HeidelbergCement: 50 Prozent in 6 Monaten?
Der Baustoffhersteller HeidelbergCement gehört zweifellos zu den Unternehmen, welche die erste Phase des Markt-Rebounds nach dem Corona-Crash geradezu optimal ausnutzen konnten. In der Spitze hatte sich die Aktie seit Mitte März um rund 50 % wieder erholen können. Die zuletzt wieder stärker werdende Markt-Volatilität hat diesem Erholungstrend dabei keinen wesentlichen Abbruch getan.
Die Frage, die sich jetzt natürlich stellt: Wie viel Potenzial hat der Wert unter den gegebenen fundamentalen Rahmenbedingungen noch? Einen Ansatzpunkt dafür liefert das nun präsentierte Ergebnis zum ersten Quartal. Denn HeidelbergCement zeigte, dass man ex-Corona sehr gut unterwegs gewesen ist. Die gute Entwicklung im Januar und Februar wurde dabei im März zwar deutlich zurechtgestutzt. Aber natürlich sollte man daraus den Schluss ziehen, dass nach einer Bewältigung der Krise hier auch wieder entsprechendes Wachstumspotenzial vorhanden ist.
Ertrag kann Erwartungen schlagen
Konkret musste HeidelbergCement im ersten Quartal einen Umsatzrückgang um 7 % auf 3,93 Milliarden Euro verbuchen. Demgegenüber konnte allerdings der bereinigte operative Gewinn um 3 % zulegen. Nach Abschreibungen verdiente HeidelbergCement 59 Millionen Euro, ein Plus von 5,3 % gegenüber dem Vorjahr. Mit Blick auf die Analystenschätzungen lag das Unternehmen beim Umsatz leicht unter den Erwartungen, beim operativen Ergebnis vor Abschreibungen (348 Millionen Euro) über den Prognosen.
Natürlich traut auch HeidelbergCement sich momentan keinen Ausblick auf das Gesamtjahr zu. Derzeit stehen vor allen Kostensenkungen (Zielgröße 1 Milliarde Euro), Kurzarbeit und eine deutliche Reduzierung der ursprünglich geplanten Dividende von 2,20 Euro auf 0,60 Euro je Aktie auf dem Programm. Doch uns interessiert an dieser Stelle natürlich auch die Frage, wie es denn unter wieder normalisierten Bedingungen mit der Börsenbewertung aussehen kann.
Wo liegt das mögliche Bewertungsniveau von HeidelbergCement?
Historisch gesehen lag das Durchschnitts-KGV der letzten zehn Jahre bei rund 19. Für dieses Jahr werden derzeit 11,8 geschätzt und für nächstes Jahr sogar nur 7,4. Wir gehen davon aus, dass sich die Aktie im Rahmen einer tendenziell weiteren Markt-Erholung wieder in Richtung der historischen Durchschnitte entwickelt. Das ist aber ein eher langfristiger Prozess. Die kurz- bis mittelfristige Frage lautet etwas anders:
Wenn es der Aktie gelingt, spätestens im kommenden Jahr wieder das Gewinnniveau von 2019 zu erreichen und dabei in etwa die derzeitige Marktbewertung zu halten, würden wir von einem möglichen Aktienkurs im Bereich von 65 Euro ausgehen können. Das ist letztlich auch der Bereich, wo es in der zweiten Jahreshälfte 2019 eine Konsolidierungsformation gegeben hatte.
Aktie ein Kauf?
Fazit: Als Infrastrukturwert (bzw. nötiger Zulieferer dafür) sollte HeidelbergCement in der nächsten konjunkturellen Aufschwungsphase mit zu den Profiteuren gehören. Deshalb sehen wir hier auch noch weiteren Spielraum für die Aktie. Ob die eingangs genannten 50 % in sechs Monaten genau erreicht werden, wissen wir natürlich auch nicht. Aber es ist ein durchaus belastbarer Zeitrahmen. Deshalb sehen wir diese Aktie als Kauf.
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