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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Bayer, Stabilus, Continental, Coca-Cola, IBM und Amazon

Guten Abend,

der Run auf die Spitze fällt leicht, wenn seitens der EU ausreichend Schmierstoff bereitgestellt wird. Und mit 1 Billion Euro lässt es sich gut schmieren, denn wie das funktioniert, konnten wir bereits in den USA erleben. Somit ist klar:

Bei 13.000 Punkten im DAX ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Das sollte jedem klar sein, der noch immer bemüht ist, die Kursbewegungen der letzten Monate richtig einzuordnen. Was wir hier sehen und erleben, ist die Geburtsstunde einer neuen (oder ist die Fortsetzung der alten?) Hausse, welche wahrscheinlich weit in die 20er Jahre des laufenden Jahrhunderts reichen wird. Natürlich immer wieder mit Unterbrechungen, Pausen, Korrekturen oder vielleicht auch mal einen kleinen Crash, aber vom Trend her berechenbar.

Berechenbar? Ja, berechenbar. Es reicht ja schon, wenn wir uns anschauen, welche Weichen seit Corona gestellt wurden. Überall ist die Rede von Veränderungen, Abschaffung alter Gewohnheiten, Digitalisierung, neuer Trends, welche alte in Frage stellen und einem spürbaren grundsätzlichem Umdenken.  Und auch die Berichtssaison offenbart, welche Weichen die Unternehmen angefangen haben zu stellen: mehr Fokussierung auf die wesentlichen Stärken und Chancen und nicht auf Geschäftsmodelle, welche sich bereits überlebt haben.

Gestern war ich mit meinem 15-jährigen Sohn und seinen Freunden einen Kaffee trinken. Wir haben über die Generationen gesprochen und die Zukunft, welche sich ihnen bietet. Ich war überrascht, wie außerordentlich entspannt, gelassen und zuversichtlich sich die jungen Menschen zeigten und absolut überzeugt davon waren, dass diese ganze Krise nichts anderes ist als ein Weckruf ist. Grundtenor: Dank der technologischen Fähigkeiten und Entwicklungen werden wir es besser machen können als ihr, wartet es nur ab.

Das werde ich tun.

Die Lage auf einen Blick:

DAX: Wenn wir etwas Glück und Schwung mitnehmen, erreichen wir die alte Spitze noch diese Woche. Sind ja auch nur noch ca. 480 Punkte, also nicht der Rede wert. Und dann? Dann kommt die große Frage: Doppel-Top oder läuft der Index dank der Billion und der zuversichtlichen Ausblicke für das zweite Halbjahr wie das heiße Messer durch die Butter in Richtung 14.000 Punkte (und mehr)? Denn von Euphorie ist noch immer weit und breit nichts zu erkennen, eher wird gestaunt, gerätselt und hinterfragt und im Großen und Ganzen eher gezweifelt als gefeiert.

Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Die einzigen beiden Indices, welche nicht so richtig in Fahrt kommt, sind der Dow Jones und der sehr breite Russell 2000. Das ergibt Sinn, denn hier finden sich zum einen die klassischen Zykliker und auf der anderen Seite die kleineren und mittleren Unternehmen, welche immer noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben. Aber auch der Russell 2000 hat sich seit März verdammt gut geschlagen und das Bild sieht zwar langsamer aus, aber nicht negativ.

Heute auf der Agenda:

Im ersten Glyphosat-Berufungsverfahren in den USA hat Bayer zwar verloren, jedoch eine Reduzierung der Schadenersatzsumme von 289 auf 20,5 Millionen Dollar erreicht. Nicht schlecht, würde ich mal sagen und damit kann der Konzern wohl erst einmal leben. Laut dem Urteil des kalifornischen Berufungsberichts hat der Kläger ausreichend Belege dafür geliefert, dass seine Krebserkrankung durch Glyphosat und anderen Substanzen aus dem Produkt Roundup ausgelöst worden ist. Die Kürzung der zu zahlenden Summe kommt zustande, weil im kalifornischen Recht eine verkürzte Lebenserwartung nicht geltend gemacht werden kann.

Damit kann Bayer sich erst einmal zufrieden zeigen, auch wenn der Konzern weiterhin der Meinung, ist, dass sowohl das Jury-Urteil als auch die Schadenersatzzahlungen nicht mit den im Verfahren vorgebrachten Beweisen und der Rechtslage vereinbar sind. Folglich will Bayer alle Optionen prüfen und auch den Gang vor dem Obersten Gericht Kaliforniens in Betracht ziehen.

Dieser Fall ist übrigens getrennt von einem milliardenschweren Vergleich, den der Konzern ebenfalls bei Roundup-Klagen anstrebt. Aber offensichtlich ist Bayer von seinem Produkt sehr überzeugt. Wie dem auch sei: an der Börse ist das erst einmal gut angekommen und die laufende Korrektur von 73 auf 61 Euro dürfte damit ein Ende gefunden haben. Wer Bayer hat, sollte jetzt mutig sein und aufstocken!

Weniger erfreulich: Der Gasfeder- und Dämpfer-Spezialist Stabilus hat ordentlich unter der Pandemie gelitten. Der Umsatz ist um 39 % auf 147 Millionen Euro zusammengeschrumpft, und das Ebit schmolz von 37,1 Millionen Euro im Vorjahr auf 5,7 Millionen Euro zusammen. Durchgeschlagen haben insbesondere einmalige Wertberichtigungen sonstiger immaterieller Vermögensgegenstände in Höhe von 25,7 Millionen Euro. Grund sind die negativen Auswirkungen der Krise auf den Bereich Luftfahrt, bzw. der reduzierten Produktnachfrage wegen der rückläufigen Flugzeugproduktion sowie der Nachrüstungen bestehender Flugzeuge.

Die endgültigen Zahlen des dritten Quartals 2020 werden am 3. August 2020 veröffentlicht. Interessant heute der Kursverlauf: nach einem ersten Absacken, erholte sich der Kurs rasch wieder und rückte sogar kurz ins Plus. Ich lege mich hier mal auf die Lauer und reihe Stabilus neben meiner MTU ein.

Auch Continental hat in der Pandemie deutlich Federn lassen müssen und einen Verlust eingefahren: Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt lag der Verlust bei 9,6 % vom Umsatz der wiederrum auf 6,62 Milliarden Euro absackte. Damit dürfte Conti rechnerisch einen operativen Verlust im oberen dreistelligen Millionenbereich eingefahren haben. Zur Erinnerung: Ein Jahr zuvor hatte Conti noch 868 Millionen Euro operativen Gewinn gemacht. Das sind aber Zahlen, mit denen wir alle gut leben können und auch die Börse macht einen Haken dran und lässt den Kurs um 3,5% anziehen. Ich würde sagen: Anfangsposition und Zukäufe ab 100 Euro.

Kurz von der Wall Street:

Coca-Cola legte um 2,5% zu, nachdem der Getränkegigant einen optimistischen Blick auf seine Zukunft geworfen hatte. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die Nachfrage in Zukunft verbessern wird, nachdem einige Bundesstaaten die Quarantäne- und Sperrmaßnahmen gelockert haben. Für das zweite Quartal verzeichnete Coca-Cola jedoch einen Rückgang von 33% gegenüber dem Vorjahr. Damit bestätigt auch Coca-Cola, was ich immer schon sage: die Amerikaner können nicht ohne Burger und Cola. Noch tut sich nicht viel im Kurs, aber das wird sich bald ändern.

IBM legte aufgrund besser als erwarteter Quartalsergebnisse um 1% zu. Das Unternehmen erzielte einen bereinigten Gewinn von 2,18 Dollar je Aktie bei einem Umsatz von 18,12 Mrd.  Dollar. Von Refinitiv befragte Analysten erwarteten einen Gewinn von 2,07 Dollar je Aktie bei einem Gesamtumsatz von 17,72 Mrd. Dollar. Hierzu ist alles schon gesagt, siehe unseren Beitrag hier.

Amazon fiel im Mittagshandel um 2,2%, nachdem der E-Commerce-Riese am Dienstag bestätigt hatte, dass er sein größtes Einkaufsereignis des Jahres (Black Friday) verzögern wird. In einer Erklärung sagte Amazon, dass es den Prime Day verzögert, um gleichzeitig „die Sicherheit seiner Mitarbeiter zu. gewährleisten“. Amazon hat Anfang des Sommers eine E-Mail an seine Drittanbieter gesendet, um die Woche vom 5. Oktober als „Platzhalterdatum“ für Gutscheine zu verwenden. Ändert nichts an der Tatsache, dass Amazon auch in Zukunft ein riesen Gewinner sein wird. Nicht ohne Grund kursieren Kursziele um 4.000 Dollar.