Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Alibaba / Ant Financial, Mondelez, Royal Caribbean, Paypal und Skyworks
Guten Abend,
die Wall Street tut bereits so, als sei die Präsidentschaftswahl nicht nur gelaufen, sondern auch schon entschieden. Das ist natürlich Unsinn und greift dem gesamten Szenario mächtig vor. Darin liegt ein gewisses Risiko, welches mich kurzfristig dazu veranlasst, in der Warteschleife zu verbleiben.
Es ist zwar schön zu erkennen, dass die Börse scheinbar gelassen dem ganzen Spektakel gegenübersteht, aber vor dem Hintergrund der erhitzten Gemüter und dem unberechenbaren Verhalten des amtierenden Präsidenten wage ich mich derzeit noch nicht aus der Deckung. Das wäre unter anderen Umständen, sprich einer anderen Präsidentschaftswahl, völlig anders! Und auch hier habe ich schon oft genug geschrieben, das es unter dem Strich, also mittelfristig, völlig egal ist wer der amtierende Präsident sein wird, solange die unterschiedlichen Branchen und Sektoren an ihren grundsätzlichen Wachstumsperspektiven festhalten können, was auch bei Joe oder Donald der Fall sein wird.
Was mich vielmehr stört ist der Umstand, dass die Medien und Teile der Bevölkerung die gereizte Stimmung zu ihren Gunsten zu nutzen wissen. Das letzte, was wir jetzt brauchen, sind Bilder von Straßenschlachten oder anderweitige Szenarien, welche das Gesamtbild weiter trüben. Die Börse möchte Klarheit und dazu gehört auch ein gewisses Vertrauen in den Zusammenhalt. Ich will mal hoffen, dass die Amis auch jetzt wieder wissen, dass es zielführender ist sich zusammen zu reißen, als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Die aktuelle Lage:
DAX: Im Moment sieht es so aus, als wäre es letzte Woche eine Bärenfalle gewesen. Die kräftigen Abschläge und auch das Gap zwischen 12.047 und 11.871 ist mit dem heutigen Tage wieder geschlossen und somit das technische Bild weitgehend sauber. Aber auch hier warte ich lieber noch ein paar Tage ab, ehe ich mich etwas weiter aus dem Fenster lehne. Immerhin ist es gut zu wissen, dass der leichte Lockdown diesmal die Börse weit weniger erschreckt als es im März der Fall war, was unterstreicht, dass sowohl Bürger als auch Wirtschaft mittlerweile mit dem Virus ganz gut zurechtkommen. Die einzigen, die immer noch albern herumzappeln, sind die Politiker.
Wall Street: Vor dem Hintergrund der Nachrichtenlage um die Wahl herum, dem Mediengetöse und der eingangs schon erwähnten gereizten Stimmung finde ich es ganz beachtlich, wie sich der Dow Jones und die anderen Indices halten. Tatsächlich könnte man den Eindruck gewinnen, dass es der Börse völlig egal ist, Hauptsache es werden bald Fakten geschaffen, damit man sich wieder dem Tagesgeschäft vollumfänglich widmen kann. Es stimmt ja auch irgendwie: das ganze Trauerspiel ist eigentlich nur nervenaufreibend und absolut nicht zielführend in der Frage, wo und wie zukünftig Geld angelegt werden soll. Vor diesem Hintergrund halte ich auch an meinem persönlichen Ziel fest, dass der Dow Jones noch vor Weihnachten die 30.000 Punkte erreichen wird. Übertragen auf den S&P 500 wären das ca. 3.650 Punkte.
Heute auf der Agenda:
Die Ameisen müssen sich gedulden! Die Börsenpläne von Ant Group sind vorerst gescheitert, weil der Konzern Offenlegungspflichten offenbar nicht erfüllt. Folglich wird er nicht wie geplant ab Donnerstag an den Handelsplätzen Shanghai und Hongkong ins Segment „Star Board“ aufgenommen, teilten die Chinesen völlig überraschend mit. Kurz darauf erteilte auch Hongkong der Emission mit Verweis auf Lücken bei den Offenlegungspflichten eine Absage.
Die an der Wall Street notierte Alibaba sackte daraufhin um 6% ab. Was nun? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Wenn es sich nur um Formalitäten handelt, dann sind das Reparaturen, die meines Erachtens gar nichts zur falschen Zeit kommen. Ich rechne damit, dass die Ameisen es noch einmal vor Weihnachten versuchen werden. Alibaba ist vor dem Hintergrund des aktuellen Kursrutsches heute ein Kauf!
Mondelez übertraf die Schätzungen um einen Cent pro Aktie mit einem Quartalsgewinn von 63 Cent pro Aktie. Der Hersteller von Oreo-Keksen und anderen Snacks übertraf auch seine Umsatzprognosen. Mondelez profitierte weiterhin davon, dass die Verbraucher zu Hause ihre Snacks auffüllten. Das Unternehmen plant außerdem, sein Aktienrückkaufprogramm in diesem Quartal wieder aufzunehmen. Auch diese Story ist noch lange nicht zu Ende obwohl die Aktie nicht unbedingt zu den heißesten Papieren an der Wall Street gehört. Ist aber solide und berechenbar und die Kursschwäche der letzten Tage kann auch hier zum Kauf genutzt werden.
Royal Caribbean verlängerte die Annullierung von Kreuzfahrten bis Ende des Jahres, da die weltweiten Virusfälle zunahmen. Norwegian Cruise Line hatte am Montag zuvor eine ähnliche Ankündigung gemacht. Also die Jungs machen ist wirklich spannend und haben offenbar Nerven wie Drahtseile. Naja, irgendwie verständlich bei den Barreserven! Hatte ich an dieser Stelle bereits erwähnt, dass ich für das kommende Jahr eine massive Erholung sämtlicher Reisetitel erwarte? Nein? Dann noch einmal: 2021 wird das Jahr des Reisens. In diesem Zusammenhang bitte auch die Aktien der Reiseplattformen beachten!
PayPal meldete einen Quartalsgewinn von 1,07 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 94 Cent pro Aktie. Der Umsatz des digitalen Zahlungsdienstes lag leicht über den Prognosen der Wall Street, was auf die anhaltende Zunahme digitaler Transaktionen zurückzuführen ist. Das Unternehmen gab für das laufende Quartal eine Gewinnprognose ab, die einige Anleger enttäuschte und folglich sackten die Papiere um 5% nach unten. Kein Grund zur Sorge, denn Enttäuschungskurse sind immer Kaufkurse!
Skyworks verdiente im vierten Quartal des Geschäftsjahres 1,85 Dollar pro Aktie, verglichen mit einer Konsensschätzung von 1,52 Dollar pro Aktie. Der Umsatz des Chipherstellers lag weit über den Prognosen der Analysten. Skyworks gab auch einen optimistischen Ausblick für das laufende Quartal heraus, der durch die 5G-Smartphone-Plattformen unterstützt wurde. Es ist schon bemerkenswert, wie sämtliche Chiphersteller in diesem Quartal die Konsensschätzungen und Prognosen der Analysten übertreffen! Warum ist das so wichtig? Weil Chiphersteller verlässliche Frühindikatoren für den wirtschaftlichen Verlauf der nächsten 24 Monate und darüber hinaus sind. Es ist ein verlässliches Indiz dafür das ungeachtet der geopolitischen Störungen und den Unwägbarkeiten durch Virus, Brexit oder Präsidentschaftswahl der zugrundeliegende Trend in den Volkswirtschaften intakt ist.Last Call! –
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