsspannungen hindeuten.

Ausblick: Verhandlungslösungen in Sicht?

Trotz der harten Rhetorik gibt es Anzeichen, dass der Handelskonflikt möglicherweise durch Verhandlungen entschärft werden könnte. Trump erklärte am Dienstag im Weißen Haus, dass „viele Länder“ an Abkommen interessiert seien, und äußerte die Erwartung, dass auch China eine Vereinbarung anstreben werde. US-Vertreter planen Gespräche mit den traditionell engen US-Handelspartnern Südkorea und Japan, während Finanzminister Scott Bessent am Mittwoch mit dem stellvertretenden Premierminister Vietnams zusammentreffen soll.

Trumps Äußerungen, dass die Zölle sowohl „permanent“ sein könnten als auch ein Instrument, um ausländische Länder zu vorteilhaften Handelsabkommen zu bewegen, haben jedoch zusätzliche Unsicherheit geschaffen. Händler weisen auf die Unklarheit bezüglich der Ziele und der Dauerhaftigkeit der Zollpolitik hin.

Während Trump die Marktturbulenzen weitgehend als notwendige Schmerzen zur Überwindung ungerechter Handelsbilanzdefizite abgetan hat, bleibt die Frage offen, ob und wie schnell diplomatische Lösungen gefunden werden können. Die kommenden Wochen dürften entscheidend sein für die weitere Entwicklung der globalen Finanzmärkte und den Verlauf des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.

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