Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Deutsche Post, Levis, Nikola, Apple, Biogen und Caterpillar

Guten Abend,

selten in den vergangenen Jahren habe ich erlebt, wie unterteilt die Märkte sind und welche Auswirkungen dies auf die Anlagephilosophie hat, selbst bei solch Koryphäen wie Warren Buffet. Der Altmeister besitzt immerhin gut 240 Millionen Apple-Aktien und weil der Kurs so rasant gestiegen ist, macht die Apple-Position im Portfolio von Berkshire Hathaway mittlerweile fast 43% Depotanteil aus!

Von wegen Risikostreuung! Das war zwar keine Absicht von Warren, aber die Art und Weise, wie einige Tech-Kurse sich in die Umlaufbahn katapultieren, überrumpelt in diesen Tagen so machen alten Hasen.

Wohin das führt, weiß natürlich kein Mensch. Und ob es gut oder schlecht ist, auch nicht. Tatsache ist lediglich, dass die Märkte innerlich zerrissen sind und das hat gute Gründe:

  1. Der Durst nach Stories. Die Märkte lieben neue Stories und anhand der Beispiele Wasserstoff und E-Mobility ist gut zu erkennen, wie diese „Säue“ auch durchs Dorf getrieben werden. Das macht zum einen Spaß, denn solange die Musik spielt und die Reise nach Jerusalem weitergeht, ist die Welt ja auch in Ordnung.Wenn sie aufhört zu spielen, beißen den letzten halt die Hunde, na und? Es sind ja nur Volatilitäten, und keine realen Entwicklungen im jeweiligen Sektor oder Unternehmen. Eine Nio, Plug Power oder eine ITM machen einfach ihr Ding und wenn die Anleger Kapriolen schlagen, spielt das keine große Rolle. Ich sage: Mitmachen! Aber auch bereit sein abzuspringen! Und nicht meckern, wenn man zu träge ist.
  2. High-Techs mit Track Record in der Story und viel Fantasie sind die andere Variante. Dazu gehören in erster Linie die großen Dickschiffe, Apple, Amazon, Google, Microsoft etc. aber auch Spezialisten wie Nvidia. Hier werden gerade die strategischen Vorteile der Vor-Pandemie-Zeit beschleunigt und das veränderte Verhalten der Konsumenten in Bares umgemünzt. Ganz ehrlich? Wir sind doch alle Teil dieser Stories, denn unser Geld füllt deren Kassen. Eine traurige Folge des Lockdowns: die Großen werden noch größer, die Kleinen sterben weg. Folge: Unfassbare Machtkonzentration. Aber jetzt bitte nicht nach der Politik schreien, denn der Lockdown war deren Idee!

Das Perverse an dieser Stelle: Jede weitere Meldung über steigende Infektionsfälle verstärkt diesen Trend! Das Allerbeste wäre in der aktuellen Situation wohl: keine weiteren Meldungen mehr über die weltweiten Infektionszahlen! Dann wäre endlich mal Ruhe im Bau und wir würden uns auf das fokussieren, was wirklich wichtig ist.

Die Lage auf einen Blick:

DAX: Noch immer warte ich auf den Break, aber ich denke, ich werde mich noch etwas in Geduld üben müssen.

Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Wie gesagt, die Schwergewichte verzerren derzeit das Bild etwas. Zwar verläuft die Mehrzahl aller Werte im S&P 500, DJI oder Nasdaq in stabilen Bahnen, aber nur wenige ziehen auf und davon. Es ist wichtig, dies richtig einzuordnen, wenn wir den Run auf die Spitzen bekommen. Denn dann folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Gruppenrotation. Aber warten wir es ab. Für heute gilt: zuschauen.

Heute auf der Agenda:

Die Deutsche Post hat vieles richtig gemacht und der Kurs belohnt dies auch. Die Bonner sind auch zuversichtlich, dass sie weiterhin alles richtig machen. Die Postler wollen im laufenden Jahr vor Zinsen und Steuern 3,5 bis 3,8 Mrd. Euro Gewinn erwirtschaften und das ist immerhin fast so viel wie im Vorjahr mit 4,1 Mrd. Entsprechend fällt auch das Urteil der Analystengilde aus. Der Kurs knabbert nun fast am alten Hoch, ergo: Gelingt der „Sprung“, kann munter gekauft werden.

Kurz und knapp von der Wall Street:

Der Jeans-Hersteller Levis streicht ca. 700 (15% der Stellen außerhalb von Produktion und Verkauf) Stellen, um auf den starken Umsatzrückgang und die roten Zahlen passend zu reagieren. Im zweiten Quartal brachen die Erlöse im Jahresvergleich um 62 % auf 498 Mio. Dollar ein und am Ende steht da ein Quartalsverlust um 363 Mio. Dollar. Das reicht mir nicht aus, um den Wert zu kaufen. Ich warte hier einmal auf klarere Signale seitens des Verbrauchers.

Ein Analyst bei JPMorgan hat Nikola, den „Möchtegern“-Hersteller von Elektro-LKW von „neutral“ auf „übergewichtet“ hochgestuft und festgestellt, dass die Aktie angesichts einer Reihe potenzieller positiver Katalysatoren in den kommenden Wochen und Jahren für langfristige Anleger attraktiv erscheint Monate. Äh, wie bitte? Wie wäre es, wenn die Boys auch mal einen ihrer Trucks fahren lassen würden, damit zu erkennen ist, was die Dinger taugen? Ich fasse die Aktie erst einmal nicht an und ihr bitte auch nicht!

Die Deutsche Bank erhöhte ihr Kursziel für Apple auf 400 Dollar. Zitat: „Insgesamt fühlen wir uns wohl, dass Apple den Anlegern weiterhin Vorteile bieten wird“. Der Analyst stellte jedoch fest, dass der jüngste starke Anstieg der Aktie „uns nervös macht“. Ja, was denn nun, fühlt ihr euch wohl, oder seid ihr nervös? Oder seid ihr nervös, weil ihr euch bei dem Kurs wohlfühlt? Das würde ich ja verstehen.

Die Biogen-Anteile stiegen um fast 7%, nachdem das Unternehmen bei der Food and Drug Administration einen Antrag für Aducanumab zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit gestellt hatte. Im Falle einer Zulassung wäre Aducanumab die erste Behandlung mit dem Potenzial, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit abzubremsen. OK, gefällt mir, aber für einen Kauf ist es noch zu früh.

Ein Analyst der Bank of America hat den Baugiganten Caterpillar von „Underperform“ auf „neutral“ angehoben und sein Kursziel für die Aktie auf 135 Dollar angehoben. Zitat: „Wir haben immer noch Zweifel an der Nachhaltigkeit der Makroverbesserung, aber wir mildern unsere Negativität“. Negativität? Was rauchen diese Jungs eigentlich, bevor sie ihre Texte schreiben? CAT habe ich auf dem Radar, kaufe aber noch nicht.

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