Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Bayer, Deutsche Telekom, Pepsco, Amazon, Tesla, Bed Bath & Beyond und Kreuzfahrt-Reedereien
Guten Abend,
die Märkte suchen nach Gründen, um aus der Konsolidierung herauszukommen. Am deutlichsten an der Wall Street zu erkennen, wo die Marktteilnehmer sich offensichtlich neue Impulse durch Corona-Stützungsmaßnahmen aus Washington erhoffen. Das sind sehr dünne Gründe für steigende Kurse.
Aber es ist auch ein Zeichen für die Verfassung der Märkte. Wenn dem Parkett im Moment nichts Besseres einfällt als die Suche nach Liquidität, ob nun direkt oder indirekt spielt keine Rolle, dann ist das ein Zeichen dafür, dass zu wenig Momentum besteht, um die Kurse nachhaltig auf neue Höhen zu pushen. Aus diesem Grund halte ich die Korrektur auch noch nicht für beendet, auch wenn diese Woche die überwiegenden Nachrichten und Impulse bullish sind.
Aus technischer Sicht ist eine Korrektur ohnehin erst dann beendet, wenn die Spitzenkurse vor der letzten Abwärtsbewegung erreicht bzw. überschritten sind. Ohnehin fällt mir auf, dass im Moment die Abwärtsbewegungen sowohl vom Handelsvolumen als auch von der Kraft her ausgeprägter sind als die Aufwärtsbewegungen. Auch dass es ein Zeichen dafür, dass dem Markt buchstäblich der Saft ausgeht.
Zudem steht in Kürze der Beginn der Berichtssaison für das dritte Quartal an. Da im zweiten Quartal der volle Effekt der Lockdowns enthalten waren, ist das dritte Quartal jenes, in dem die Basiseffekte der Erholung sichtbar werden. Die prozentualen Veränderungen gegenüber dem Vorquartal sollten also beachtlich sein, wenn die Börse dies richtig vorweggenommen hat. Aber wie immer ist die Vergangenheit nicht so sehr interessant, vielmehr finde ich es spannend, was die Manager zu den Aussichten von sich geben. Glaubt man den Stimmungs-und Frühindikatoren zur Lage der Konjunktur, dann sollte es ausreichend Grund geben zuversichtlich ins vierte Quartal und 2021 zu blicken.
Das Chaos aus der Debatte zwischen den beiden Präsidentschafts-Kandidaten hinterlässt deutliche Spuren in der amerikanischen Bevölkerung als auch der Berichterstattung und den Erwartungen. Schon ist die Rede von Gewaltausbrüchen am Wahlabend und massiven Unruhen für den Fall, dass kein eindeutiges Ergebnis zugunsten des einen oder des anderen festgestellt werden kann. Ob diese Sorgen berechtigt sind oder nicht, vermag ich an dieser Stelle nicht zu sagen, aber als Amerika-Kenner räume ich ein, dass auch mich die Entwicklung im Land nicht gerade erfreut. Für die Börse ist das insofern lediglich von Bedeutung, als das politische Scharmützel auf der Straße natürlich zu einem verhaltenen Stimmungsbild führen und nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine Jahresendrallye sind.
Die aktuelle Lage:
DAX: Die Lage in Frankfurt bleibt unverändert abwartend und eher orientierungslos. Das wird meines Erachtens noch den gesamten Oktober so bleiben, denn auch in Frankfurt lassen die Entwicklungen in den USA niemanden wirklich kalt. Und auch wenn die ifo- Daten ermutigend ausfallen, so reicht das auf diesem Niveau nicht aus, um den alten Höchstkurs vom Februar des laufenden Jahres zu erreichen, geschweige denn zu überschreiten. Kurz: es brennt zwar nichts an, aber auch hier fehlt es an Hintergründen und Kraft. Fühlt sich irgendwie an wie Katzenjammer.
Wall Street: Im Dow Jones Index zeichnet sich langsam ein neuer Trend ab (siehe Chart). Er verläuft ungefähr deckungsgleich mit jenem im DAX, allerdings in einer etwas ausgeprägteren Bandbreite. Noch ist dieser Trendkanal jung und folglich labil, aber setzt er sich über den Herbst hinweg fort, ist zumindest aus technischer Sicht eine Orientierung gegeben. Im S&P 500 ist dieses Bild nicht so eindeutig, ebenso im Nasdaq. Aber das muss auch nicht allzu hoch gehangen werden, denn ich nutze die Charttechnik immer gern in bestimmten Marktphasen, wo Hintergründe und Fakten zur Navigation ungenügend sind und die Charts für mich so eine Art EKG der Börse sind.
Heute auf der Agenda:
Bayer schockt den Markt mit einer weiteren Gewinnwarnung. Wie der Pharma- und Chemie-Riese erklärte, dürfte das bereinigte Ergebnis je Aktie im kommenden Jahr unter dem Vorjahresniveau liegen. Für das aktuelle Jahr werden 6,70-6,90 Euro je Aktie erwartet. Um hier gegenzusteuern, soll nun weiter der Rotstift angesetzt werden. Bayer plant mit Einsparungen von mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ab 2024. Um das zu schaffen, steht wahrscheinlich ein weiterer Arbeitsplatzabbau an.
Wobei das größte Sorgenkind wenig überraschend das Agrargeschäft ist. Natürlich schiebt Bayer dies in der Hauptsache auf Corona, doch natürlich wissen alle, dass hier insbesondere das Monsanto-Desaster auf die Ergebnisse drückt. Hier hatte Bayer ja schon milliardenschwere Rückstellungen bilden müssen. Nun sollen weitere Sonderabschreibungen erfolgen. Das sich der Markt hier geradezu demonstrativ abwendet, dürfte kaum überraschen. Die Bayer-Aktie ist damit wieder auf dem Ausgangspunkt nach dem Corona-Crash angelangt. Mal sehen, ob jetzt, wo hoffentlich alle schlechten Nachrichten auf dem Tisch liegen, nun die nächste Bodenbildung gelingt. Wenn ja, wäre es erneut vorstellbar, dass wir hier in den kommenden Monaten erneut eine Erholung in Richtung 60/65 Euro sehen. Das würden wir natürlich auch gerne mitmachen. Vorgreifen ist aber nicht.
Erfreut reagieren die Anleger auf eine neue Kaufempfehlung für die Deutsche Telekom. Denn die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die T-Aktie auf ihre berühmte „Conviction Buy List“ gesetzt. Hier finden sich nach allgemeiner Definition besonders günstige und aussichtsreiche Werte wieder. Begründet wird die Aufnahme damit, dass die Telekom beim Ausbau des Glasfasernetzes schneller und günstiger vorankäme. Gleichzeitig gab es mit 22,00 Euro ein höheres Kursziel, das bislang bei 20,50 Euro gelegen hatte.
Charttechnisch hilft das der Telekom-Aktie ebenfalls weiter. Denn sie hatte in dieser Woche die 200-Tage-Linie im Test. Dieser scheint nun erst einmal erfolgreich absolviert worden zu sein. Allerdings bleibt es dabei, dass wir hier einen geradezu klassischen Seitwärtstrend haben. Wer investiert ist, kann es unter diesen Aspekten bleiben. Neue Käufe würden wir allerdings erst bei einem Ausbruch über den Seitwärtstrend ins Auge fassen.
Kurz von der Wall Street:
Der Snack- und Getränkegigant PepsiCo meldete einen Quartalsgewinn von 1,66 Dollar je Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 1,49 Dollar. Die Einnahmen lagen ebenfalls über den Schätzungen, was teilweise auf die gestiegenen Snackkäufe der inländischen Verbraucher zurückzuführen war. PepsiCo rechnet damit, für das Gesamtjahr 5,50 Dollar je Aktie zu verdienen, was ebenfalls über der Konsensprognose von 5,36 Dollar liegt. Seit April bewegt sich die Aktie nicht vom Fleck und das erstaunt mich etwas vor dem Hintergrund der soliden Zahlen und dem Umstand, dass Softdrinks eigentlich nicht viel mit einer Pandemie zu tun haben. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Coca-Cola. Ich warte also ab, bis Pepsi aus der Seitwärtsbewegung bei 140 Dollar ausbricht.
Bed Bath & Beyond meldete einen Quartalsgewinn von 50 Cent pro Aktie, verglichen mit den Erwartungen eines Verlusts von 23 Cent pro Aktie. Der Umsatz lag ebenfalls über den Schätzungen. Bed Bath & Beyond verzeichnete auch einen Umsatzanstieg um 6%, verglichen mit den Erwartungen eines Rückgangs von 2,1%. Der digitale Umsatz stieg um 89%. Damit ist der Abwärtstrend seit 2015 endlich gebrochen! Und da wir auch in Zeiten einer Pandemie immer hübsch sauber bleiben wollen, kann ich mir vorstellen, dass hier eine nachhaltige Wende für die Aktie eingeläutet ist. Wohin die Reise geht, weiß ich zwar auch nicht, spielt aber auch noch keine Rolle. Erstmals seit 5 Jahren nehme ich die Aktie mit einer Anfangsposition wieder auf. Kursziel ungewiss.
Pivotal Research erhöhte sein Kursziel für Amazon von 3.925 Dollar pro Aktie auf 4.500 Dollar pro Aktie – das höchste an der Wall Street – und bezeichnete Amazon als die beste Mega-Cap-Aktie auf mehrjähriger Basis. Also für eine solche Feststellung brauche ich wirklich keine Analysten und kein Research-Haus! Da reicht ein Blick auf die Geschichte des Kurses, um eine solche Schlussfolgerung zu erlangen. Und 4.500 Dollar sind auch nicht besonders mutig. Egal, Amazon habe ich schon länger im Depot und da bleiben sie auch.
Tesla senkte den Basispreis seines in China hergestellten Modells 3 um etwa 8%, wobei das Standardmodell 3 eine billigere Batterie als die derzeit verwendete enthält. An solchen taktischen Maßnahmen ist gut zu erkennen, wie in Zukunft allein 2 Komponenten über den Wert eines Autos entscheiden: Batterie und Software. Hier liegt denn auch die Herausforderung für die deutsche Konkurrenz, denn beides war in den vergangenen Jahren nicht gerade deren Stärke. Tesla aber kann über diese beiden Faktoren sowohl über Wirtschaftlichkeit als auch Marge beliebig bestimmen. Diese Nachricht reicht zwar nicht aus, um Tesla wieder auf die Kaufliste zu setzen, aber ich habe hier auch noch Geduld.
Royal Caribbean, Carnival Corp, Norwegian Cruise Line: Die Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten haben das Verbot von Kreuzfahrten in den USA bis zum 31. Oktober um einen Monat verlängert, um mehr Zeit für die Vorbereitung der Schiffssicherheit zu haben.Okay, in diesem Jahr wird das wohl nix mehr. Sei es drum, alle 3 haben unverändert ausreichend Barmittel, um diese Durststrecke zu meistern und daher verschiebt sich ein nachhaltiger Turnaround wohl bis in den Frühling 2021. An allen dreien halte ich unverändert fest.
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