Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Sartorius, Teamviewer, Logitech, Procter & Gamble, IBM, Philip Morris und Moderna
Guten Abend,
die Frist für ein Konjunkturpaket vor den Wahlen, welches von Millionen Amerikanern händeringend benötigt wird, läuft ab. Das Hin und Her hat die Märkte zwar fest im Griff, aber auch wenn am Mittwoch kein Deal zustande kommt, werden die Kurse das verkraften. Das liegt daran, dass die meisten Ökonomen davon überzeugt sind, dass ein Konjunkturpaket für den nächsten US-Präsidenten unvermeidlich sein wird.
Technologiewerte sind wohl am wenigsten besorgt über den Zustand von Politik und Wirtschaft. Einige da draußen erzählen uns jedoch immer wieder, dass die besten Gewinne bereits erzielt wurden und Anleger sollten zumindest einen Teil ihres Geldes in ungeliebte und günstigere Aktien umwandeln, auch wenn Tech-Aktien weiterhin der Schwerkraft trotzen. Wir gehen indes davon aus, dass die Technologie auch weiterhin robuste Ergebnisse liefern wird und deren starke Ertragslage einer der Gründe für unsere konsequente optimistische Haltung gegenüber dem Sektor bleibt. Warum?
Ganz einfach. Weil diese Zyklen gerade erst begonnen haben und durch die Pandemie nicht geschwächt werden, sondern gestärkt. Zwar werden Gruppenrotationen in zyklische Werte über die kommenden Monate hier die Dynamik abbremsen, aber keinesfalls zum Stillstand bringen. Der Herbst und der Winter werden noch dunkel und kalt, aber 2021 wird vieles heller, ihr werdet es sehen.
Die aktuelle Lage:
DAX: Der Markt hofft auf den gesunden Menschenverstand. Denn das, was die Politiker unterschiedlicher Farbgebung von sich geben, kann von keiner Börse ordentlich eingepreist werden. Mit jedem Tag wird die Lage unklarer und zerrissener, umso mehr, als sich jetzt auch Beamte aus dem Gesundheitswesen zu Wort melden, wie z.B. der amtierende Leiter des Bayrischen Gesundheitsamtes, der Söder auf schärfste kritisiert. Streit auf bayrischer Beamtenebene mitten in der Krise ist keine vertrauensbildende Maßnahme. Der DAX hängt also zwischen Baum und Borke und ich rate allen Anlegern, weiterhin auf Distanz zu bleiben.
Wall Street: Google wird also von der US-Justiz verfolgt: Google steht vor seiner ersten Kartellklage durch die US-Regierung, da das Justizministerium seine Absicht bekannt gab, Anklage gegen den Technologieriesen zu erheben. Elf republikanische Generalstaatsanwälte haben sich dem Department of Justice als Kläger angeschlossen. Das Such- und Werbegeschäft von Google stellt sich dabei als zentrales Interessensgebiet für Kartellbehörden heraus. Das sollten wir genau beobachten, denn offenkundig entwickelt sich hier eine klare Front zwischen den High-Techs und Washington, die es in sich hat.
Heute auf der Agenda:
Sartorius profitiert weiter von guten Geschäften in der Pandemie. Der Pharma- und Laborausrüster blickt nach einem starken Wachstum in den ersten neun Monaten in puncto Umsatz und Profitabilität nun auch optimistischer auf das Gesamtjahr. So soll der Umsatz leicht über der zuletzt anvisierten Spanne von 22 bis 26 % Wachstum liegen. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge erwartet das Management nun bei rund 30 %. Im dritten Quartal zog der Erlös um 35,1 % auf 623,2 Millionen Euro an. Das operative Ergebnis wuchs gar um 58,1 % auf 195,1 Millionen Euro. Unter dem Strich entfällt also auf die Aktionäre ein Gewinn von 68 Millionen Euro – ein Plus von rund 75 %. Damit findet der Break als auch der Pullback die finale Bestätigung. Und mit Pharma und Labor lässt sich m.E. in diesen und kommenden Zeiten weiter Geld verdienen. Blöd nur, dass das Papier schon recht teuer ist! Ich kaufe nicht, rate aber zum Halten.
Bei Teamviewer wird weiter Kasse gemacht! Und zwar seitens Permira. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Börsengang verkauft der Finanzinvestor weitere Anteile und nimmt damit fast eine Milliarde Euro ein. Damit summieren sich die Erlöse aus Aktienverkäufen durch den Börsengang auf etwas mehr als 4,8 Mrd. Euro. Permira hatte Teamviewer vor sechs Jahren für rund 870 Millionen Euro gekauft und im Herbst 2019 an die Börse gebracht. Da werde ich sofort misstrauisch, denn wenn die Story von Teamviewer noch nicht vorbei sein soll, warum wird dann verkauft? Ich mag es nicht, wenn Erstinvestoren im großen Stil Kasse machen und die Zeichner des Börsengangs ihrem Schicksal überlassen. Außerdem gefällt mir das technische Bild der Aktie nicht mehr so ganz: halten die 40 Euro nicht, geht es munter weiter runter bis auf min. 33 Euro. Mein Rat: Stoppkurs bei knapp unter 40 Euro.
Logitech verdiente im letzten Quartal 1,87 Dollar pro Aktie und lag damit deutlich über der Konsensschätzung von 57 Cent pro Aktie. Auch der Umsatz hat die Erwartungen deutlich übertroffen. Die Zunahme von Fernarbeit und Schulung trug dazu bei, den Verkauf von Computerperipheriegeräten wie Mäusen und Tastaturen von Logitech anzukurbeln. Super Firma, super Aktie, aber mittlerweile mir zu weit und zu heiß gelaufen. Nur halten!
Kurz von der Wall Street:
Procter & Gamble verdiente im letzten Quartal 1,63 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 1,42 Dollar pro Aktie. Die Einnahmen lagen ebenfalls über den Prognosen der Wall Street. P&G erhöhte auch seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr angesichts der gestiegenen Nachfrage nach Haushaltsprodukten. Was für eine Aktie! Jede der sie hat, hält dran fest, jeder der sie nicht hat, kauft bitte nur an schwachen Tagen, auch wenn es davon bei P&G nur wenige gibt.
Philip Morris übertraf die Schätzungen um 6 Cent pro Aktie mit einem Quartalsgewinn von 1,42 Dollar pro Aktie. Der Umsatz lag ebenfalls über den Schätzungen, was durch einen Umsatzsprung des elektronischen Zigarettensystems IQOS unterstützt wurde. Philip Morris hob auch seine Jahresprognose an. Schön und gut, aber ich kaufe nichts mehr was raucht, verbrennt oder nach Öl und Tabak stinkt! Und so schön die Ergebnisse auch sind: auch die Börse hatte heute keine Lust, drauf zu setzen.
IBM meldete einen Quartalsgewinn von 2,58 Dollar je Aktie, der den Prognosen der Wall Street entspricht. Der Umsatz lag aufgrund der höheren Nachfrage nach Cloud-Diensten leicht über den Schätzungen. Die Aktie geriet jedoch unter Druck, nachdem IBM aufgrund von Unsicherheiten im Zusammenhang mit Pandemien die Veröffentlichung eines Ausblicks für das laufende Quartal abgelehnt hatte. Und das ist der Fehler! Keiner interessiert sich für die Vergangenheit, sondern nur für das, was das Management erwartet! So wird das nix mit dem Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung. Kein Kauf. Noch nicht!
Stephane Bancel, CEO von Moderna, sagte auf einer Konferenz des Wall Street Journal, dass der Covid-19-Impfstoffkandidat des Arzneimittelherstellers im Dezember von der Food and Drug Administration eine Notfall-Genehmigung erhalten könnte, abhängig von den Ergebnissen, die im nächsten Monat aus einer großen klinischen Studie erwartet werden. Äh, was für ein Notfall soll das denn sein? Nur halten!
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