Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit MTU Aero Engines, Varta, Alphabet, Tyson Foods, Carnival, Zoom und Nio

Guten Abend,

der Apfel kennt kein Halten mehr. Nach den überzeugenden Zahlen der Vorwoche und der Aussicht auf einen Aktiensplit, springt Apple in Höhen, welche auch einen hartgesottenen Optimisten wie mich vorsichtig werden lässt. Mit dem Jungs aus Cupertino werden wir uns hier also noch gesondert beschäftigen, aktuell gilt unsere Aufmerksamkeit dem unmittelbaren Ausblick per Ende September.

Das Weiße Haus und die Demokraten befinden sich in einer Sackgasse wegen des zu erweiternden Arbeitslosengeldes, das im März eingeführt wurde und am Freitag abgelaufen ist. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte gegenüber ABCs „Diese Woche“, dass die Demokraten dafür sind, eine wöchentliche Zahlung von 600 Dollar über der regulären Arbeitslosenversicherung aufrechtzuerhalten.

Die Republikaner haben indes vorgeschlagen, die Zahlungen um einen niedrigeren Satz von 200 Dollar pro Woche zu verlängern. Mark Meadows, der Stabschef des Weißen Hauses, sagte gegenüber CBS „Face the Nation“, er sei nicht „optimistisch, dass es in naher Zukunft eine Lösung geben wird“. Das wäre jetzt wirklich schlechtes Timing, denn was die Märkte benötigen, sind klare Ansagen, ob und wie die Wirtschaft weiterhin gestützt wird. Fällt diese weg, entstehen neue Fragezeichen. Ich hoffe mal sehr, dass hier nicht Politik auf den Rücken der Bürger betrieben wird!

Microsoft bestätigt derweil, dass Gespräche über den Kauf von TikTok in den USA geführt wurden, obwohl Donald aufgrund von Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Beziehungen seiner Muttergesellschaft zu China mit dem Verbot der Social App droht. Das ist schon spannend: Der Präsident droht mit Abschaltung, aber Microsoft lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und möchte auf der Erfahrung aufbauen, die TikTok-Benutzer derzeit lieben. Die Bedingungen eines möglichen Geschäfts wurden weder von Microsoft noch von TikToks chinesischem Eigentümer ByteDance bekannt gegeben, aber Microsoft hat festgehalten, dass die Gespräche bis zum 15. September beendet werden sollen. Aha?

Die Lage auf einen Blick:

DAX: Nach den -4% der Vorwoche geht es nun wieder nach vorne. Mit dem Rückenwind aus den neusten Industriedaten aus dem Euroraum sowie die positiven Impulse seitens der Wall Street gibt es m.E. nun einen weiteren Anlauf. Mittlerweile fühlt sich das an wie vier Schritte vorwärts, drei zurück, also immer langwieriger. Das ist natürlich OK für mich, auch wenn es mir etwas schwerfällt, mich in Geduld zu üben. Wichtig: Es gab nach den Verlusten der Vorwoche keine Anschlussverkäufe, also ist das Kaufinteresse weit höher als der Wunsch nach einer Korrektur.

Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Alles wartet auf Washington. Beide, die Republikaner als auch die Demokraten, wären gut beraten, wenn sie sich nicht allzu viel Zeit lassen mit der Frage, wie hoch denn nun der wöchentliche Scheck an die krisenbedingten Arbeitslosen sein soll. Immerhin geht es hier um den amerikanischen Konsumenten, dem wichtigsten Baustein und Indikator für die US-Wirtschaft. Ihn vor den Wahlen zu vergraulen, ist keine gute Idee.

Heute auf der Agenda:

MTU steht heute schwer unter Druck. Als Begründung wurde auf dem Parkett herumgereicht, dass das enttäuschende operative Ergebnis im zweiten Quartal wohl für schlechte Stimmung sorgt. Das ist schon recht merkwürdig, denn der Einbruch des Flugverkehrs während der Krise hat dem Triebwerksbauer wenig überraschend ein insgesamt schwaches zweites Quartal eingebrockt.

No surprise! Am Freitag hatte ein neuer Ausblick die Aktien sogar noch gestützt und wir alle wissen: Der Ausblick ist wesentlich wichtiger als die Vergangenheit! Analysten hatten beim Umsatz einen noch stärkeren Einbruch erwartet, also muss ich davon ausgehen, dass wir hier einen Fall von Sell on good news haben!

Bei Varta läuft es dagegen richtig rund, nachdem der Patentstreit mit Samsung beigelegt werden konnte. Im Gegenteil: Die Aussichten auf solide Geschäfte mit Samsung (wiederaufladbare Batterien der Headsets) hat den Kurs bis auf 100,30 Euro geschoben, und damit notieren die Papiere unverändert in der alten Spanne zwischen 90 und 110 . Varta-Chef Herbert Schein zeigte sich in einem FAS-Interview vom Sonntag denn auch sehr optimistisch, was die Perspektiven des Unternehmens betreffen. Das Interview hat auch mir gefallen, insbesondere in der Frage der Anwendung neuer „wearables“ für die Zukunft. Der Mann denkt weit, sehr gut! Ich kaufe und erwarte Kurse um 200 Euro per Ende 2021!

Kurz von der Wall Street:

Die Google-Einheit von Alphabet wird 450 Millionen Dollar für einen Anteil von 6,6% an ADT investieren. Dies ist Teil einer Partnerschaft, bei der ADT seinen Kunden die Nest-Smart-Home-Geräte von Google anbietet. Jedes Unternehmen wird außerdem 150 Millionen Dollar für die Erweiterung des Produkt- und Serviceangebots bereitstellen. Hört sich gut und schlüssig an, also kann ich weiter halten.

Tyson Foods meldete einen Quartalsgewinn von 1,40 Dollar je Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 94 Cent pro Aktie. Der Umsatz blieb allerdings hinter den Prognosen der Wall Street zurück, da die Verkäufe von Rind- und Schweinefleisch zweistellig zurückgingen. Unabhängig davon ernannte Tyson den Firmenpräsidenten Dean Banks zum Nachfolger von Noel White als CEO mit Wirkung zum 3. Oktober. Tyson gehört zu den großen Klassikern und der Chart gefällt mir auch. Oberhalb von 65 Dollar kann gekauft werden.

Carnival verschob den geplanten Start der Kreuzfahrten durch seine AIDA-Kreuzfahrtabteilung, während er auf die Genehmigung der italienischen Regierung zur Wiederaufnahme der Überfahrten wartet. Reisen, die zwischen dem 5. und 12. August geplant waren, wurden abgesagt. Ok, wieder eine Runde abwarten und ich bin ja auch ein geduldiger Mensch. Spätestens bei 11 Dollar geh ich wieder voll rein und kaufe nach!

Zoom wird den Verkauf von Produkten direkt an Kunden auf dem chinesischen Festland einstellen. Laut einer Meldung durch CNBC wird Zoom am 23. August mit der neuen Richtlinie beginnen und Dienstleistungen in China nur über Partner von Drittanbietern anbieten. Drittanbieter? War das nicht das Un-Wort bei Wiredreck? Oh nein, bitte keine neuen Intransparenzen in neuen Geschäftsmodellen!

Nio lieferte im Juli 3.533 Fahrzeuge aus, mehr als das Vierfache des chinesischen Elektrofahrzeugherstellers vor einem Jahr. Nio sagte auch, dass es in der Lage sein würde, seine Produktionskapazität signifikant zu erhöhen, um höhere Lieferungen im laufenden Quartal zu unterstützen. Das erinnert mich alles ein wenig an Tesla vor vier Jahren! Deshalb sage ich hier immer wieder: kaufen, liegenlassen, abwarten!

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