Inflationsdruck und Handelsspannungen belasten globale Märkte
Neue Handelszölle der US-Regierung und hartnäckige Teuerungsraten verunsichern Anleger global. Edelmetallpreise steigen auf Rekordhöhen, während Zinssenkungshoffnungen schwinden.

- Automobilbranche unter besonderem Druck
- Goldkurs erreicht historische Höchststände
- Fed überdenkt geplante Zinssenkungen
- Stagflationssorgen belasten Märkte weltweit
Die Finanzmärkte stehen zu Beginn des zweiten Quartals 2025 unter erheblichem Druck, während Inflationssorgen und drohende Handelskonflikte Anleger weltweit verunsichern. Die von US-Präsident Trump angekündigten Kfz-Zölle von 25 Prozent und die Aussicht auf weitere Zollmaßnahmen in der kommenden Woche belasten die globalen Aktienmärkte. Gleichzeitig erreicht Gold neue Rekordstände, da Investoren in sichere Häfen flüchten.
Handelsspannungen dominieren Marktgeschehen
Die Ankündigung drastischer Importzölle durch die Trump-Administration hat die globalen Märkte in Aufruhr versetzt. „Was ich nicht weiß, ist, ob die Schärfe der Kfz-Zölle auf die breiteren Zölle übertragen wird, die wir nächste Woche bekommen werden“, erklärte Michael Metcalfe, Leiter der globalen Makrostrategie bei State Street. Diese Ungewissheit hält die Risikobereitschaft der Anleger in Grenzen.
An der Wall Street gaben alle drei Hauptindizes nach und steuerten auf ihre dritte Verlustsitzung in Folge zu. Der Dow Jones fiel um 1,62%, der S&P 500 um 1,88% und der technologielastige Nasdaq Composite um 2,60%. Auch in Europa schloss der STOXX 600 mit einem Minus von 0,77% und beendete die Woche 1,39% schwächer, wobei der Automobil- und Autoteilsektor mit einem Rückgang von fast 1% besonders stark betroffen war.
Die Verunsicherung spiegelt sich auch in den Währungsmärkten wider. Der Dollar schwächte sich gegenüber wichtigen Währungen ab, darunter der japanische Yen und der Euro. Letzterer profitierte besonders von den Schwierigkeiten des Greenbacks und konnte in einer Woche um beachtliche 4,2% gegenüber der US-Währung zulegen.
Inflationssorgen belasten Zinssenkungshoffnungen
Die heute veröffentlichten US-Wirtschaftsdaten zeigen ein besorgniserrebendes Bild: Die Kernverbraucherpreise stiegen im Februar um 0,4% – der stärkste Anstieg seit 13 Monaten. „Hundert Prozent meines Fokus liegt darauf, was mit der Inflation passiert“, betonte Mary Daly, Präsidentin der Federal Reserve Bank von San Francisco. „Der Fortschritt war nicht so entscheidend, dass ich mich mit dem Beginn von Zinssenkungen wohlfühle.“
Die Inflationserwartungen der Verbraucher sprangen laut einer Umfrage der Universität Michigan auf den höchsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren. Für die nächsten 12 Monate erwarten US-Konsumenten eine Inflation von 5,0%, für die nächsten fünf Jahre sogar 4,1% – der höchste Wert seit Februar 1993.
Diese Entwicklungen schüren Befürchtungen vor einer Stagflation – einer gefürchteten Kombination aus schwachem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation. „Die heutigen Daten befeuern nur die Stagflationsängste“, sagte James Knightley, Chefökonom bei ING. „Wir bewegen uns in die falsche Richtung, und die Sorge ist, dass Zölle höhere Preise bedeuten, was heißt, dass die Inflationswerte heiß bleiben werden. Dies wird die Fähigkeit der Fed einschränken, weitere Zinssenkungen vorzunehmen.“
Gold als sicherer Hafen auf Rekordkurs
In diesem Umfeld steigen die Goldpreise auf immer neue Höchststände. Das Edelmetall erreichte einen Rekordwert von 3.086,70 US-Dollar und liegt derzeit bei 3.079,62 US-Dollar pro Unze – ein Plus von 0,77%. Für das Quartal verzeichnet Gold einen Anstieg von mehr als 17%, die beste Quartalsperformance seit 1986.
Wasif Latif, Chief Investment Officer bei Sarmaya Partners in New Jersey, erklärt diesen Höhenflug: „Wir sehen weiterhin eine hartnäckige, klebrige Inflation, die einfach nicht verschwinden will. Das geopolitische Umfeld bleibt riskant und angespannt… Man kann das fiskalische Risiko auf der US-Haushaltsseite sehen, aber auch bei den breiteren westlichen Staatsschulden wird es herausfordernd, da das Budget weiterhin zunehmend defizitär läuft und die Zinssätze hartnäckig hoch bleiben.“
Geldpolitik im Spannungsfeld
Die US-Notenbank Federal Reserve steht vor einem schwierigen Balanceakt. Während die Märkte auf Zinssenkungen hoffen, erschweren die aktuellen Inflationsdaten und die zu erwartenden preissteigernden Effekte der Zölle eine geldpolitische Lockerung. Trader an den Terminmärkten rechnen mittlerweile mit insgesamt etwa 66 Basispunkten an Zinssenkungen in diesem Jahr – deutlich weniger als noch vor einigen Monaten erwartet.
Mary Daly von der San Francisco Fed sieht weiterhin zwei Zinssenkungen in diesem Jahr als „angemessen“ an, räumt aber ein, dass die jüngste Stagnation bei der Inflationsbekämpfung ihr weniger Vertrauen in diese Prognose gibt. „Wir haben keinen Grund, überstürzt zu handeln, da die Politik in einer guten Position ist, die Wirtschaft in einer guten Position ist, und so können wir uns die Zeit nehmen, die nötig ist, um die Gesamtauswirkungen wirklich zu bewerten“, erklärte Daly.
Weltweite wirtschaftliche Auswirkungen
Die Handelsspannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten wirken sich auch auf andere Regionen aus. Lateinamerikas größte Volkswirtschaft Brasilien verzeichnete im Quartal bis Februar einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,8%, was jedoch auf saisonale Faktoren zurückgeführt wird. Gleichzeitig wurden im Februar 431.995 neue formelle Arbeitsplätze geschaffen – deutlich mehr als die erwarteten 250.000.
In Argentinien bestätigte der Internationale Währungsfonds (IWF) Gespräche über ein 20-Milliarden-Dollar-Programm. Es handelt sich um eine Erweiterte Fondsfazilität (EFF), die für Länder konzipiert ist, „die aufgrund struktureller Hindernisse oder langsamen Wachstums ernsthafte Zahlungsungleichgewichte erfahren“.
Politische Umwälzungen verschärfen Unsicherheit
Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Herausforderungen sorgt die Trump-Administration mit drastischen Umstrukturierungen für weitere Verunsicherung. So wurden Mitarbeiter der US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) am Freitag informiert, dass alle nicht gesetzlich vorgeschriebenen Positionen gestrichen werden – was bedeutet, dass fast alle verbleibenden USAID-Mitarbeiter im Juli und September ihre Stellen verlieren werden.
Diese Maßnahme erfolgte just an dem Tag, als ein starkes Erdbeben Myanmar erschütterte und Gebäude in einem weiten Gebiet zum Einsturz brachte. Historisch spielte USAID eine wichtige Rolle bei der Koordinierung von Katastrophenhilfemaßnahmen.
Ökonomen kritisieren nicht nur die umfangreichen Zölle, sondern auch die oft ungeordneten Entlassungen Tausender Bundesbediensteter durch Elon Musks „Department of Government Efficiency“ (DOGE). Viele Mitarbeiter wurden inzwischen durch Gerichtsbeschlüsse wieder eingestellt.
Das erste Quartal 2025 könnte mit einer negativen BIP-Wachstumsrate enden, warnt Conrad DeQuadros, Senior Economic Advisor bei Brean Capital: „Dieser Bericht erhöht die Chancen, dass das reale BIP-Wachstum im ersten Quartal mit einem negativen Vorzeichen gedruckt wird.“ Die Goldman Sachs hat ihre BIP-Schätzung bereits auf eine annualisierte Rate von 0,6% von zuvor 1,0% gesenkt, während die Atlanta Fed sogar eine Kontraktion von 2,8% prognostiziert.