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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit der Jagd nach einem Impfstoff, der CureVac-Rallye, Zooplus, Home Depot, Wal-Mart, Uber und andere

Guten Abend,

vor dem Hintergrund des laufenden Hypes um einen Covid-19 Impfstoff sollten alle gewarnt sein, die der Auffassung sind, schon jetzt die Gewinner von morgen zu kennen. Der aktuelle Hype um CureVac ist wieder einmal ein schönes Beispiel dafür, wie groß die Sorge ist, „etwas zu verpassen“. Dabei wissen wir alle, dass es anders kommt.

Natürlich wird es nicht nur einen Gewinner geben. Das hat es, soweit die Erinnerungen mich nicht im Stich lassen, noch nie gegeben. Zudem sind sich die meisten Forscher, die in der Sache tätig sind oder zumindest nah am Thema sind, einig: es gibt keinen „Jackpot“.

Aufgrund des Drucks und der Aussicht auf das große Geld werden jetzt Impfstoffe mit beispielloser Geschwindigkeit entwickelt. Die Dringlichkeit der Pandemie macht es erforderlich, den üblichen Prozess aufzugeben und stattdessen ein neues Entwicklungsmodell zu übernehmen, bei dem mehrere Kandidaten entwickelt und mehrere Schritte parallel ausgeführt werden, ohne auf das erfolgreiche Ergebnis in den vorhergehenden Schritten zu warten. Dies kann sehr teuer sein und birgt Risiken, wie es schon in den frühen Daten für Moderna und die Impfstoffkandidaten des Jenner Institute / der Universität Oxford, der Öffentlichkeit sowie den Entwicklern und Herstellern angedeutet wird.

Aber weder Moderna noch das Jenner Institute haben bislang einen erfolgreichen Impfstoff gegen andere Krankheiten auf die Beine gestellt. Und neben diesen beiden befinden sich acht weitere Kandidaten in klinischen Studien: drei aus den USA (Pfizer, Inovio und Novavax) und fünf aus China (CanSino Biologicals, Wuhan-Institut für biologische Produkte, Beijing Institute of Biological Products, Sinovac Biotech, Institute of Medizinische Biologie).

Die Impfstoff-Blase

Die Medien greifen nach jedem Strohhalm, denn er sorgt für Clicks. Dies liegt daran, dass die Impfstoffentwickler schon beim leisesten Erfolg sofort sehr optimistisch sind. Aber Leute, nicht vergessen: Dies ist eine Pandemiesituation und es besteht ein immenser Druck, über Fortschritte zu berichten und Erfolge vorherzusagen. Gewinne und Stolz treiben diese Vorhersagen an. Eine realistische Antwort lautet jedoch: Keiner weiß zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wie es weitergeht.

Zu diesem frühen Zeitpunkt können Vorhersagen über die Verfügbarkeit von Impfstoffen nur auf Hoffnung und Optimismus beruhen. Das Beste, was man erwarten kann, könnte ein Impfstoff sein, der für einige, aber nicht alle Bevölkerungsgruppen wirkt. Höchstwahrscheinlich ist ein solcher Impfstoff zudem nicht für alle Länder gleichermaßen erschwinglich. In der Zwischenzeit sollte die Welt lernen, mit Fallerkennung, Kontaktverfolgung und Isolierung umzugehen. Eine Strategie, von der wir alle wissen, dass sie funktionieren kann, wenn wir sie sorgfältig umsetzen.

Und damit mein Urteil zur Kursentwicklung von CureVac: Ein einfacher Blick auf die Relation von Börsenwert und Umsatz und Gewinn des Unternehmens verdeutlicht die allgemeine Verzweiflung und Unwissenheit. Aber so ähnlich war es ja bei Wirecard auch schon. Mein Rat: Übt euch in Geduld! Und macht nicht jeden Hype immer sofort mit. Es gibt noch ausreichend Chancen, die berechenbarer sind.

Die Lage auf einen Blick:

DAX: Mühsam nährt sich das Eichhörnchen, aber so lange die Richtung stimmt und die Kurse noch immer eher nach oben „wollen“ als nach unten, ist die Welt in Ordnung. Noch immer sind Covestro, Infineon, Daimler und Adidas die Titel mit dem höchsten Momentum, aber achtet auch auf Bayer, RWE (Break) und E.ON!

Die steigenden Infektionszahlen beunruhigen den Markt nicht, denn auch aus dem Kanzleramt ist mittlerweile (gerüchteweise) zu hören, dass ein zweiter Lockdown glatter wirtschaftlicher Selbstmord wäre. Nur die Lockerungen werden wohl bald enden, also: Wer noch schnell eine Grillparty für seine Familie halten will oder gar heiraten, sollte sich vielleicht etwas sputen.

Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Starke Zahlen bei Wal-Mart und Home Depot untermauern noch einmal, wie sehr sich das Konsumverhalten in den USA verändert hatte. Und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, denn die Angst und Verunsicherung sitzt tief. Aber diese beiden Aktien sind auch aus einem weiteren Grund von hohem Stellenwert, denn sie zeigen, dass der US-Bürger durchaus Lust verspürt, Geld auszugeben, auch wenn die hohe Arbeitslosenquote etwas anderes vermuten lässt. Ich bin gespannt, wie dann die Zahlen zum Q3 ausfallen werden.

Zum S&P 500: Ich habe das gute Gefühl, das wir bald einen Break sehen werden. Warum? Weil die Stimmungsindikatoren eher verhalten sind und die Profis ihre Absicherungen abbauen.

Heute auf der Agenda:

Der Onlinehändler für Haustierbedarf Zooplus hat im ersten Halbjahr unter dem Strich einen Gewinn ausweisen können. Hier spiegeln sich die markanten Verkäufe während des Lockdowns – klar, wer will schon immer allein zuhause sein. Zooplus verdiente bei einem Umsatz i.H.v. 862 Mio. Euro 7,8 Mio. Euro, noch im Vorjahr hatte es einen Fehlbetrag von 7,1 Mio. Euro gegeben. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug sogar 29,4 Millionen Euro zu, nach 4,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor.

Die Münchener hatten ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr schon ein paar Male angehoben und demnach erwartet Zooplus beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für 2020 mindestens 40 Millionen Euro, beim Umsatz traut sich Zooplus ein Wachstum um rund 240 Millionen Euro auf rund 1,77 Milliarden Euro zu. Schade nur, dass die Börse das nur mit mickrigen 0,8% „belohnt“. Ich halte an meiner Position fest, denn ich erwarte, dass der alte Höchstkurs von 2017 bei ca. 200 Euro zu schaffen ist.

Kurz von der Wall Street:

Der Baumarkt-Kette Home Depot verdiente im zweiten Quartal 4,02 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 3,71 Dollar pro Aktie. Der Umsatz lag weit über den Schätzungen und stieg in den Filialen um 23,4% und damit mehr als doppelt so hoch wie die Konsensschätzung von 10,9%. Die Pandemie macht uns wohl alle zu kleinen Heimwerkern und es stellt sich auch hier die Frage, ob diese Lust am Werkeln Bestand hat. In anderen Worten: Wer dabei ist, sichert seine Gewinne mit einem Stoppkurs ab, wer nicht dabei ist, wartet erst einmal auf eine Korrektur.

Auch Wal-Mart lag mit einem Quartalsgewinn von 1,56 Dollar je Aktie um 31 Cent über der Schätzung. Die Einnahmen des Einzelhandelsgiganten übertrafen sämtliche Prognosen und die Verkäufe vergleichbarer Geschäfte in den USA stiegen um 9,3% und übertrafen damit leicht die von FactSet geschätzte Konsensprognose von 5,4%. Der Umsatz mit E-Commerce in den USA hat sich nahezu verdoppelt! Geld scheint in den USA also wohl kein Problem zu sein. Technisches Kaufsignal nach Break reicht mir aus, mir ein paar weitere Stücke ins Depot zu legen.

Amazon schafft 3.500 Arbeitsplätze in sechs großen Städten, darunter 2.000 in New York in dem historischen Gebäude in der 5th Avenue, in dem einst der Einzelhändler Lord & Taylor untergebracht war. Amazon hat das Gebäude von WeWork zu einem Preis von mehr als 1 Milliarde Dollar gekauft. Ein weitere Beleg für den Wandel in den Sektoren: alte Namen verschwinden, die „Neuen“ übernehmen die Welt. Immerhin:

Der Einzelhändler Kohls verlor im letzten Quartal 25 Cent pro Aktie, weniger als der von Wall Street-Analysten erwartete Verlust von 83 Cent. Der Umsatz lag ebenfalls über den Schätzungen, obwohl Kohls aufgrund von Ladenschließungen keine vergleichbaren Verkaufszahlen ausweisen konnte. Der Einzelhändler geht davon aus, dass sich die Pandemie weiterhin auf sein Geschäft auswirken wird. Das hört sich aber eben nicht so dolle an wie Wal-Mart oder Amazon. Ergo: Finger weg!

Es wird aber nicht nur gewerkelt, sondern auch geschraubt: Der Autoteilehändler Advance Auto Parts verdiente im zweiten Quartal 2,92 Dollar pro Aktie und lag damit deutlich über der Konsensschätzung von 1,98 Dollar pro Aktie. Der Umsatz übertraf auch die Prognosen, und ein Umsatzanstieg in vergleichbaren Filialen von 7,5% übertraf leicht die Konsensprognose eines Anstiegs um 2,6%. Advance Auto sagte, es habe von den „Corona-Checks“ an die Bevölkerung, dem Arbeitslosengeld und den Auswirkungen von Covid-19 auf das Verbraucherverhalten profitiert. Interessante Aktie, wie ich finde. Bei Break kaufen!

Uber teilt mit, es sei geplant, den Uber-Eats-Lebensmittellieferservice in Kalifornien fortzusetzen, auch wenn er diese Woche seinen Betrieb vorübergehend einstellen muss. Uber und der Rivale Lyft teilten allerdings auch mit, sie würden die Fahrdienste in Kalifornien einstellen, wenn ein Gerichtsurteil sie zwinge, Arbeitnehmer eher als Angestellte denn als Auftragnehmer einzustufen. Oha, harte Worte und kein Prädikat für den sonnigen Bundesstaat. Könnte fast aus Deutschland kommen!