Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Deutsche Bank, Grenke, Tesla, Amazon, Nikola und Intel
Guten Abend,
die Korrektur an der Wall Street gewinnt nun langsam etwas an Kontur. Zwar sind wir noch lange von einem Ausverkauf oder auch einer panikartigen Situation entfernt, aber wie immer steigt die Nervosität mit jedem schwachen Tag in Reihe. Völlig normal. Die Richtlinie:
Das technische Risiko in den einzelnen Indices kann relativ klar definiert werden: Im Dow Jones erwarte ich zum Beispiel 26.000 Punkte als Minimum, im S&P 500 könnten die 3.000 Punkte erreicht werden, im Nasdaq die bereits von mir mehrfach erwähnten 10.000 Punkte. Alles das wäre fast schon das Minimum, wenn wir berücksichtigen, woher die Märkte seit März gekommen sind. Ein kräftiges Durchatmen, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, ist historisch gesehen immer eine Chance. Insbesondere dann, wenn noch einige wichtige Termine auf der Agenda stehen, wie zum Beispiel die Präsidentschaftswahl. Vom Timing her wäre es perfekt, wenn das Ende der Korrektur unmittelbar vor den Wahltermin fällt. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Potomac herunter.
Die nächste Welle?
Mit dem Herbst vor der Tür gibt es natürlich auch ausreichende Themen, welche die zittrigen Börsianer wieder etwas nervös werden lassen. Die Tage werden kühler und dunkler und wie jedes Jahr werden die Menschen dann auch öfters krank. Ich bin mal gespannt, wie die Politik und die Bevölkerung mit einer Grippe- und Coronawelle umgehen werden. Denn die anfänglichen Symptome sind ja, soweit ich es verstehe, in der ersten Phase weitgehend ähnlich. Und da alle wissen, dass wir uns einen zweiten Lockdown nicht leisten können und wollen, bin ich neugierig, wie sich dies im Alltag darstellt. Für die Börse ist das nur aus einem Grund relevant: Sie mag keine Angst und keine Verunsicherung. Es liegt also auch am Stimmungsbild der Bevölkerung, ob die Börsen in den kommenden Wochen nervöser werden oder nicht.
Mein Rat: Nicht auf den täglichen Newsflow schauen und reagieren! Er ist weder konstruktiv noch zielführend und schon gar kein verlässlicher Indikator für das, was die Zukunft bringt. Besser: Schaut euch an, was die Unternehmen an Produkten und Dienstleistungen Neues anbieten und wie der Markt darauf reagiert. Denn allein dort wird entschieden, ob die Kurse steigen oder nicht und nicht, ob in Bayern auch auf dem Klo eine Maske getragen werden muss.
TikTok – Schnickschnack!
Abschließend: Das Gerangel um TikTok kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Augenscheinlich geht es um politisches Säbelrasseln und nicht so sehr um die Frage, ob mit einer solchen Plattform ein strategisch wichtiges Geschäftsfeld besetzt wird oder nicht. Wäre TikTok nicht chinesischen Ursprungs, wäre es keine Schlagzeile wert. Ich kann mich den Eindruck also nicht verwehren, dass ein paar tanzende Teenager für politische Zwecke missbraucht werden. Was für eine bekloppte Welt.
Die aktuelle Lage:
DAX: Von einer richtigen Korrektur kann im DAX eigentlich noch gar nicht gesprochen werden. Der Chart zeigt, was ich meine: Seit Anfang Juni flacht die Erholung ab und der Index verläuft seitdem in einem relativ stabilen seichten Aufwärtstrend. Nichts atemberaubendes, aber auch Spiegelbild der wirtschaftlichen Erwartungen.
Solange dieser Trend hält, und danach sieht es zumindest heute aus, sind die Bewegungen der letzten Tage also keine Korrektur, sondern ganz normale Schwankungen innerhalb eines Trends. Die Ursache ist klar: In Frankfurt hatten wir weit weniger Übertreibungen als in New York. Das wird meines Erachtens auch so bleiben, denn gegenwärtig fällt es mir schwer anzunehmen, dass wir die Wirtschaft noch mal abbremsen wollen.
Wall Street: Hier sieht es aufgrund der hohen Technologielastigkeit etwas anders aus. Die bislang erfolgten Korrekturen in den Schwergewichten reichen meines Erachtens noch nicht aus. Wer viel gewonnen hat, kann eben auch viel verlieren und die Fallhöhe ist in New York nun einmal deutlich höher als in Frankfurt. Das ist relativ einmalig, aber eben auch Folge der schon hier genannten Trading-Plattformen.
Mein Gedanke geht da hier schon weiter: Wie kräftig sieht denn die Erholung nach der Korrektur aus? Ich denke, das ist eine viel spannendere Frage als sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, wo der Korrekturboden ist. Mich interessiert also gegenwärtig nicht so sehr die Frage, wie weit es denn runter geht, sondern wie weit es anschließend wieder nach oben geht!
Heute auf der Agenda:
Die Deutsche Bank schrumpft munter weiter. Das ist natürlich nicht neu, aber ich halte es für erwähnenswert, gerade in diesem Umfeld, wo andere neue Geschäftsfelder geboren werden. Ein Fondsmanager brachte es neulich auf den Punkt: Die deutsche Bankenlandschaft ist geradezu furchterregend für Investoren. Auf der einen Seite steht die Dominanz der Sparkassen und Volksbanken, auf der anderen Seite die alten Dinosaurierbanken, die noch immer keine griffige Antwort auf die digitalen Veränderungen im Finanzsektor haben.
un will die Deutsche Bank jede fünfte Filiale in Deutschland schließen und ihr Netz von 500 auf 400 verkleinern. Damit ist natürlich ein Stellenabbau verbunden, aber ob das reicht, um die vormals definierten Ziele des Vorstands zu erreichen, möchte ich bezweifeln. Zwar gibt es immer wieder Nachrichten über ermutigende Zeichen im Privatkundengeschäft und im Investmentbanking, aber daraus kann man nun mal keine Story für die Zukunft bauen.
Gestern hatten zudem Medienberichte über neue Probleme internationaler Großbanken bei der Bekämpfung von Geldwäsche die Runde gemacht und natürlich war auch die Deutsche Bank hier genannt. Ich bleibe dabei: So traurig es ist, aber diese Aktie ist für mich kein Investment und auch kein Hoffnungswert, sondern ein Schatten ihrer selbst. Ich investiere gerne in Storys, aber nicht in Gute-Nacht-Geschichten.
Auch bei Grenke gibt es wieder etwas Neues heute. Gestern hatte Gründer Wolfgang Grenke sein Aufsichtsratsmandat niedergelegt. Interessanterweise stieg der Kurs dann um ca. 13 %. Das macht mich etwas nachdenklich. Warum verlässt Grenke den Chefposten im Aufsichtsrat, wo er doch der Überzeugung ist, dass sämtliche Vorwürfe unbegründet sein? Ich werde hier den Eindruck nicht los, dass er aus der Schusslinie gebracht werden soll und das wird seine Gründe haben.
Vermutlich wird die Börse nun also den Prüfungsbericht durch KPMG abwarten wollen und ich rechne damit, dass der Kurs bis dahin eher seitwärts notiert. Es sei denn, die Shortspekulanten lancieren einen neuen Angriff, was natürlich in diesem Umfeld nicht allzu schwer sein dürfte. Meine Linie bleibt also: Ich beobachte und greife bei Kursen um 20 Euro gerne zu und hoffe, dass sämtliche Vorwürfe unbegründet sind, damit dann eine 100 % Chance entsteht.
Kurz von der Wall Street:
Heute Abend ist also bei Tesla der berühmte Battery Day! Das Netz ist voll von Spekulationen, Kommentaren, Analysen, Fanseiten und Kritikern, die diesen Termin fast so hoch hängen wie die Neuwahl des Papstes. Dabei ist im Kern wahrscheinlich schon klar: Es geht um eine neue Batterietechnologie und zwar eine, die Tesla selber entworfen und gebaut hat. Als Teslafahrer vermute ich, dass diese Batterien bereits in den neuesten Modellen eingebaut sind und später per Software-Update aktiviert werden können. Wäre das nicht der Fall, würden sämtliche anstehende Tesla-Kunden ihre aktuellen Bestellungen stornieren und warten, bis die neuen Batterien am Markt sind. Das wäre für das Erreichen der Absatzziele verheerend.
Und Elon Musk ist ja bekannt für seine kleinen Tricks. Fakt ist: Kommt Tesla tatsächlich mit neuen leistungsstarken Batterien auf den Markt, baut er seinen Vorsprung gegenüber seinen Verfolgern weiter aus. Immerhin ist die Rede von Reichweiten um 1.000 km zwischen den Ladevorgängen bzw. einer Batterie-Lebenszeit von 1 Million km! Da hängt die Latte schon recht hoch. Was bedeutet das für den Kurs? Da Elon vor dem Termin heute Abend bereits bekannt gegeben hat, dass viele Neuerungen erst 2022 zu einem Massengeschäft werden und der Kurs gestern daraufhin um 6 % absagte, gibt es vielleicht in der Nachbörse eine Erleichterungsrallye.
Soll ich vorgreifen und Tesla jetzt schon kaufen? Nein, denn vieles von dem, was von Tesla nun erwartet wird, dürfte auch im aktuellen Kurs schon eingepreist sein. Ich warte also lieber auf entsprechende markttechnische Signale, ehe ich hier erneut zum Kauf rate. Denn für mich ist klar: Diese Story ist noch lange nicht zu Ende und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft!
Bernstein hat Amazon auf „Outperform“ aufgewertet. Ein Rückgang der Aktie um 16 % in den letzten Wochen hat aus deren Sicht einen attraktiven Einstiegspunkt geschaffen. Bernstein hebt die Wachstumsaussichten von Amazon hervor und verzeichnet in diesem Jahr eine Steigerung der Fulfillment-Kapazität um 50 %. Stimmt alles, aber hier wird erst gekauft, wenn die Konsolidierung endet, bei Amazon wohl um die 2.700 Dollar.
Das Wall Street Journal berichtet, dass Nikola sich an einen externen Lieferanten wenden wird, um Batterien für sein Sattelzugmodell bereitzustellen, obwohl Nikola angegeben hat, eine eigene Batterietechnologie entwickelt zu haben. Ja was denn nun? Eigenproduktion oder Zulieferer? Meine Meinung habe ich ja hier jetzt oft genug zum Besten gegeben.
Der Chiphersteller Intel erhielt eine US-Lizenz, um bestimmte Produkte weiterhin an Chinas Huawei Technologies zu liefern. Ein Verbot vom 15. September verhindert, dass US-Unternehmen Geschäfte mit Huawei tätigen, sofern die US-Regierung keine Genehmigung erteilt. Intel muss sich jetzt auch wirklich anstrengen und sich etwas einfallen lassen, um Nvidia Paroli bieten zu können. Ein Blick auf den Kursverlauf zeigt: Nicht viel los beim ehemaligen Star. Klar ist Intel noch immer Weltklasse, aber es fehlt an Zukunftsmusik. Noch kein zwingender Kauf!
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