IMF: „Silberne Wirtschaft“ trotz globaler Turbulenzen
Der IWF erkennt Potenzial in der Silver Economy, warnt jedoch vor kurzfristigen Wachstumsrisiken durch Handelsspannungen und politische Unsicherheiten. Wie wirkt sich das auf die globale Wirtschaft aus?

- Silver Economy bietet langfristige Wachstumschancen
- Weltwirtschaftsprognosen deutlich nach unten korrigiert
- Goldpreis erreicht neue Rekordhöhen
- Zentralbankunabhängigkeit unter politischem Druck
Die alternde Weltbevölkerung könnte sich als wirtschaftlicher Segen statt als demografische Zeitbombe entpuppen. Zu diesem Schluss kommt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick, der in einer Zeit verstärkter globaler Handelsspannungen veröffentlicht wurde. Die "Silver Economy" bietet laut IWF erhebliche Wachstumschancen, während gleichzeitig die Auswirkungen der US-Zölle und die angespannte Beziehung zwischen dem Weißen Haus und der Federal Reserve zu deutlichen Prognosekürzungen für die Weltwirtschaft führen.
Alternde Bevölkerung als wirtschaftliche Chance
"Die alternde Bevölkerung wurde oft mit düsteren Aussichten für Wirtschaftswachstum und öffentliche Finanzen in Verbindung gebracht", heißt es im IWF-Bericht mit dem Titel "Der Aufstieg der Silver Economy: Globale Auswirkungen der Bevölkerungsalterung". Neue Daten zeigen jedoch ein deutlich positiveres Bild: Die steigende Lebenserwartung kommt in vielen Ländern weitgehend ohne chronische Krankheiten, was ältere Menschen länger arbeitsfähig und produktiv hält.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Nvidia?
Eine Erhebung in 41 fortgeschrittenen und aufstrebenden Volkswirtschaften ergab, dass eine 70-jährige Person im Jahr 2022 durchschnittlich die gleichen kognitiven Fähigkeiten besaß wie ein 53-Jähriger im Jahr 2000. Dies führt zu längeren Erwerbsbiografien und höheren Einkommen älterer Bürger. Die globale Bevölkerungsentwicklung verlangsamt sich von einem jährlichen Wachstum von 1,1% vor der COVID-19-Pandemie auf null bis zum Jahr 2100, während das Durchschnittsalter der Weltbevölkerung zwischen 2020 und dem Ende des Jahrhunderts um 11 Jahre steigen wird.
Der IWF empfiehlt einen umfassenden Ansatz: "Rentenreformen, Weiterbildungsmaßnahmen und Arbeitsplatzanpassungen sollten gesundheitsorientierte Interventionen ergänzen, um das effektive Rentenalter im Einklang mit der steigenden Lebenserwartung zu erhöhen. Lebenslanges Lernen und Umschulungsprogramme sind entscheidend, um die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten."
Handelsspannungen drücken Wachstumsprognosen
Während die langfristigen Perspektiven einer alternden Gesellschaft Anlass zu Optimismus geben, sieht die kurzfristige wirtschaftliche Lage deutlich angespannter aus. Der IWF hat seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft drastisch nach unten korrigiert – um 0,5 Prozentpunkte auf 2,8% für 2025 und um 0,3 Prozentpunkte auf 3% für 2026 im Vergleich zu den Januarprognosen.
"Wir treten in eine neue Ära ein, da das globale Wirtschaftssystem, das in den letzten 80 Jahren funktioniert hat, neu gestaltet wird", erklärte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. Die Handelsprognose wurde besonders stark nach unten korrigiert, um 1,5 Prozentpunkte auf 1,7% – nur noch halb so viel wie das für 2024 erwartete Wachstum.
Besonders hart trifft es die USA und Mexiko. Die US-Wachstumsprognose wurde um 0,9 Prozentpunkte auf 1,8% für 2025 gesenkt, während für Mexiko sogar eine Kontraktion von 0,3% erwartet wird – eine drastische Korrektur um 1,7 Prozentpunkte nach unten. Citigroup-Chefökonom Nathan Sheets schätzt die Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA mittlerweile auf 40% bis 45%.
Goldpreis und Währungsmärkte spiegeln globale Unsicherheit
Der Goldpreis erreichte angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit neue Rekordhöhen. Das Edelmetall, bekannt als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten, überschritt die Marke von 3.500 US-Dollar pro Unze, nachdem es seit Jahresbeginn bereits um mehr als 800 Dollar gestiegen war. Analysten führen diesen Anstieg nicht nur auf die Handelsspannungen zurück, sondern auch auf verstärkte Goldkäufe durch Zentralbanken.
"Gold passt sich neu an, um epochale Veränderungen im globalen Finanzsystem widerzuspiegeln. Diese Veränderungen sind eine weitreichende und fundamentale Verschiebung des Vertrauens in die Weltwährung und ihre Anleihemärkte", erklärte der unabhängige Analyst Ross Norman.
Besonders bemerkenswert ist die Nachfrage der Zentralbanken: Im letzten Quartal 2024 – als Donald Trump die US-Wahl gewann – stiegen die Zentralbankkäufe um 54% im Jahresvergleich auf 333 Tonnen. Goldman Sachs erhöhte kürzlich seine Goldpreisprognose für das Jahresende auf 3.700 Dollar, während ANZ sogar 3.600 Dollar prognostiziert.
Parallel dazu gerät der US-Dollar unter Druck und erreichte mehrjährige Tiefststände gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken. "Die Entlassung von Jerome Powell wäre katastrophal für den US-Dollar und das Vertrauen in die US-Kapitalmärkte im Allgemeinen", warnte Adam Button, Chefwährungsanalyst bei ForexLive.
Globale Auswirkungen und regionale Perspektiven
Auch in anderen Volkswirtschaften weltweit sind die Auswirkungen spürbar. Der IWF senkte seine Wachstumsprognosen für Schwellenländer und Entwicklungsländer für 2025 und 2026 auf 3,7% bzw. 3,9% – etwa einen halben Prozentpunkt weniger als noch im Januar prognostiziert.
China, das sich im Fadenkreuz der US-Handelspolitik befindet, sieht seine Wachstumsprognose auf 4% für 2025 und 2026 reduziert, was Abwärtskorrekturen von 0,6 bzw. 0,5 Prozentpunkten gegenüber der Januarprognose entspricht. Für Indien wurde die Wachstumsprognose auf 6,2% gesenkt (von zuvor 6,5%), was dennoch eine vergleichsweise stabile Entwicklung darstellt.
Großbritannien verzeichnet mit einer Kürzung um 0,5 Prozentpunkte auf 1,1% für 2025 den stärksten Rückgang unter den großen europäischen Volkswirtschaften. Für die Eurozone insgesamt erwartet der IWF ein Wachstum von nur 0,8% im Jahr 2025, was einer Abwärtskorrektur um 0,2 Prozentpunkte entspricht. Deutschland steht besonders schlecht da – mit einer Prognose von 0,0% für 2025.
Zentralbank-Unabhängigkeit und Inflationsrisiken
Die verschärften Angriffe des US-Präsidenten auf Fed-Chef Jerome Powell haben zusätzliche Unsicherheit in die Märkte gebracht. Trump bezeichnete Powell als "großen Verlierer" und forderte sofortige Zinssenkungen, um eine Konjunkturverlangsamung zu verhindern. Das Weiße Haus untersucht Berichten zufolge weiterhin Möglichkeiten, Powell zu entlassen.
Die Inflationsaussichten haben sich ebenfalls eingetrübt. Der IWF erwartet, dass die Inflation langsamer zurückgehen wird als noch im Januar angenommen – auf 4,3% im Jahr 2025 und 3,6% im Jahr 2026. Für die USA wird nun eine Inflation von 3% für 2025 prognostiziert, einen vollen Prozentpunkt höher als die Januarprognose.
"Es ist absolut entscheidend, dass Zentralbanken unabhängig bleiben können, um ihre Glaubwürdigkeit bei der Bekämpfung der Inflation zu wahren", betonte Gourinchas und unterstrich die Bedeutung der Zentralbankunabhängigkeit in einer Zeit wachsender politischer Einflussnahme.
Ausblick: Handelskrieg oder Zusammenarbeit?
Der rapide Anstieg der Handelsspannungen und das "extrem hohe Maß" an Unsicherheit über künftige politische Entscheidungen werden laut IWF erhebliche Auswirkungen auf die globale Wirtschaftstätigkeit haben. "Es ist recht bedeutend und trifft alle Regionen der Welt. Wir sehen niedrigeres Wachstum in den USA, niedrigeres Wachstum in der Eurozone, niedrigeres Wachstum in China, niedrigeres Wachstum in anderen Teilen der Welt", erklärte Gourinchas.
Eine Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und anderen Ländern würde zusätzliche Unsicherheit schüren, weitere Volatilität an den Finanzmärkten verursachen und die Finanzierungsbedingungen verschärfen. Die Kombination dieser Effekte würde die globalen Wachstumsaussichten weiter verschlechtern.
Das mittelfristige Wachstumspotenzial bleibt mit einer Prognose von 3,2% über fünf Jahre unter dem historischen Durchschnitt von 3,7% aus den Jahren 2000-2019. Ohne bedeutende Strukturreformen ist keine Erholung in Sicht.
"Der Handel wird weitergehen, aber er wird teurer und weniger effizient sein", prognostiziert Gourinchas und verweist auf die Verwirrung und Unsicherheit darüber, wo investiert, woher Produkte bezogen und wo Komponenten gekauft werden sollen. "Die Wiederherstellung von Berechenbarkeit und Klarheit im Handelssystem – in welcher Form auch immer – ist absolut entscheidend."
Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 22. April liefert die Antwort:
Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 22. April erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...