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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Evotec, Ströer, Walt Disney, Cisco Systems, Palantir, Applied Materials

Guten Abend,

die kommende Börsenwoche wird äußerst spannend. Denn nach der Erholungsphase der letzten Tage und der darauffolgenden Sondierung innerhalb der unterschiedlichen Sektoren und Branchen folgen nun konkrete Entscheidungen in der Frage der Jahresendrallye.

Auch wenn die Markttechnik von DAX, Dow Jones & Co. noch etwas wacklig aussehen, sollte dieses Bild nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Umstände besser ausschauen als die Stimmung vermuten lässt. Deutlich zu erkennen ist auch, dass die steigenden Infektionszahlen deutlich an Schrecken verloren haben, nun, da die Wahrscheinlichkeit eines Impfstoffs größer ausfällt. Wann dieser auf den Markt kommt, spielt im Moment keine große Rolle, entscheidend ist allein der Umstand, dass es im Rahmen des mittelfristig Möglichen so ist.

Wir wissen ja alle, dass die Börse sich das Leben gerne auch einfach macht, indem einfach sehr weit über den Tellerrand hinausgeschaut wird. Unerfahrene Marktteilnehmer werten dies dann als „realitätsfremd“, was natürlich völliger Unsinn ist. So war es schon im Frühling des laufenden Jahres, als die Kurse sich angefangen haben zu erholen und die Mehrheit der Beobachter dies nicht verstanden haben.

Nun, das ist nicht mein Problem. Mein Blick gilt allein der Frage, wie die veränderte Welt sich im kommenden Jahr darstellen wird und welche Branchen und Sektoren in die Favoritenrolle schlüpfen. Meine augenblicklichen Favoriten: Biotechnologie und Energie.

Die aktuelle Lage:

DAX: Numerisch gesehen hat sich seit Ende Juli nichts Großartiges getan. Die zwischenzeitlichen Schwankungen waren den geopolitischen Umständen geschuldet, aber für eine Trendaussage irrelevant. Interessant ist ein Blick auf die Einzelwerte des Index: die größten Gewinner waren diejenigen, die vormals quasi in Vergessenheit geraten waren -Allianz, Bayer, Beiersdorf, BMW, Deutsche Bank (ja auch die), Deutsche Telekom, FMC, Fresenius, Linde und MTU. Ich will in diesem Zusammenhang zwar nicht zwangsläufig von einer Gruppenrotation sprechen, aber klar ist: die „vergessenen“ Aktien rücken wieder in den Vordergrund.

Wall Street: Was mir außerordentlich gut gefällt, ist der Umstand, dass es trotz der Kursaufschläge der letzten Tage nicht zu einer euphorischen Stimmung gekommen ist. Das ist quasi die beste Kombination, die ich mir vorstellen kann: steigende Kurse und begleitende Vorsicht. Ihr kennt ja sicherlich den Begriff „climbing the wall of fear“! Und solange dies der Fall ist, bin ich sehr beruhigt. Das Einzige, was mich irritiert: Einer von Joes Beratern warf gestern Abend die Möglichkeit eines Lockdowns für die USA in den Ring. Meines Erachtens ist das das letzte, was die Amerikaner jetzt brauchen und ich will hoffen, dass Joe das weiß.

Heute auf der Agenda:

Der Wirkstoffforscher Evotec erwartet als Folge der Pandemie lediglich leichte Verzögerungen bei Vertragsabschlüssen und beim Erreichen von Meilensteinen. Auf die gesamtfinanzielle und strategische Entwicklung hat die Pandemie bislang keine wesentlichen Auswirkungen. So stieg der Umsatz In den ersten neun Monaten denn auch um 12% auf 360,4 Mio. Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging allerdings aufgrund höherer Forschungs- und Entwicklungsausgaben um 17 % auf 76,9 Millionen Euro zurück. Damit schnitt Evotec besser ab, als es die Analystengilde erwartet hatte und auch die Prognose für das laufende Jahr wurde bestätigt. Folge: Es fehlt nicht mehr viel, um den alten Rekordkurs bei 27 Euro zu knacken. Gelingt der Sprung, ist die Aktie ein Kauf.

Ströer hat sich wegen einer leichten Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie wieder eine Jahresprognose zugetraut. Obwohl es weiter eine Unsicherheit wegen der zweiten Infektionswelle gebe, erwartet der Werbevermarkter nun ein operatives Jahresergebnis zwischen 440 und 455 Mio. Euro sowie einen Umsatz in Höhe von 92 bis 97 % gegenüber dem Vorjahreswert von 1,6 Mrd.. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) ist um 4,8 % auf 125,1 Millionen Euro gefallen und unter dem Strich verdiente Ströer zwischen Juli und September mit 21,8 Millionen Euro rund 8,3 % mehr als noch vor einem Jahr. Das liest sich gut und zuversichtlich und folglich belohnt auch die Börse diese Perspektive mit 3,5% Plus. Die technische Hürde liegt bei 78 € und hier gilt das gleiche: bei Break ist der Titel ein Kauf.

Kurz von der Wall Street:

Walt Disney meldete einen bereinigten Quartalsverlust von 20 Cent pro Aktie, der wesentlich geringer ist als der von Analysten der Wall Street prognostizierte Verlust von 71 Cent. Die Einnahmen lagen über den Prognosen, da sich die Freizeitparks von den Schließungen zu erholen begannen und die Anmeldungen für den Disney+-Service weiter steigen. Disney sagte auch, dass es auf die Dividendenzahlung für Januar verzichten werde, aber dennoch erwartet, die Dividende in Zukunft zu zahlen. Viel wichtiger als die Zahlen ist die angekündigte klare Strategie zugunsten des Streaming Geschäfts. Dies hatte ich hier ja schon mehrfach auch an anderer Stelle kommentiert und bin der Auffassung, dass damit noch sehr viel Geld zu verdienen ist. Mit dieser Marke ohnehin! Und Disney hat meines Erachtens das attraktivste Filmarchiv weltweit. Kaufen!

Cisco übertraf die Schätzungen um 6 Cent mit einem bereinigten Quartalsgewinn von 76 Cent pro Aktie und auch die Einnahmen des Netzwerkausrüsters übertrafen die Schätzungen. Die Nachfrage nach Cisco-Produkten erhält weiterhin Auftrieb durch die Zunahme des „Homeoffice“. Gut möglich, dass Cisco ein sogenannter Spätzünder unter den Krisengewinnern ist. Was ich damit meine ist, dass das Unternehmen in jene Gruppe gehört, die nicht unmittelbar von der Pandemie profitieren, sondern erst in der zweiten Welle, sprich der nachhaltigen Sektorentwicklung als mittelbare Folge der Krise. Ich nehme Cisco auf die Beobachtungsliste.

Palantir Technologies erwirtschaftete im letzten Quartal bereinigte 9 Cent pro Aktie, verglichen mit einer Konsensschätzung von 2 Cent, während der Umsatz auch über den Prognosen der Wall Street lag. Das Datenanalytik-Unternehmen hob auch seine Umsatzprognose für 2020 an, nachdem es im dritten Quartal 15 neue Verträge unterzeichnet hatte. Definitiv einer meiner Favoriten für das kommende Jahr, denn Datenanalyse wird ein Thema sein, mit dem wir uns noch viele Jahre beschäftigen werden.

Applied Materials lag mit einem bereinigten Quartalsgewinn von 1,25 Dollar pro Aktie um 8 Cent über den Schätzungen, und auch der Umsatz des Herstellers von Halbleiterfertigungsanlagen übertraf die Schätzungen. Das Unternehmen gab auch einen optimistischen Ausblick für das laufende Quartal heraus. Die Aktien legten im vorbörslichen Handel ab 7:35 Uhr ET um 2,7% zu.  Damit dürfte der Break bei 70 Dollar nun endgültig abgeschlossen sein. Kaufen!

Unity Software verlor im letzten Quartal 97 Cent pro Aktie und damit mehr als der von Analysten erwartete Verlust von 15 Cent, obwohl der Hersteller von Videospielsoftware einen Umsatz meldete, der besser als erwartet war. Unity, das im September an die Börse ging, sagte, es plane, in andere Märkte wie Industrie, Automobil und Unterhaltung zu expandieren. Solider Trend seit dem Börsengang ist schon mal ein gutes Vorzeichen. Ich war bei der Zeichnung dabei und bleibe es auch weiterhin. Wer die Aktie noch nicht hat, legt sich ein paar Stücke ins Depot.