Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Klöckner, Bayer, AstraZeneca, Harley-Davidson, Novavax, Apple und Carnival

Guten Abend,

so schwach wie die Woche begonnen hat, so endet sie auch. Bislang verläuft die Korrektur nach dem gleichen Muster wie schon im Juni und Juli. In der kommenden Woche steht also eine Entscheidung an.

Denn beschleunigt sich der Konsolidierungsmodus weiter in allen Indices, ist das ein Zeichen dafür, dass es im Moment einfach an positiven Impulsen und Nachrichten fehlt, um ein Ende der Korrektur herbeizuführen. Der Blick auf den Tagesverlauf zeigt denn auch, dass sich das Gezerre zwischen Bullen und Bären sich weiter zuspitzt. All das ist normal und typisch für eine Korrektur und das beruhigt mich. Ein bisschen fühlt sich das auch an wie der Kater nach der Party.

Es wäre ja auch zu schön gewesen, allerdings auch geradezu unheimlich, wenn die Erholung aus dem März-Tief heraus sich kontinuierlich bis zum Jahresende fortsetzen würde. Das wäre schon geradezu spooky! Allerdings gehen mir die Korrekturen bislang noch immer nicht weit genug, aber meine Ziele für die unterschiedlichen Indexstände hatte ich ja hier schon gestern und die vorigen Tage immer wieder erwähnt. Daran ändert sich auch nichts.

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In diesen Marktphasen ist es besonders wichtig, sich nicht zu sehr auf den Index zu konzentrieren, sondern den Blick auf die Einzelwerte zu lenken. Denn losgelöst vom Kursverlauf dieser Aktien sind die Unternehmen unverändert aktiv und stricken an ihren Zukunftsplänen. Das Problem: Die Börse kann eben manchmal sehr ungeduldig sein, insbesondere wenn sie erfolgsverwöhnt ist, wie das in den letzten Monaten der Fall gewesen ist.

An Tesla kann man das sehr schön erkennen: Alles, was Elon Musk an seinem Battery Day verkündete, war extrem richtungsweisend, vielversprechend und zwischen den Zeilen sogar bahnbrechend. Aber man muss schon genau hinhören und den Taschenrechner zücken, um zu erkennen, welches langfristige Potenzial damit mit der Aktie verbunden ist. Kurzfristige Erfolge gibt es hier nicht, daher auch die Enttäuschung auf dem Parkett. Das ist erstaunlich, spiegelt aber den Umstand, dass die Marktteilnehmer am liebsten alles jetzt haben wollen. Das ist unrealistisch und da tut eine kleine Säuberung gut.

Die aktuelle Lage

DAX: Meinem gestrigen Kommentar ist im Wesentlichen heute nicht zuzufügen. Wie ich es schon vermutet habe beenden wir die Woche schwach, und ich gehe davon aus, dass auch in der kommenden Woche keine positiven Impulse auf dem Tisch liegen, damit die Korrektur abgeschlossen werden kann. Im Gegenteil: Töne, wie sie jüngst Donald von sich gegeben hat, versprechen einen turbulenten Herbst. Man stelle sich vor: ein Präsident wird abgewählt und er weigert sich, seinen Stuhl zu räumen! Keine Ahnung, was sich dann in den USA entfaltet, aber sollte er seinen Worten Taten folgen lassen, wird es lustig.

Heute auf der Agenda:

Klöckner & Co. hat seine Prognose für das dritte Quartal und das Gesamtjahr aufgrund eines besser laufenden operativen Geschäfts angehoben. Statt eines bereinigten EBITDA zwischen 15 und 25 Mio. Euro werden nun 30 bis 40 Mio. Euro erwartet. Neben positiven Digitalisierungs- und Restrukturierungseffekten aus der angeschobenen Transformation ist wohl auch die Nachfrage in den Kernmärkten Europa und USA trotz Volatilität angesprungen. Für das Jahr geht der Konzern nun von einem höheren bereinigten EBITDA von 75 bis 95 Mio. Euro aus. Zuvor waren 50 und 70 Mio. Euro respektive erwartet worden.

Auch der Barmittelzufluss soll positiv sein. Der Vorstand gab jedoch zu bedenken, dass die Entwicklung im vierten Quartal wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen unverändert mit hoher Unsicherheit verbunden sei. Die Zahlen für das dritte Quartal will Klöckner am 3. November vorlegen. Folge: technisches Kaufsignal, da Ausbruch aus der Konsolidierung! Ist mich als ab sofort der erste Kandidat, welcher gekauft werden kann. Kursziel? Unverändert 10 Euro!

Bayer kommt bei der Bewältigung seiner Glyphosat-Rechtskonflikte in den USA voran. Der Pharma- und Agrarchemieriese berichtete dem für zehntausende Klagen zuständigen Bundesgericht in San Francisco bei einer Anhörung am Donnerstag von deutlichen Fortschritten bei den Verhandlungen um einen ganzheitlichen Vergleich. Ende Juni hatte es bereits so ausgesehen, als ob dies weitgehend geschafft sei, doch ein mit den Klägeranwälten ausgehandelter Kompromiss wurde vom Richter in einem wesentlichen Punkt als problematisch eingestuft und musste überarbeitet werden.

Um in Ruhe weiterverhandeln zu können, sprachen sich die Streitparteien bei der Gerichtsanhörung dafür aus, die Aussetzung der laufenden Glyphosat-Verfahren bis November zu verlängern. Tatsächlich ist es auch nicht ungewöhnlich, dass es Monate dauert, einen Vergleich dieser Dimension abzuschließen. Fazit: Keine Auswirkung auf den Kurs, also sollten wir abwarten, denn im Moment sieht es tatsächlich so aus, als werden die März-Tiefs noch einmal getestet!

Kurz von der Wall Street:

Laut Reuters erhielt AstraZeneca von der Europäischen Union eine teilweise Immunität in Bezug auf eine mögliche Haftung im Zusammenhang mit seinem Covid-19-Impfstoffkandidaten. Der Arzneimittelhersteller soll diese Unterstützung erhalten haben, weil er einen niedrigeren Preis für die Behandlung verlangt hatte und würde nur Rechtskosten bis zu einem bestimmten Schwellenwert zahlen. Nicht gerade günstig, aber Astra bleibt definitiv ein Favorit und eine Halteposition. Auffällig ist die Resistenz gegenüber der Korrektur. Kaufen? Nein, nur halten. Das Gleiche gilt auch für:

Novavax hat in Zusammenarbeit mit der Vaccines Taskforce der Regierung eine Spätstudie mit seinem Impfstoffkandidaten gegen Covid-19 in Großbritannien begonnen. Es wird erwartet, dass zehntausend Teilnehmer zwischen 18 und 84 Jahren eingeschrieben sind.

Harley-Davidson steht laut Quellen, die mit Reuters gesprochen haben, kurz vor einem Vertriebsabkommen mit dem indischen Hero MotoCorp. Harley hatte am Donnerstag angekündigt, den Verkauf einzustellen und die Produktionsstätte in Indien zu schließen, aber der potenzielle Deal würde es Hero ermöglichen, Harley-Motorräder in Indien zu importieren und zu verkaufen. Die Knatterbüchsen haben in den letzten Tagen ordentlich Federn lassen müssen, was mich etwas überrascht. Aber jetzt heißt es abwarten, ehe ich wieder kaufe. Wahrscheinlich um die 21 Dollar herum, also aufschreiben.

Die Europäische Union wird gegen eine Gerichtsentscheidung vom Juli Berufung einlegen, die Apple in einem Streit über Steuererleichterungen begünstigte, welche Apple in Irland erhalten hat. Das oberste Gericht der EU wird darüber entscheiden, ob dieses Steuerabkommen eine illegale staatliche Beihilfe darstellt und ob eine Steuerbelastung von fast 15 Milliarden Dollar für Apple wieder eingeführt werden sollte. Was für ein lästiges Thema, aber keines, welches die Story unterbrechen wird. Aber Fliegen sind eben auch lästig. Apple steht bei mir erst ab Kursen um 90 Dollar auf der Kaufliste.

Carnival Corp., Norwegian Cruise und Royal Caribbean wurden von Barclays hat von „equal weight“ auf „overweight“ hochgestuft. Barclays begründete den Schritt damit, dass das Risiko- / Ertragsprofil attraktiv ist und erwartet, dass die Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten positive Kommentare zu einer Rückkehr zur Kreuzfahrt abgeben können, wenn das Problem innerhalb weniger Tage behoben wird. Jaja, ich sag’s ja – Geduld ist eine Tugend. Hatte ich bereits erwähnt, dass ich für 2021 das Jahr des Reisens erwarte?

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