Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Merck, Kion, Siemens Energy, Netflix, Boeing und Aurora Cannabis

Guten Abend!

Aus meiner Sicht ein gutes Zeichen: Sowohl Europa als auch die Wall Street gehen mit positiven Vorzeichen ins Wochenende. Sie kennen ja üblicherweise schon das Spiel: starker Wochenbeginn, dann etwas hin und her und zum Wochenende hin werden Gewinne gesichert und auf die kommende Woche geschaut.

Muss man nicht mögen, aber man kann gut damit arbeiten. Die Rahmenbedingungen für die derzeitige Börsensituation haben wir Ihnen ja schon seit einigen Wochen quasi im Tagesrhythmus ausführlich vorgestellt. Dabei bleibt es auch: Die Aussicht auf Corona-Impfstoffe zieht inzwischen ein Art Sicherungsnetz nach unten ein. Nach oben hin baut sich nach und nach die Überlegung auf, dass wir noch einmal vor einem großen Windows Dressing vor dem Jahresultimo stehen.

Natürlich fragen sich viele, wie es dann im nächsten Jahr weitergehen kann. Dabei spielen auch die Gewinnerwartungen eine wichtige Rolle. Hier kurz vor dem Wochenende mal eine spannende Grafik unseres Dienstleisters FactSet.

Gut zu erkennen: In den vergangenen beiden Jahren lagen die Gewinne die Aktie im S&P 500 unter den Prognosen zum Jahresanfang. In diesem Jahr wundert das gleiche Bild auch überhaupt nicht. Der entscheidende Punkt: Für das kommende Jahr werden deutlich anziehenden Gewinne erwartet. Selbst, wenn man hier aus der Erfahrung heraus noch einige Abstriche über den Jahresverlauf machen würde, gehe ich davon aus, dass wir am Ende doch mit einem positiven Wachstum rauskommen. Und das sollte zumindest zum Jahresanfang gehörigen weiteren Treibstoff für die Märkte liefern.

Die aktuelle Lage:

DAX: Der deutsche Aktienmarkt bleibt weiterhin schüchtern. Seit inzwischen neun Handelstagen klebt der DAX geradezu an seiner Widerstandszone bei rund 13.300 Punkten. In anderen fundamentalen Szenarien würde ich hier jetzt die roten Lampen aufblenden sehen und eher auf eine kommende Korrektur tippen. Aber danach sieht es aus meiner Warte weiterhin nicht aus. Hier bleibt die Spekulation bestehen, dass es in den nächsten Tagen zu einem großen Ausbruch kommt. Insbesondere dann, wenn es aus Amerika gute Nachrichten zum derzeit verhandelten Konjunkturpaket gibt.

Wall Street: Apropos Stimmungslage – auch in New York ist diese, traut man zumindest den entsprechenden Sentiment-Indikatoren, bestens. Exemplarisch dafür der Nasdaq US Insider Sentiment Index, der inzwischen auf dem höchsten Stand seit Ende Februar ist. Passend dazu hat der Nasdaq 100 und auch der Composite neue Allzeit-Rekorde markiert und auch beim Dow Jones und S&P 500 knallen zum Wochenschluss die Korken.

Heute auf der Agenda:

Der deutsche Pharmakonzern Merck schaut positiv in die Zukunft. Dies vor allem auch wegen seiner Milliarden-Übernahme im letzten Jahr von Versum Materials. Dabei handelt es sich um ein Halbleiterzulieferer, der insbesondere die Spezialchemie-Sparte der Darmstädter massiv nach vorne bringt. Einziges Problem: Der dargestellte Optimismus ist schon zu einem guten Teil in den Kursen diskontiert. Nach einem kräftigen Gewinn am Donnerstag gab es heute einige Gewinnmitnahmen. Dennoch sollte die Aktie auf dem Zettel behalten werden. Spätestens, wenn das bisherige Intraday-Hoch bei 140,35 Euro gefallen ist.

Kion hat seine Kapitalerhöhung durchgezogen. Das Unternehmen, das unter anderem Automatisierungssysteme für die Logistik herstellt, hat insgesamt rund 13,1 Millionen neue Aktien platziert, rund 11 % des bisherigen Aktienkapitals. Der Bezugspreis lag bei 62 Euro je neuer Aktie. Insgesamt wurden brutto 813 Millionen Euro eingenommen. Das Geld soll hauptsächlich dafür eingesetzt werden, eine bestehende Liquiditätslinie zu kündigen, an deren Zustandekommen auch die staatseigene KfW beteiligt war.

Halte ich persönlich für eine gute Idee. Kion hatten wir ja in Ausgabe 09/2020 unseres Börsenbriefes „Future Money“ (Hier kostenloses Probeexemplar bestellen) schon kurz unter die Lupe genommen und dabei für ein neues Engagement eine Auffanglinie bei rund 65 Euro angegeben. Die ist nun erreicht. Deshalb bekommt Kion auch nach der Durchführung der Kapitalerhöhung eine erste Kaufempfehlung.

Einen Achtungserfolg erzielt Siemens Energy. Denn die Deutsche Börse AG hat beschlossen, den Energietechniker ab dem 21. Dezember in den DAX aufzunehmen. Dies über die sogenannte Fast-Entry-Regel. Siemens Energy ist bekanntlich erst seit Ende September an der Börse gelistet und hat durchaus auch noch seine Schwächen, wie beispielsweise das Ergebnis des vierten Fiskalquartals gezeigt hatte, als das Unternehmen einen Verlust die Aktie von 0,51 Euro melden musste (wegen hoher Abschreibungen) nach einem Gewinn von 0,07 Euro je Aktie im Vorjahr. Die Aktie hat das bislang allerdings nicht angefochten. Nur in den letzten Tage gab es nach der rasanten Rallye einige Gewinnmitnahmen. Wir hatten bei Bekanntgabe der letzten Zahlen schon zum Kauf geraten. Dabei bleiben wir.

Zu den Details weiterer Index-Änderungen geht es hier lang.

Von der Wall Street:

Netflix zeigt die Zähne. Zumindest, was das immer wichtiger werdende Auslands-Geschäft zeigt. So hat die Financial Times berichtet, dass Netflix im indischen Markt eine aggressive Werbekampagne losgetreten hat namens „StreamFest“, in deren Umfang es auch möglich ist, Netflix am Wochenende frei zu empfangen. Weitere Discounts und Angebote sollen ebenfalls Bestandteil sein. Das Ganze soll insbesondere helfen, endlich den Abstand zu den beiden Marktführern Amazon und Disney zu verkürzen. Diese dürften in Indien zum Ende des Jahres bei 17 Millionen Nutzern (Amazon) bzw. mehr 22 Million) Disney) liegen. Für Netflix wird geschätzt, dass man nur rund 5 Millionen Abonnenten zum Jahresende hat.

Dabei ist klar: Seit der europäische und amerikanische Markt nahezu gesättigt sind, wird Netflix nur noch auf den ausländischen Märkten signifikantes Wachstum generieren können. Und das bedeutet angesichts der härter gewordenen Konkurrenz auch wesentlich mehr Marketing-Einsatz. Ich sehe zwar Netflix nach wie vor als Gewinner der Corona-Krise an. Doch die jüngsten Zweifel an der Wachstumsdynamik haben die Aktie kräftig unter Druck gebracht. Hier muss man erst mal schauen, ob die Ansätze für einen erneuten Rebound zumindest in Richtung des oberen Widerstandes bei rund 560 Dollar auch Bestand haben. Aktuell beobachte ich vorerst nur weiter.

Boeing bleibt ein schwieriges Pflaster. Nachdem wir gestern an dieser Stelle berichten konnten, dass Ryanair seine bisherige Stellung für das Modell 737 Max um gleich 75 Maschinen auf 210 Flugzeuge aufgestockt hat, hatten wir ja wieder die Aktie zum Kauf empfohlen. Heute geht es dagegen wieder leicht abwärts, weil Boeing mitteilte, die Produktionsrate seines Langstreckenjets 787 Dreamliner wegen weiterhin geringer Nachfrage noch mehr zu drosseln. Es bleibt also hü und hott. Allerdings ist die aktuelle Nachricht auch nicht mehr ganz so überraschend. Denn die Zeiten der Riesen-Flugzeuge scheint vorerst vorbei zu sein. Die Airlines setzen derzeit eher auf mittlere Kapazitäten und vor allen Dingen auf mehr Treibstoff-Effizienz. Da hat der Dreamliner zwar durchaus auch etwas zu bieten, scheint allerdings von der Größenordnung derzeit einfach am Markt vorbeizugehen. Wir bleiben aber bei Boeing investiert.

Und noch eine Schrecksekunde für alle Anhänger von Cannabis-Aktien. Denn ein Analyst der (mir unbekannten) GLJ Research ist überhaupt nicht gut auf Aurora Cannabis zu sprechen. Er hält es sogar für wahrscheinlich, dass die Aktie noch weiter fällt und sieht hier, um es dann auch publikumswirksam zu machen, ein Kursziel von möglicherweise NULL Dollar. Was sich hinter dieser Einschätzung verbirgt: Er glaubt, dass die Anleger hier zu viel Hoffnung auf den Regierungswechsel in den USA legen. Auch unter einem Präsidenten Joe Biden dürfte es nicht zu einer großen Legalisierungskampagne für Cannabis kommen. Ganz abgesehen davon, dass die kanadische Aurora Cannabis selbst bei einer Legalisierung derzeit nicht in der Lage wäre, diese zu nutzen, weil sie nicht legal in den USA operieren könne.

Auch wenn ich nicht ganz so in der Materie drinstecke, gibt es sicherlich einige interessante Ansätze mit CBD-Produkten (also ohne das high-machende THC). Ob daraus der von manchen prognostizierte Multi-Milliardenmarkt werden kann, bliebe abzuwarten. Jedenfalls gibt es aus meiner Sicht derzeit weitaus lohnender Anlageobjekte als ausgerechnet Cannabis-Aktien.

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