Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Commerzbank, Walt Disney, Apple, Nikola, Activision Blizzard, Beyond Meat und Square
Guten Abend,
die Märkte verharren derzeit in einer Art Schockstarre. Solange die Berichtssaison immer wieder neue Zahlen zum Kollateralschaden durch den Lockdown präsentiert, warten alle Markteilnehmer noch etwas ab, um das Ausmaß zu ergreifen. Solange dies auf ziemlich hohem Indexniveau passiert, soll mir das recht sein, denn es gibt uns allen die notwendige Zeit zum Sondieren. Interessant ist dabei in Einzelfällen zu erkennen, wie Enttäuschungen auf dem Parkett verarbeitet werden:
Werden die Erwartungen getroffen, aber die Aussichten nicht angepasst, hagelt es Abschläge. Werden die Schätzungen übertroffen und die Aussichten nicht angepasst, passiert das Gleiche. In den Fällen, wo die Erwartungen nicht übertroffen wurden, aber die Aussichten besser als erwartet dargestellt werden, ziehen die Kurse an. Es ist also wie immer: die Börse wertet die Zukunft höher ein als die Gegenwart und das sind gute Anzeichen dafür, dass der Markt völlig gesund ist und keinesfalls auf Irrwegen ist.
Gilt das auch für die Techs?
Hier spielt eine andere Musik. Nämlich die der fernen Zukunft und der nachhaltigen Veränderungen durch die Krise. Immer mehr Studien, welche unmittelbar in diesen Zeiten erstellt wurden, signalisieren, dass die Menschen dieser Erde zukünftig sehr viel anders „ticken“ als vorher. Wie viel anders lässt sich nur erahnen, doch mir wird mit jedem Tag der konfusen Berichterstattung klar: Politik und Medien werden dafür sorgen, das wir uns länger mit diesem Thema befassen werden als uns lieb ist.
Ich kenne mittlerweile Menschen, die schon jetzt erklären, auch nach einem Ende der Krise weiterhin eine Maske in der Öffentlichkeit tragen zu wollen, weil sie ja nun wüssten, was dort draußen alles rumfliegt! Wenn sie auch wüssten, was sich alles in ihren Wohnräumen und Betten tummelt, würden sie wohl nur mit Taucheranzug schlafen.
Das Leben ist nun einmal lebensgefährlich.
Die Lage auf einen Blick:
DAX: Kein Vorwärtskommen in dieser Woche, aber immerhin eine Stabilisierung nach dem turbulenten Freitag.
Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Aus Washington kommen ermutigende Signale, dass sich die beiden Parteien nun doch rascher als gedacht auf eine Genehmigung des fünften Wirtschaftspakets einigen. Das entfacht ein kleines Kursfeuerwerk an der Wall Street ebenso wie ein angekündigtes Treffen zwischen den USA und China im Handelsstreit. Zusätzlichen Rückenwind gibt’s aus dem „Haus der Maus“, Walt Disney. Das schaut gut aus!
Heute auf der Agenda:
Die Commerzbank steht heute im Fokus. Nach einem neuen Aufsichtsratschef gibt es nun also einen kleineren Verlust als erwartet und der Kurs macht einen Freudensprung. Das grenzt schon ein bisschen nach einer Verzweiflungstat, denn Verlust hin oder her: es fehlt schlicht und einfach an einer tragfähigen Zukunftsperspektive mit Wachstumsaussichten. Ich kann einfach keine Aktie eines Unternehmens empfehlen, wenn ich nicht erkennen kann, wie es Geld verdienen will. Zwar reden alle von Digitalisierung und bla bla, aber zu sehen ist nichts, noch nicht einmal im Ansatz. Also: wer zocken will, bitte. Aber ein Trendinvestment sieht für mich anders aus.
Kurz von der Wall Street:
Walt Disney meldete einen bereinigten Quartalsgewinn (!) von 8 Cent pro Aktie, verglichen mit einer Konsensschätzung von 64 Cent Verlust. Das Endergebnis von Disney wurde durch die Schließung von Themenparks im Zusammenhang mit der Pandemie und den Mangel an Live-Sport für seine Fernsehsender hart getroffen, aber es gab starkes Wachstum für seinen Disney+ Streaming-Service. Sehr schön, denn das bedeutet ein charttechnisches Kaufsignal. Fehlt nur noch eine klare Perspektive, wann die Parks wieder aufmachen und dann rennt die Maus! Dass die Aktie für mich schon seit langem ein Kauf ist, wisst ihr ja auch schon lange.
B of A Securities stufte Apple von „Kaufen“ auf „Neutral“ herab, erhöhte aber sein Kursziel für die Aktie von 420 Dollar auf 470 Dollar. Die Experten meinen, dass es für Apple viele positive Aspekte gibt, aber auch Risiken und dass das Risiko/Ertrags-Verhältnis auf dem aktuellen Preisniveau ausgewogen ist. Schon seit meinen ersten Tagen an der Wall Street Ende der 80er Jahre habe ich nie verstanden, was die Jungs dort immer so schön kryptisch schreiben: Herunterstufen auf neutral, aber Kursziel erhöhen? Wer soll das verstehen?
Beyond Meat verlor im letzten Quartal bereinigte 2 Cent pro Aktie, was aber den Schätzungen entspricht. Der Umsatz des Veggie-Burgerherstellers lag über den Prognosen der Wall Street. Was denen dort aber missfiel, ist der Umstand, dass Beyonds Kosten höher als erwartet ausgefallen waren. So what? Der Trend ist intakt, die Dinger gehen weg wie warme Semmeln, sowohl in den USA als auch in China oder sonst wo! Ich liebe es, wenn es „Enttäuschungskurse“ gibt! Kaufen!
Activision Blizzard erhöht seine Prognose für das Gesamtjahr, nachdem der Videospielhersteller für das zweite Quartal stärker als erwartete Buchungen gemeldet hatte. Wie bei anderen Gamingunternehmen profitierte Activision von einem Anstieg der Spieleaktivitäten durch Benutzer, die aufgrund der Pandemie gezwungen waren, zu Hause zu bleiben. Nie wieder werde ich meinen Sohn hänseln, wenn er wieder seine Spiele auf dem Handy spielt! Gaming ist mehr als Spielen, Gaming ist Entertainment auf hohem Niveau. Nur ohne mich, ich geh lieber joggen, in die Muckibude oder Golfen!
Nikola – Der Hersteller von Elektrofahrzeugen verlor im letzten Quartal bereinigte 16 Cent pro Aktie, mehr als der von den Wall Street-Analysten erwartete Verlust von 13 Cent. Nikola sagte, es sei von einer pandemiebedingten Unterbrechung der Lieferkette betroffen. Quatsch! Was soll denn geliefert werden, wenn es noch nicht einmal eine Produktion gibt? Fakt ist, es wird viel geredet, aber ich will endlich mal einen FAHRENDEN Lkw oder Pickup-Truck sehen. Finger weg!
Der Zahlungsabwickler Square verzeichnete einen vierteljährlichen Verlust, verzeichnete jedoch einen Umsatzsprung von 64% im zweiten Quartal und verdreifachte sein Transaktionsvolumen nahezu. Die Geschäfte von Square wurden durch die Zunahme von Online-Einkäufen aufgrund der Pandemie angekurbelt. Ist wie PayPal, nur neuer. Aber leider auch verdammt teuer, tue mich also schwer, hier draufzuspringen. Vielleicht in schwachen Marktphasen.
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