Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Hella, Bauer, Beyond Meat, Airlines und Nio
Guten Abend,
wenn den Börsen nach einem festen Handelstag bereits wieder die Luft ausgeht, ist klar, dass die Zurückhaltung unter den Bullen noch immer zu ausgeprägt ist als das ein Ende der Konsolidierung festgestellt werden kann. Auch wenn wir alle mittlerweile mit den Hufen scharren um die schöne Rallye seit März fortzuführen, sollten wir uns unverändert in Geduld üben.
J.P. Morgan wagt sich hier schon etwas früh aus dem Fenster und prognostiziert mindestens 10 % plus für den S&P500 per Ende September 2021. Ehrlich gesagt finde ich das schon ein sehr bescheidenes Kursziel, denn 10 % innerhalb von zwölf Monaten sind vor dem Hintergrund der aktuellen Ausgangslage nicht super mutig. Es entspricht ungefähr einem Indexstand von 3750. Interessant ist vielmehr, dass die Analysten von J.P. Morgan insbesondere die Industrie und Bauaktien in den Vordergrund stellen, und nicht die Highflyer aus dem Technologiesektor. Dies untermauert meine Ankündigung der letzten Tage, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten eine latente Gruppenrotation bekommen wo die klassischen zyklischen Werte wieder mehr in den Vordergrund rücken. Und noch einmal: das bedeutet nicht, dass die Börsenlieblinge des Frühlings und Sommers nun aufs Abstellgleis gehören. Nein, es bedeutet nur, dass der Anlagehorizont breiter definiert werden sollte.
In den vergangenen Tagen hatte ich mir selber einmal die Mühe gemacht ein paar Ur-konservative Titel wie zum Beispiel im Stahl und Infrastrukturbereich anzuschauen, und siehe da einige Kursverläufe können locker mit denen der Hightechs mithalten. Und das teilweise mit ordentlichen Dividendenrenditen zwischen zwei und 4 % und einer Bewertung im einstelligen KGV! Ich werde mir diese Titel in den kommenden Tagen noch einmal genauer anschauen und den einen oder anderen dann hier empfehlen.
Die große Unbekannte ist und bleibt die Präsidentschaftswahl. Ähnlich wie 2016 sind die Umfragen zu knapp als dass sie ernst genommen werden können und außerdem hat das letzte Wahlergebnis ja gezeigt, das auf diese Erhebungen eher wenig Verlass ist. Darüber hinaus habe ich die Sorge, dass am Wahlabend keine eindeutige Entscheidung zugunsten des einen oder anderen Kandidaten bekannt gegeben werden kann, sondern dass es im schlimmsten Fall noch Wochen dauern kann bis der Sieger feststeht. Das Problem liegt in den Briefwahlen: die einzelnen Bundesstaaten und deren Postsysteme haben bereits verlauten lassen, dass sie für eine Briefwahl denkbar schlecht ausgestattet und vorbereitet sind. Da wird es Donald dann leicht haben an seinem Stuhl festzukleben, denn solange kein offizielles Ergebnis vorliegt ist er der „Sieger“. Na, das wird ein Herbst!
Die aktuelle Lage:
DAX: der feste Tag von gestern hat die technische Ausgangslage des DAX weder verbessert noch verschlechtert. Es bleibt dabei: solange der Index in den eingezeichneten Aufwärtstrend verläuft ist die Welt in Ordnung und eigentlich kann auch gar nicht von einer Korrektur oder Konsolidierung hierzulande gesprochen werden. Zu gering sind die tatsächlichen Schwankungen im Verhältnis zur vorhergegangenen Rallye. Erst ein Verlassen des Trendkanals würde eine entsprechende Signalwirkung, entweder nach oben oder nach unten, mit sich bringen. Bleibt diese in den kommenden Wochen aus, können wir hochzufrieden sein.
Wall Street: Hier ist noch nichts entschieden. Zwar hat der S&P500 den technischen Widerstand bei 3240 Punkten erst einmal verteidigen können, aber das reicht noch nicht aus um die Ampeln auf Grün zu stellen. Wer täglich die amerikanischen Nachrichten überfliegt stellt fest, dass auch bei den Amerikanern die Verunsicherung über das was nach der Wahl über das Land her fegt ausgeprägt ist.
Heute auf der Agenda:
Hella will das Geschäft mit Software für Frontkameras an Volkswagen verkaufen. Angaben über den Preis machte der Licht- und Elektronikspezialist nicht. Der Verkauf wird aber wohl zu einem außerordentlichen Ertrag in der Größenordnung von rund 100 Millionen Euro führen. Zitat: „Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden und soll aller Voraussicht nach im ersten Quartal des Kalenderjahres 2021 zum Abschluss (Closing) kommen.“ Damit wird meine Empfehlung von jüngst noch einmal unterstrichen, denn Software ist sicher nicht Hella’s Domaine.
Bauer & König muss weiter auf die Kostenbremse treten: Bis 2024 sollen diese nun um über 100 Millionen Euro gedrückt werden, nach mehr als 70 Millionen Euro zuvor. Die Einmalkosten im laufenden Jahr steigen damit von 30 bis 40 Millionen Euro auf einen mittleren zweistelligen Millionenbereich. Kurz- und langfristig sollen die vom Aufsichtsrat abgesegneten Maßnahmen 700 bis 900 Arbeitsplätze betreffen. Damit ist klar: Im laufenden Jahr werden sich die Folgen der Pandemie weiter negativ auf den Geschäftsverlauf auswirken, und der Umsatz bei rund 1,3 Milliarden Euro liegen. Bereits 2019 waren die Erlöse um 0,6 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro gesunken. Was tun? Nix! Denn Druckmaschinen haben es eh schwer, und ich weiß im Moment nicht wohin diese Reise gehen soll. Wer die Aktie hat, stellt glatt und kauft etwas anderes!
Kurz von der Wall Street:
Beyond Meat – Die Aktien des Veggie-Burgermeisters legen heute um mehr als 11% zu, nachdem das Unternehmen eine Erweiterung des Vertriebsabkommens mit Walmart angekündigt hatte: Ab nächster Woche werden die Produkte von Beyond Meat in mehr als 2.400 Walmart-Filialen in den USA angeboten, derzeit an rund 800 Standorten. Das bedeutet nichts anderes als eine weitere Erwartungstufe, und gelingt der Ausbruch oberhalb von 165 Dollar wette ich auf den run auf das all-time-high von 240 Dollar per Christmas. Das wären dann 45%! Ich plädiere zum Kauf bei Break!
United Airlines, American Airlines und Delta Air Lines bekommen heute wieder eins auf die zwölf, da die Sorgen über eine Verschlechterung der Pandemie in den USA zunimmmt. Die Aktien von United Airlines sanken um 4%, während die von American um 3,7% fielen und Delta mehr als 2% verlor. Der frühere FDA-Kommissar Scott Gottlieb sagte am Dienstag, dass Herbst und Winter wahrscheinlich die „gefährlichste Jahreszeit“ für das Virus sein würden. Ach wirklich? Das ist, glaube ich, jeden Winter so, oder nicht? Ich bleibe als hartnäckig und sage noch einmal: 2021 wird das Jahr des Reisens!
Nio profitiert heute von einer Heraufstufung durch die Deutsche Bank und legt um mehr als 5%. Deutsche nennt nun ein Kursziel von 24 Dollar und in einer Notiz mit dem Titel „Werden Sie die nächste ikonische Automarke?“ betonen die Analysten, Nio werde „von den Kunden zunehmend als hochwertige Premiummarke mit erstklassiger Technologie und erstklassigem Service wahrgenommen“. Nun, dafür braucht es keinen Analysten sondern einfach nur ein Blick in die sozialen Medien wo die E-Karren immer mehr gepriesen werden, egal von wem sie kommen. Nio ist für mich die chinesische Tesla. Mein Rat: gegenwärtig erst Nio kaufen und bei Tesla noch abwarten bis die „Enttäuschung“ über den Battery Day verflogen ist.
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