Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Siltronic und Wacker Chemie, Moderna, Nikola und General Motors und United Airlines
Guten Abend!
Es verbleiben noch 23 Handelstage und dann kann dieses Börsenjahr abgeschlossen werden. Das ist nicht viel, sollte aber reichen, um die alten Rekordstände zu brechen und zu überschreiten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Wall Street es vormacht. Und danach sieht es zurzeit aus.
Daran dürfte meines Erachtens auch der Brexit nichts ändern. Denn die Märkte haben schon lange einen harten Brexit eingepreist und wären somit nicht überrascht, wenn es zu keiner Freihandelszonen-Einigung käme. Ich denke zwar, dass die Engländer es trotzdem noch in letzter Minute schaffen werden, irgendein Abkommen zu arrangieren, aber selbst, wenn dies nicht der Fall sein sollte, sehe ich darin mit Sicherheit keine Risiken für die augenblickliche Markttendenz. Was mich viel mehr beschäftigt ist die Frage, ob nach dem Termin englische Aktien nicht wieder interessant werden! Denn hier schlummern aufgrund der hohen Unsicherheit enorme Unterbewertungen, die irgendwann ausgeglichen werden sollten.
Ohnehin dreht sich jetzt im Moment alles nur noch um die Frage, wann einer der zahlreichen Impfstoffkandidaten die Marktzulassung erreichen wird. Für die beteiligten Firmen ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, für die Börsen indes nur eine Frage des ob und nicht des wann. Und das ob ist so gut wie abgehakt. Da ist es kein Wunder, dass immer mehr optimistische Prognosen für das Börsenjahr 2021 die Runde machen. Am optimistischsten ist derzeit Morgan Stanley mit plus 26% für den S&P 500 innerhalb der nächsten 12 Monate. Nicht schlecht, aber ich würde mich auch nicht wundern, wenn es etwas mehr werden wird! Denn mit der Einführung eines Impfstoffs könnten die Voraussetzungen nicht besser sein.
Übrigens: Wer wirklich vom Impfstoff-Hype profitieren möchte, kauft nicht die Hersteller, sondern die Aktien jener Unternehmen, die von einer Markteinführung am meisten profitieren werden, z.B. Reiseaktien. Es sind jene Sektoren und Branchen, die bislang ein Schattendasein geführt haben und im kommenden Jahr meines Erachtens zu den großen Gewinnern zählen werden. Hier liegt dann der größte Hebel.
Die aktuelle Lage:
DAX: Ende der vorigen Woche war es schon erkennbar und nun konkretisiert sich der Anlauf auf die alte Spitze. Ich will zwar nicht vorgreifen, aber für mich ist das schon eine ausgemachte Sache vor Weihnachten. Brexit? Uninteressant.
Wall Street: Der November war der stärkste Börsen-November seit 1987. Vor dem Hintergrund des glimpflich abgelaufenen Wechsels aus der Ära Trump und der Impfstoffentwicklung ist das zwar nicht wirklich verwunderlich, aber im Kontext des gesamten Börsenverlaufs der letzten Monate durchaus bemerkenswert. Niemand hätte im März so etwas für möglich gehalten. Entscheidend ist nun, dass alle Indices ihre Breaks halten und in den kommenden Tagen bestätigen. Das dürfte nicht schwerfallen, denn augenblicklich kann ich keine dunklen Wolken am Horizont ausfindig machen. Aber schwarze Schwäne fallen ja auch nicht bekanntlich vom Himmel.
Heute auf der Agenda:
Siltronic soll vom taiwanischen Konkurrenten GlobalWafers übernommen werden. Die Gespräche über eine Offerte der Taiwaner in Höhe von 125 Euro je Aktie stehen kurz vor dem Abschluss, wie der Hersteller von Halbleiterwafern für die Chipindustrie heute mitteilte. Bei diesem Preis wird Siltronic mit 3,75 Milliarden Euro bewertet und damit deutlich höher als der aktuelle Kurs. Der genannte Preis von 125 Euro entspricht damit einer Prämie von 48% gegenüber dem Durchschnittskurs der letzten 90 Tage. Mit einer Fusion soll ein führender Anbieter der Waferindustrie geschaffen werden.
Auf Basis der Zahlen für 2019 würden es beide Unternehmen zusammen auf einen Umsatz von rund drei Milliarden Euro bringen. Siltronic soll dabei die eigene Geschäftsstrategie fortführen können und Standortschließungen oder betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland sind bis Ende 2024 ausgeschlossen. Großaktionär Wacker Chemie hält die Konditionen für „attraktiv und angemessen“ und steht kurz vor dem Verkauf seiner Anteile. Fazit: Und wieder reißen sich die Asiaten deutsches Knowhow unter den Nagel. Schön für die Aktionäre, die sich über einen kräftigen Gewinn erfreuen dürfen, schade nur für den Rest. Ich würde es mir wirklich wünschen, dass deutsche Unternehmen anfangen, asiatische Firmen zu übernehmen.
Kurz von der Wall Street:
Der US-Biotechkonzern Moderna will mit seinem Corona-Impfstoff noch am Montag eine Notfallgenehmigung in den USA beantragen. „Wir glauben, dass wir einen Impfstoff haben, der hochwirksam ist. Wir haben jetzt die Daten, um das zu beweisen“, sagte Tal Zaks, Chefmediziner bei Moderna. „Wir gehen davon aus, dass wir eine wichtige Rolle bei der Wende dieser Pandemie spielen werden.“ Nach einer abschließenden Analyse der zulassungsrelevanten Studie zeigte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 94,1%, wobei schwere Krankheitsverläufe verhindert werden. Ernste Nebenwirkungen wurden nicht festgestellt. BioNTech und Pfizer hatten die Zulassung bereits am 20. November für ihr Vakzin beantragt und rechnen mit grünem Licht bis Mitte Dezember.
General Motors beteiligt sich nicht an Nikola und baut auch nicht den Nikola Badger. Damit dürften auch keine 2 Milliarden Dollar auf das Konto von Nikola fließen. Was unterm Strich übrig bleibt, ist eine kleine Vereinbarung, die eine Zusammenarbeit im Bereich der Brennstoffzellentechnologie regelt. Deutlich weniger als ursprünglich geplant. Diese neue Vereinbarung hört sich für Nikola auch nicht gerade gut an, denn es sieht nach einer Zweckpartnerschaft aus, damit beide Seiten ihr Gesicht wahren können.
Fazit: Damit dürfte wohl der größte Teil der heißen Luft aus der Nikola Aktie entwichen sein. Das alleine ist aber noch kein Grund, jetzt auf die Kaufseite zu wechseln, denn das Einzige was mir hier noch gefällt, ist der Name. Denn der passt zu Tesla. Schade nur, dass Tesla schon eigene Pläne hat. Und Nikola? Wertlos.
United Airlines stieg im vorbörslichen Handel an, nachdem Raymond James die Aktien von „Marktperformance“ auf „Outperform“ hochstufte. Das Unternehmen an der Wall Street sagte, United verfolge einen anderen Ansatz als seine Konkurrenten, was zu Marktanteilsgewinnen führen wird, wenn die wirtschaftliche Erholung sich fortsetzt. United Airlines gehört meines Erachtens zu den unmittelbaren Impfstoff-Gewinnern und ist unter den gegebenen Voraussetzungen ein klarer Kauf.
Apple stieg im vorbörslichen Handel, nachdem Loop Capital die Technologieaktien von „Halten“ auf „Kaufen“ heraufgestuft hatte. Das Unternehmen sagte, es sehe breiten Rückenwind für das Wachstum von Produkten und Dienstleistungen. Katy Huberty von Morgan Stanley äußerte sich ebenfalls optimistisch über Apples „unterbewerteten“ 5G iPhone-Zyklus.
Die Aktien von General Electric stiegen bislang leicht an, nachdem Barclays die Aktie als „Top Pick“ bezeichnete. Das Unternehmen sagte, der freie Cashflow von GE werde sich in den nächsten zwei Jahren wesentlich verbessern.
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