Hat Zoom „nach Corona“ überhaupt eine Chance?

Der Videokonferenz-Spezialist Zoom wird derzeit mit einem stattlichen KGV von 60 bewertet und es stellt sich die Frage, ob das Wachstum mit dieser Prämie mithalten kann oder ob es sich hier um einen ähnlichen Hype handelt wie seinerzeit bei Beyond Meat.

Vorab sollten wir ehrlicherweise festhalten, das die Videokonferenzplattform von Zoom ein großartiges Produkt ist, für dessen Verwendung die Benutzer nicht viel benötigen. Wenn Sie im Vergleich zu anderen Apps an einer Besprechung teilnehmen möchten, müssen Sie lediglich einen Link zu dieser Besprechung haben und Sie sind dabei. Keine Downloads, keine Registrierung und kein komplexer Prozess, um an einer Online-Konferenz mit mehreren Personen gleichzeitig teilzunehmen. Super!

Corona bringt Sonderwachstum

Produkte wie Zoom schaffen es immer wieder, in frühen Entwicklungszyklen problemlos mehr Benutzer einzusammeln und dank der von ihnen angebotenen Einfachheit ihre KPIs (Key-Performance-Indicator) kontinuierlich zu steigern. Als die Welt vor einem Monat in die Corona-Sperren geschickt wurde, konnte Zoom davon mächtig profitieren, da die Anzahl seiner Benutzer von 10 Millionen im Dezember auf über 300 Millionen Ende April anzog! Noch beeindruckender ist, dass Zoom bereits vor COVID-19 ein paar hervorragende Zahlen zeigen konnte: Der Jahresumsatz zog im vergangenen Geschäftsjahr um 88% auf 622,7 Mio. Dollar an und der freie Cashflow des Unternehmens stieg im Jahresverlauf um fast 400% auf 114 Mio. Dollar an. Somit standen per Jahreswechsel bei Zoom Zahlungsmittel in Höhe von 855 Mio. Dollar in der Bilanz.

Aktie von Zoom schon ziemlich teuer

Mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 40 Mrd. Dollar ist Zoom aber definitiv auch kein Schnäppchen mehr. Denn Zoom erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von nur knapp 1 Mrd. Dollar. Noch interessanter ist, dass der gesamte Videokonferenzmarkt im Jahr 2019 nur auf 6 Mrd. Dollar geschätzt wurde. Und hier wird es spannend:

Wird ein Ergebnis der Coronakrise tatsächlich eine deutlich vermehrte Nutzung von Videokonferenzplattformen sein? Denn es besteht auch kein Zweifel darüber, dass die Mehrheit der aktuellen Benutzer keine festen Abonnenten der Plattform sind, was bedeutet, dass sie keine Gebühr für die Nutzung der fortschrittlichen Tools des Dienstes zahlen. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass Zoom zweistellig wächst, kann im Moment noch nicht erkannt werden, wie das Unternehmen in den nächsten Jahren einen Jahresumsatz von 10 Mrd. Dollar erzielen wird. Dazu muss Zoom seine Einnahmen jedes Jahr um mehr als 30% steigern, was eher unwahrscheinlich ist.

Wie bindet Zoom seine Nutzer an sich?

Die größte Herausforderung, vor der Zoom derzeit steht, ist es, die kostenlosen Benutzer zum Kauf eines Abonnements zu ermutigen. Die ganze Idee von Zoom ist es, ein nahtloses Videoerlebnis für seine Benutzer zu schaffen, und dies ist gelungen. Änderungen am aktuellen Geschäftsmodell könnten hingegen den Verlust einer Benutzerbasis zur Folge haben. Leider ist der größte Vorteil des Unternehmens eben auch seine große Schwäche, denn: Zoom verfügt über kein eigenes proprietäres Ökosystem, das seine Benutzer dazu ermutigen könnte, beim Dienst zu bleiben, wenn das Unternehmen beispielsweise beschließt, sich neu zu organisieren und Anzeigen zu schalten.

Zuvor war das B2B-Segment der größte Wachstumsbereich. Nach dem Datenschutzfiasko ist es jedoch offen, ob Zoom seinen Ruf als geeignete Videokonferenzlösung für Unternehmen wiederherstellen kann. Negative Schlagzeilen und Sammelklagen werden das Unternehmen wahrscheinlich noch eine Weile ärgern, und gerade amerikanische Unternehmen werden sich so lange von Zoom fernhalten, wie das FBI und die Regierungsbehörden weiterhin involviert sind.

Zoom ein Übernahmeziel?

Vor diesem Hintergrund sollte auch nicht darauf spekuliert werden, ob Zoom von einem größeren Unternehmen übernommen wird. Jeder, der glaubt, dass Google, Amazon oder Facebook Zoom zum aktuellen Wert kaufen wird, täuscht sich. Die Realität ist, dass Zoom austauschbar ist. Es gibt bereits unzählige Alternativen, die die gleiche oder eine noch größere Funktionalität bieten als Zoom.

Die Quintessenz: Zoom ist ein großartiges Unternehmen mit einem tollen Produkt. Doch nun muss Zoom zeigen, dass es nicht nur eine großartige Idee entwickeln, sondern auch zu Geld machen kann. Für einen Einstieg bei Zoom auf der aktuellen Kursbasis ist daher noch etwas zu früh und bestehende Positionen sollten mit einem Stoppkurs bei 130 Dollar abgesichert werden.

Anzeige

Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 25. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 25. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...