Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit CureVac, Apple, Applied Materials, Baidu und Tesla
Guten Abend,
in der kommenden Woche gibt es den show-down. Einer der wichtigsten Indices, der S&P500, steht nur Pünktchen vom alten all-time entfernt, und die Nervosität ist schon durch die Monitore zu spüren. Etwas von Angst vor der eigenen Courage liegt in der Luft? Ist es für einen Break doch noch zu früh? Noch einmal durchatmen?
Erfahrene Charttechniker werden sofort das Thema „Double-Top“ im Kopf haben. Also das Szenario eines Wendepunkts, oder zumindest das einer längeren Konsolidierung unter erhöhter Volatilität. Und damit hat diese Fraktion auch einen sehr validen Punkt. Denn double-tops sind keine Seltenheit, und vor allem treten sie oft in Erscheinung, wenn 1.) es im Vorfeld starke Kursavancen gegeben hat, und 2.) die Marktdynamik keine ausreichende Marktbreite aufweist, also nur relativ wenige Aktien für den Anstieg des Index verantwortlich sind. Beides trifft derzeit zu. Außerdem ist es eine Frage des Stimmungsbilds. Wenn die Stimmung vor einem double-top relativ euphorisch war, steigt die Neigung zum „Kassemachen“, und dann kommt es aufgrund einer simplen selbsterfüllenden Prophezeiung zu einem double-top. Zwar hat es keine Euphorie in der Breite gegeben, wohl aber in den Techs. Doof nur, dass der Nasdaq ein völlig entspanntes technisches Bild abgibt. Und auch der sehr breite Russel 200 Index läuft zwar den anderen hinterher, zeigt aber eine relativ neutrale technische Ausgangslage, wie auch der Dow Jones.
Vielleicht sollten wir diesen Bildern und den Indices nicht zu viel Raum und Bedeutung beimessen. Letztendlich sind es ja auch nur Durchschnittswerte und dienen bestenfalls einer leichten Orientierung. Und da kommt es eben immer auf die Komponenten an welche in die Rechnung eingeflossen sind. Also schlage ich vor: schauen wir lieber in den kommenden Woche mehr auf die Einzelwerte und nicht auf die Durchschnittswerte. Die wenigsten von uns werden ohnehin kein Index-Instrument im Depot haben, sondern suchen den Pfeffer und nicht die Milch. Und da zeigt sich immer mehr:
Die Spaltung der Welt in Folge der Pandemie nimmt weiter ihren Lauf. Dabei sollten die Gewinner aufpassen sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, und die Verlierer die Chance nutzen auf verbranntem (und somit fruchtbarem) Boden etwas Neues aufzubauen.
Die Lage auf einen Blick:
DAX: Viert Schritte vor, drei zurück. Das hatte ich hier ja schon oft geschrieben, aber es passt noch immer. Wenig hilfreich in diesem Zusammenhang finde ich den Tausch Delivery Hero gegen „Wireschreck“. Ich habe sicher nichts gegen mehr Tech und neue Welt im DAX, aber ein Unternehmen welches noch nie richtig Geld verdient hat kommt in den Prime-Standard? Haben wir denn nix Besseres? Vorschlag an die Deutsche Börse: legt DAX und MDAX zusammen! Dann haben wir einen breiten Index mit einer interessanten Mischung der eher in der Lage ist Deutschland zu spiegeln.
Dow Jones, S&P500 und Nasdaq: Wie oben beschrieben, dreht sich jetzt erst einmal alles um den S&P500. Wenn der Sprung in den Hyperraum nicht gelingt, sollten wir mit kräftigen Gewinnmitnahmen rechnen. Gut möglich das wir uns ab der kommenden Woche anschnallen sollten!
Heute auf der Agenda:
Ein weiteres deutsches Unternehmen geht an die Wall Street! CureVac BV, ein Biotech-Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, hat seinen Börsengang am Freitag mit 16 Dollar je Aktie lanciert. Das Unternehmen verkaufte 13,3 Millionen Aktien, und brachte damit 213,3 Millionen Dollar auf. Die Aktie wird unter dem Ticker „CVAC“ an der Nasdaq gehandelt. Bank of America Securities, Jefferies, Credit Suisse nach sowie Berenberg und Kempen & Co. als Co-Manager begleiteten den Börsengang. Der Erlös wird zur Finanzierung der klinischen Forschung, Forschung und Entwicklung, zur Erweiterung der Produktionsanlagen und für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet. Zitate. „Wir sind ein globales biopharmazeutisches Unternehmen welches eine neue Klasse transformativer Arzneimittel auf der Basis von Boten-Ribonukleinsäure entwickelt, die das Leben von Menschen verbessern kann“, heißt es im Prospekt. „Unsere Vision ist es, die Medizin zu revolutionieren und neue Wege für die Entwicklung von Therapien zu eröffnen, indem wir dem Körper ermöglichen, seine eigenen Medikamente herzustellen.“ Aber jetzt kommts: Unmittelbar nach dem Listing schnellte der Kurs auf über 41 Dollar, Börsenwert also nun 2,8 Mrd. (!) Dollar für ein Unternehmen welches einen Verlust 24 Mio. Euro bei einem Umsatz von 3 Mio. Euro im ersten Quartal ausweißt. Dazu muss ich jetzt nichts mehr schreiben, oder?
Kurz von der Wall Street:
Apple und Alphabet wird von Epic Games, dem Entwickler des beliebten Videospiels Fortnite, verklagt, nachdem beide Fortnite aus ihren App Stores entfernt haben. Beide behaupten, dass Epic gegen Richtlinien bezüglich In-App-Käufen verstoßen hat, um Gebühren zu vermeiden.
Applied Materials meldete einen bereinigten Quartalsgewinn von 1,06 Dollar je Aktie, 11 Cent über den Schätzungen, während der Hersteller von Geräten zur Herstellung von Halbleitern ebenfalls einen Umsatz verzeichnete, der die Prognosen der Wall Street übertraf. Applied Materials gab auch eine positive Prognose für das laufende Quartal angesichts der sich erholenden Nachfrage ab. Bei Break kaufen!
Baidu übertraf die Schätzungen für das letzte Quartal im oberen und unteren Bereich, aber die Aktien des chinesischen Suchmaschinenriesen stehen unter dem Druck, dass sein Video-Streaming-Dienst iQIYI (IQ) Gegenstand einer SEC-Untersuchung ist. Die SEC sucht nach Finanzunterlagen aus dem Frühjahr 2018 sowie nach Unterlagen zu verschiedenen Akquisitionen und Investitionen. Schon wieder ein Streitfall zwischen den Amis und den Chinesen. Erst einmal abwarten!
Tesla wurde von Adam Jonas, Analyst bei Morgan Stanley, von „Untergewicht“ auf „gleiches Gewicht“ angehoben. Er erhöhte auch seine Meinung zur Aktie des Autoherstellers, basierend auf den Wachstumsaussichten für Tesla beim Aufbau eines Geschäfts für die Batterieversorgung von Elektrofahrzeugen. Ja, ja, jetzt springen sie nach und nach alle drauf. Tesla bleibt ein Kauf, aber mir geht der Hype aufgrund des Aktiensplits auf die Nerven.
Citigroup hat versehentlich 900 Millionen Dollar an den Kosmetikhersteller Revlon gezahlt, so die mit der Angelegenheit vertrauten Personen, die mit dem Wall Street Journal gesprochen haben. Im Wall Street Journal heißt es, die Bank fordere nun die Rückgabe des Geldes an und sagte, es sei versehentlich aufgrund eines Schreibfehlers gezahlt worden. Warum passiert mir das nie?
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