Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit JPMorgan, Citigroup, Wells Fargo, Delta Air, Nokia, Tesla und Spotify
Guten Abend,
heute kommt eine Nachricht über den Ticker, welche mich aufhorchen ließ. Eigentlich ist es eine Belanglosigkeit und keiner Rede wert, aber andererseits ist es auch eine Meldung, welche unterstreicht, wo wir gerade stehen und wo es in den kommenden Jahren hinlaufen wird. Ja, ich weiß, ihr werdet es etwas lächerlich finden, ich aber sehe hier kleine Botschaften.
Vorab: Ich bin Whiskey-Fan und ich liebe das ganze Drum und Dran hinter dem torfigen Gesöff. Für mich sind es Relikte und kulturelle Erben aus einer alten Zeit. Nennt mich ruhig nostalgisch, bin ich nicht, aber es gibt Dinge, die finde ich sollten nicht in den Entwicklungen der neuen Zeit untergehen und erhalten werden.
Umso überraschter war ich also, als ich heute gelesen habe, dass Johnny Walker Whiskey ab dem kommenden Jahr nicht mehr in Glasflaschen abgefüllt wird, sondern in Papier bzw. „Holzflaschen“. Also nicht richtig Holz, aber aus einer Mixtur aus Holz und Papier, und damit absolut nachhaltig. Wow. Ich meine, auch ich bin der Auffassung, dass wir in Zukunft mehr auf unsere Umwelt achten sollten, keine Frage, aber Whiskey aus der Papiertüte? Ich weiß nicht. Was kommt denn als nächstes? Früher habe ich über Billigwein aus der Kartonflasche gelacht, aber wird mir der Eagles Nest Chardonnay ab dem 2025er Jahrgang auch dann in einer PET „serviert“?
Was das hier zu suchen hat? Ganz einfach: Wie ich gestern es schon hier geschrieben hatte, investiert wird in Zukunft, in das, was „richtig und wichtig“ ist und nicht bedingungslos in das, was die schnelle Rendite oder den schnellen Gewinn bringt. Verfestigt sich dieser Anspruch als unmittelbare Folge der Pandemie, werden sehr viele Anleger und Anbieter umdenken und diejenigen, die sich dem verschließen, schauen in die Röhre.
Die Lage auf einen Blick:
DAX: Schade, auch diesmal kein technisches Signal, dabei sah es gestern noch vielversprechend aus und auch die Zahlen der US-Banken (siehe unten) sind eigentlich ganz brauchbar. Aber der Umstand, dass Kalifornien einen kleinen (Kinos, Restaurants, Bars,) regionalen Lockdown übt, schafft nicht gerade Zuversicht. Nun denn, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, also übe ich mich noch etwas in Geduld. Die Rahmenbedingungen sind ausreichend positiv. Aber ich hatte es hier schon vor 2 Wochen vermutet: gut möglich, dass wir über den gesamten Sommer hinweg eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau erfahren.
Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Es bleibt verdammt heiß im Nasdaq! Die Techs schieben und zerren und man spürt förmlich, wie zerrissen die Marktteilnehmer hier sind. Das kann aus rein markttechnischer Sicht nicht lange gut gehen. Das Beste wäre wohl tatsächlich eine Konsolidierung des Nasdaq auf ca. 9740 Punkte. Dann wäre er einmal ausgekotzt und dann kann es weitergehen.
Heute auf der Agenda:
Die US-Banken eröffnen die Berichtssaison, und wie immer macht Jamie Dimon von JP Morgan den Anfang. Der alte Banker-Haudegen ist ja auch tatsächlich ein Spitzentyp, Mensch, warum gibt es so einen wie den nicht auch hier in Europa?
JPMorgan ringt zwar auch weiter hart mit den Folgen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, aber die Jungs haben es trotz einer zweistelligen Milliardenbelastung für Kreditausfälle geschafft, einen hohen Gewinn zu erzielen, der besser ausfiel als an der Wall Street erwartet: Im zweiten Quartal brach der Gewinn um rund die Hälfte auf knapp 4,7 Milliarden Dollar (rund 4,1 Mrd. Euro) ein, aber das konnte durch die Erträge, die im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 15 % auf fast 34 Milliarden Dollar anzogen, ausgeglichen werden. Wie? Indem sie sich auf das konzentrierten, was sie am besten können: Investmentbanking und Finanztransaktionen. Kurzer Blick auf den Chart: Aufwärtstrend hat gehalten, bei 98 Dollar ein Kauf.
Aber auch die Citigroup kann klotzen. Milliardenschere Puffer gegen Kreditausfälle in der Corona-Krise haben zwar belastet, aber dank guter Geschäfte mit großen Konzernen erzielte die Bank einen Milliardengewinn, der ebenfalls höher ausfiel als erwartet: Der Überschuss sackte im Vergleich zum Vorjahr um 73 % auf 1,3 Mrd. Dollar ab und auch die Risikovorsorge fällt vier Mal so hoch aus wie im Vorjahr, aber auch hier legten die Erträge dank eines regen Geschäfts an den Finanzmärkten um 5 % auf knapp 20 Mrd. Dollar zu. Auch hier lautet mein Urteil: Kaufen!
Nicht ganz so euphorisch bin ich beim dritten im Bunde: Wells Fargo. Die hat wegen der Pandemie den ersten Quartalsverlust seit der Finanzkrise erlitten und büßte 2,4 Mrd. Dollar ein. Im Gegensatz zu den anderen beiden hält sich Wells Fargo im Finanzgeschäft und Investmentbanking traditionell zurück und ist ohnehin wegen Auflagen aufgrund von Affären um fingierte Konten und anderer dubioser Geschäftspraktiken stark vorbelastet. Also heißt es hier erst einmal: abwarten, ob der Boden bei 22 Dollar auch hält.
Und weiter geht’s:
Delta Air Lines verzeichnete im zweiten Quartal einen Verlust von 4,43 Dollar je Aktie, der über dem von Analysten prognostizierten Verlust von 4,07 Dollar lag. Der Umsatz lag leicht über den Prognosen, aber viel wichtiger: Delta sagte, dass es mehr als zwei Jahre dauern wird, bis sich die Luftfahrtindustrie nachhaltig von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erholt. Oha! Zwei Jahre? Hier werde ich neu überlegen müssen, denn in der Zwischenzeit kann ich vielleicht das Geld woanders besser anlegen. Hatte Buffett doch recht?
Laut einem Bloomberg-Bericht befindet sich die Google-Abteilung von Alphabet in fortgeschrittenen Gesprächen, um 4 Milliarden Dollar für eine Beteiligung an Jio Platforms, dem digitalen Zweig des in Indien ansässigen Konglomerats Reliance Holdings zu investieren. Facebook und KKR sind bereits dabei und gehören zu den führenden Unternehmen, die bereits in Jio investiert haben. Jio? Nie gehört, schaue ich mir aber an!
Nokia hat eine neue Software eingeführt, mit der Mobilfunkbetreiber ihre Rundfunkstationen von 4G auf 5G aufrüsten können, ohne ihre Standorte besuchen oder Geräte austauschen zu müssen. Nanu, werden die Finnen doch wieder erfinderisch und basteln etwa an einem Tech-Comeback? Ich hatte sowohl Nokia als auch Ericsson ja schon auf dem 5G-Radar, aber die Nachricht finde ich spannend.
Piper Sandler erhöhte sein Kursziel für Tesla auf 2.322 Dollar je Aktie. Er verwies auf schnellere als erwartete Marktanteilsgewinne und eine unterschätzte Chance bei Software. Der ist aber spät dran, der Gute, aber was solls. Jetzt springt auch der letzte Skeptiker auf den rasenden Zug. Soll mir recht sein.
UBS stuft Spotify von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ herab und begründet dies damit, dass sich die langfristigen Aussichten des Unternehmens nun ausreichend im Kurs widerspiegeln. Das Unternehmen ist auch der Ansicht, dass die Vorteile einer Ausweitung des Podcasting möglicherweise überbewertet sind. Oha, der erste, der hier klar macht, dass genug auch genug ist. Das mag sogar stimmen, denn auch ich rechne mit einer Korrektur bis 200 Dollar
Und zum Schluss: Ford hat den Ford Bronco SUV 2021 in einer Reihe von Online-Videos vorgestellt, welche die Rückkehr des Bronco in die Ford-Aufstellung nach 24 Jahren Abwesenheit markieren. Das war einmal mein Lieblings-Truck und ich wollte immer schon mal einen Bronco oder einen Blazer haben. Oder noch besser: einen GMC Sierra Grande, wie ihn Colt Sievers fuhr. Aber dann bitte auch mit Heather Thomas auf dem Beifahrersitz!
Anzeige
Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 21. November liefert die Antwort:
Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 21. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...