Handelskrieg lähmt Weltwirtschaft
Eskalierende Handelskonflikte zwischen USA und China führen zu globaler Unsicherheit, Konjunktursorgen und Zinswende-Erwartungen. Wie reagieren Anleger?

- US-Zölle dämpfen Konjunktur weltweit
- China nutzt geheime Ausnahmelisten
- Notenbanken planen Zinssenkungen
- Investoren flüchten nach Japan und Indien
Die globale Wirtschaft ächzt unter dem Druck der aggressiven US-Handelspolitik. Während Präsident Trump versucht, innenpolitisch Stärke zu demonstrieren, zeigen sich international tiefe Risse: Konjunktursorgen in den USA und Großbritannien, ein taktisch agierendes China und Zentralbanken, die zunehmend unter Zugzwang geraten. Der eskalierende Handelskrieg sorgt für massive Unsicherheit und verschiebt Kapitalströme – eine Richtungsentscheidung für die Märkte steht an. Doch was bedeutet das konkret für Anleger und Unternehmen?
Trumps Zölle belasten Konjunktur massiv
Die von Präsident Donald Trump losgetretene Welle an Importzöllen, insbesondere die 145%-Abgaben auf chinesische Waren, zieht immer tiefere Furchen in die Weltwirtschaft. In den USA selbst verdichten sich die Anzeichen für eine deutliche Abkühlung, möglicherweise sogar eine Kontraktion im ersten Quartal 2025. Ökonomen führen dies paradoxerweise auf eine Flut von Importen zurück (Artikel 2). Viele Unternehmen versuchten offenbar, durch vorgezogene Käufe den angekündigten höheren Kosten zu entgehen – ein klares Zeichen für die disruptive Wirkung der Zollpolitik.
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Die Nervosität ist spürbar: Das US-Verbrauchervertrauen befindet sich nahe Fünfjahrestiefs, das Geschäftsklima ist eingebrochen (Artikel 2). Selbst Fluggesellschaften ziehen ihre Prognosen für 2025 zurück, da die Unsicherheit über die Ausgabenbereitschaft der Konsumenten wächst. "Der Handelsschock überschattet nun alles andere", kommentierte Joe Brusuelas, Chefökonom bei RSM US (Artikel 2). Die Entwicklung von einem Handelsschock über einen Finanzschock hin zu einer möglichen Rezession in weniger als 100 Tagen seit Trumps Amtsantritt sollte zu denken geben. Zwar sind die BIP-Prognosen für das erste Quartal uneinheitlich – Goldman Sachs erwartet sogar ein Minus von 0,8%, während die New York Fed von +2,6% ausgeht (Artikel 2) – doch die zugrundeliegende Schwäche und Unsicherheit sind kaum zu übersehen.
Gleichzeitig versucht Trump, Härten abzufedern und innenpolitisch zu punkten. Bei einem Auftritt in Michigan zu seinem 100-tägigen Amtsjubiläum (seiner zweiten Amtszeit) versuchte er, Optimismus zu verbreiten und kündigte Rekordinvestitionen in die Verteidigung an (Artikel 8). Kurz zuvor hatte er per Dekret die Belastungen seiner umstrittenen Autozölle durch eine Mischung aus Gutschriften und Erleichterungen bei anderen Abgaben gemildert (Artikel 2, 8). Dennoch zeigen Umfragen eine sinkende Zustimmung zu seiner Wirtschaftspolitik, nur noch 36% der Amerikaner bewerten sie positiv (Artikel 8). Kein Wunder also, dass Anleger nervös reagieren und Rezessionsängste zunehmen.
Globale Unsicherheit: UK leidet, China taktiert
Die Auswirkungen beschränken sich nicht auf die USA. Auch in Großbritannien sinkt die Geschäftsmoral auf ein Dreimonatstief (Artikel 7). Unternehmen zeigen sich besorgt über die US-Zölle und die allgemeine Wirtschaftslage, während sie gleichzeitig mit höheren Lohnkosten kämpfen. Der Konjunktur-Optimismus fiel laut Lloyds Bank deutlich, und auch der britische Industrieverband CBI meldet eine schwache Aktivität im Privatsektor und erwartet einen weiteren Rückgang sowie weniger Neueinstellungen (Artikel 7). "Die Unsicherheit hat in den letzten Wochen zugenommen", so Alpesh Paleja vom CBI, der auf das Hin und Her bei den US-Zöllen und die daraus resultierenden Marktbewegungen verweist.
China, der Hauptadressat der US-Strafzölle von 145%, reagiert auf die Eskalation mit eigenen 125%-Zöllen auf US-Waren, fährt aber hinter den Kulissen offenbar eine differenziertere Strategie. Berichten zufolge hat Peking eine geheime Liste mit US-Produkten erstellt, die von den hohen Zöllen ausgenommen werden sollen (Artikel 3). Unternehmen würden diskret über diese "Whitelist" informiert. Dies ermöglicht es China, nach außen Härte zu zeigen ("Bereit zum Kampf bis zum Ende"), während pragmatisch versucht wird, die negativen Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft abzufedern, insbesondere bei kritischen Gütern wie bestimmten Pharmazeutika, Mikrochips oder Flugzeugtriebwerken, für die man auf US-Technologie angewiesen ist (Artikel 3). Kürzlich wurden bereits Zölle auf Ethan-Importe aus den USA aufgehoben, da die USA der einzige Lieferant sind. Gleichzeitig erkundigen sich chinesische Behörden aktiv bei Unternehmen nach den konkreten Folgen des Handelskriegs, etwa durch Umfragen in wichtigen Industriezentren wie Xiamen (Artikel 3).
Notenbanken unter Druck: Zinswende voraus?
Die globale Konjunkturabkühlung und die spezifischen Inflationsentwicklungen bringen die Zentralbanken zunehmend in Zugzwang. In Australien etwa ist die Kerninflation, das bevorzugte Maß der Reserve Bank of Australia (RBA), im ersten Quartal auf ein Dreijahrestief von 2,9% gefallen und liegt damit erstmals seit Ende 2021 wieder im Zielband der Notenbank von 2% bis 3% (Artikel 4, 6). Obwohl die Headline-Inflation mit 2,4% stabil blieb und der vierteljährliche Anstieg mit 0,9% leicht über den Erwartungen lag (hauptsächlich getrieben durch Strompreise und saisonale Effekte bei Lebensmitteln), sehen Marktteilnehmer und auch Schatzmeister Jim Chalmers die Tür für Zinssenkungen weit offen. "Der Markt ist fest davon überzeugt, dass weitere Zinssenkungen bevorstehen. Und ich sehe in diesen Zahlen nichts, was ihre Erwartungen wesentlich ändern würde", so Chalmers (Artikel 4). Die Märkte preisen derzeit vier bis fünf Zinssenkungen bis Jahresende ein, beginnend mit einem Schritt bei der nächsten RBA-Sitzung am 20. Mai (Artikel 4, 6).
Auch in Indien sieht man Spielraum für eine lockerere Geldpolitik. Angesichts sinkender Inflation und erhöhter Wachstumsunsicherheiten hält Saugata Bhattacharya, externes Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Reserve Bank of India (RBI), weitere Zinssenkungen für möglich, mahnt aber zur Vorsicht (Artikel 1). Die RBI hat den Leitzins bereits zweimal in diesem Jahr gesenkt, zuletzt im April auf 6%, und ihren geldpolitischen Kurs auf "akkommodierend" geändert. Gleichzeitig wurde die Wachstumsprognose für das laufende Fiskaljahr auf 6,5% gesenkt (Artikel 1). Um das Wachstum anzukurbeln und die Transmission der Geldpolitik zu verbessern, flutet die RBI unter dem neuen Gouverneur Sanjay Malhotra das Bankensystem regelrecht mit Liquidität – seit Jahresbeginn 2025 wurden umgerechnet rund 73 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Allein im Mai sollen Anleihen im Wert von weiteren ca. 14,7 Milliarden US-Dollar gekauft werden, was laut Analysten wie eine effektive Zinssenkung wirkt (Artikel 1). Bhattacharya hält eine Überschussliquidität von rund 1% der Einlagen für angemessen und sieht darin ein flexibleres Instrument als Zinssenkungen, falls der Inflationsdruck wieder zunehmen sollte.
Selbst in den USA wachsen die Erwartungen, dass die Federal Reserve angesichts der Konjunktursorgen und der durch die Zölle potenziell steigenden Inflation (Prognose für Kerninflation Q1: 3,3%, Art. 2) ihren Kurs ändern und die Zinsen im Laufe des Jahres wieder senken könnte (Artikel 2).
Nervöse Märkte: Kapital sucht neue Häfen
Die Turbulenzen durch den Handelskrieg haben auch an den Finanzmärkten Spuren hinterlassen und zu einer Neubewertung von Risiken geführt. Hedgefonds, die zu Beginn des Zollkonflikts im April zunächst schnell ihre Positionen reduziert hatten, tasten sich nun wieder vorsichtiger in den Markt, berichtet Morgan Stanley (Artikel 5). Dabei zeigt sich eine klare Verschiebung: Während China gemieden wird – hier wurden Positionen reduziert oder sogar Leerverkäufe (Short-Positionen) insbesondere bei Konsumgüteraktien eingegangen – fließen Gelder verstärkt nach Japan und Indien. Goldman Sachs bestätigt, dass chinesische Aktien (insbesondere in Hongkong und USA gelistete) im April bis zum 24. die Hauptziele von Nettoverkäufen durch Hedgefonds in Asien waren (Artikel 5).
Investoren scheinen darauf zu wetten, dass Japan und Indien erfolgreich Handelsabkommen mit den USA aushandeln können, nachdem die Trump-Administration für die meisten Länder außer China eine 90-tägige Zollpause eingelegt hatte (Artikel 5). Der japanische Nikkei 225 hat die Verluste seit Anfang April bereits wieder aufgeholt, und der indische NIFTY 50 gehörte zu den ersten Indizes weltweit, die sich erholten, mit einem Plus von über 3% im April (Artikel 5). In Japan kauften Hedgefonds vor allem Rohstoff-, Technologie- und Industriewerte. Dennoch bleibt die allgemeine Risikobereitschaft gedämpft: Das eingesetzte Fremdkapital (Leverage) der asiatischen Hedgefonds liegt laut Morgan Stanley immer noch "weit unter dem Niveau vor dem Zoll-Ausverkauf" (Artikel 5).
Ausblick: Zerreißprobe für die Weltwirtschaft
Die kommenden Monate dürften spannend werden. Die Weltwirtschaft steht vor einer Zerreißprobe, ausgelöst durch die aggressive US-Handelspolitik und die darauf folgenden globalen Reaktionen. Während die USA mit hausgemachten Konjunkturproblemen und schwindendem Vertrauen kämpfen, versucht China, den Schaden durch taktische Ausnahmeregelungen zu begrenzen. Gleichzeitig positionieren sich Investoren neu und setzen auf potenzielle Gewinner wie Japan und Indien.
Die Zentralbanken, allen voran die RBA und die RBI, signalisieren Bereitschaft zu weiteren Lockerungen, um die Wirtschaft zu stützen. Die große Frage bleibt, ob die Fed in den USA diesem Trend folgen wird. Entscheidend wird sein, ob es zu einer Deeskalation im Handelskrieg kommt – Präsident Trump deutete zuletzt vage die Möglichkeit eines Deals mit China an (Artikel 3, 8) – oder ob die protektionistische Spirale sich weiterdreht. Bis dahin bleibt die Unsicherheit hoch und dürfte die Märkte weiter in Atem halten. Anleger müssen sich auf anhaltende Volatilität einstellen und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Handelspolitik, Konjunkturdaten und Geldpolitik genau beobachten.
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