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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Schaeffler, Grenke Leasing, Lennar, Amazon, Sony, Nvidia, und Nikola

Guten Abend,

der September bietet zwei äußert spannende Termine: sowohl Apple als auch Tesla präsentieren Neuigkeiten welche die Fantasie weckt. Korrekturen im Umfeld leicht euphorischer Stimmung sind schwierig. Aber dennoch notwendig.

Wie unterschiedlich die Ausgangslage an den Märkten ist, zeigt die Art und Weise wie sich DAX und Wall Street zueinander bewegen. Schwache Tage in den amerikanischen Indices spiegelt der DAX ebenso wenig wieder wie feste Tage, zum Beispiel heute. Das ist meines Erachtens ein eindeutiges Zeichen dafür, dass zwei gänzlich unterschiedliche Käufer/Verkäuferschichten hier agieren. In Frankfurt eher die langfristig orientierten institutionellen Anleger, an der Wall Street, insbesondere im Nasdaq und S&P500, die kurzfristig ausgerichteten Privatanleger bzw. Spekulanten. Das erschwert eine Trend Aussage, weil die eine Gruppe mit der anderen herzlich wenig zu tun hat. Wer hier wo investieren möchte, das ist tatsächlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wer es ein bisschen turbulenter haben möchte, für den ist die Wall Street das perfekte Paket. Wer eher konservativ denkt, dem empfehle ich diesseits des Atlantiks zu bleiben. Optimal ist wahrscheinlich eine Mischung, je nach Risikoneigung. Ich persönlich würde es 20 zu 80 zugunsten der Wall Street haben wollen.

Das es aber auch hier heiß her gehen kann, zeigt die Schlagzeile um Grenke Leasing. Derselbe Shortspekulant der seinerzeit gegen Wirecard mächtig trommelte, schießt sich nun auf das etablierte Mittelstands Unternehmen ein, mit ähnlichen Betrugsvorwürfen wie seinerzeit. Ich finde das schon bemerkenswert, und bin seit dem Fall Wirecard da etwas vorsichtiger in einer frühzeitigen Wertung bzw. Urteil. Fakt ist nämlich, die Angelsachsen sind ungewöhnlich gut informiert. Woher, das weiß niemand. Ob also an den Vorwürfen etwas dran ist, bleibt abzuwarten, aber ich rate hier zur hohen Wachsamkeit. Erinnern wir uns wie wir seinerzeit die Vorwürfe gegen Wirecard gehandhabt haben! Wir haben die Londoner verflucht und egoistische Beweggründe vermutet. Was natürlich auch stimmt, aber das ist eben nur eine Seite der Medaille. Diese Adressen sind einfach erstklassige Spürhunde, wenn es darum geht Missstände aufzuspüren und zu Geld zu machen. Ich halte mich hier also neutral, und ziehe es vor in Grenke Leasing erst einmal nicht investiert zu sein. Nicht weil ich dem Unternehmen nicht traue, sondern weil ich keine Lust habe wieder auf der falschen Seite erwischt zu werden.

Die aktuelle Lage:

DAX: Neben der auffallenden Lethargie im Index ist auch das relativ schwache Handelsvolumen auffällig. An manchen Tagen werden nur 50-60 Millionen Stück gehandelt, obwohl die Ferien zu Ende sind. Üblicherweise beträgt das durchschnittliche Handelsvolumen bei ca. 100 Millionen Stück. Auch ist nicht erkennbar, dass das Handelsvolumen größer ausfällt, wenn die Kurse steigen, als umgekehrt. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass am kommenden Hexensabbat eine kleine Bereinigung am Terminmarkt stattfinden wird. Immer am dritten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember laufen weltweit die Termingeschäfte aus.  Kommenden Freitag ist es wieder soweit. Die Erfahrung zeigt, dass in den Tagen vor diesem Termin eine Trend Aussage nicht sonderlich zielführend ist. Also warte ich einfach die kommende Woche ab.

Wall Street: allen drei Indices geht die Puste schon wieder aus. So scheint es jedenfalls, aber auch hier sollten wir den Verfallstermin nicht unterschätzen, gerade in diesen Zeiten wo Bullen und Bären sich mächtig ins Zeig legen ihre Argumente aufs Parkett zu drücken. Apple sort sich für etwas bessere Stimmung, aber ob das reicht? Wir werden sehen. Ich sehe für diese Woche im Moment keinen weiteren Handlungsbedarf – konzentriert euch auf die Einzelstories und schielt nicht jeden Tag auf den Indexstand!

Heute auf der Agenda:

Der Automobilzulieferer Schaeffler schafft sich den Spielraum für eine weitere Liquiditätsbeschaffung. Um die Voraussetzung für den geplanten Konzernumbau zu ermöglichen, wurde auf der Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung um mehr als 1 Milliarde € beschlossen. Diese erfolgt durch die Ausgabe von bis zu 200 Millionen Stück neue Aktien. Die Stimmrechte liegen allesamt bei der Familie Schäffler. Damit sind zumindest eine Option und Flexibilität geschaffen, aber noch nichts umgesetzt. So wie alle anderen deutschen Automobilkonzerne, steckt auch Scheffler inmitten eines tiefgreifenden Umbauprozesses. Dieser erfordert hohe Investitionen, und ein Drehen an der Kostenschraube. Zuletzt war das Unternehmen in die Schlagzeilen geraten als es bekannt gegeben hat bis 2022 an den deutschen Standorten rund 4400 Stellen seiner weltweit mehr als 80.000 Stellen abzubauen. Auch wenn das Unternehmen damit richtig entscheidet, hat die Börse mit den Zukunftsaussichten so ihre Probleme. Denn auch bei Schäffler muss noch bewiesen werden, dass das Unternehmen den Wandel vom verbrenne zur E-Mobilität nicht verschlafen hat. Mein Vorschlag: auf die Beobachtungsliste damit und setzt sich die Bodenbildung zwischen sechs und acht Euro fort, könnte es im kommenden Jahr zu einem spannenden Turnaround werden, mit einem Kurspotenzial von sicherlich mehr als 100 %!

Kurz von der Wall Street:

Nvidia stiegen erneut, nachdem Needham Research das Kursziel von 600 Dollar auf ein „Streethigh“ (höchstes Kursziel für diese Aktie an der Wall Street) das 700 Dollar angehoben hatte. Begründung: die Übernahme von Arm durch Nvidia könnte den Gewinn im Jahr 2022 möglicherweise um 1,20 bis 1,65 Dollar pro Aktie steigern. Das stimmt, und Nvidia ist in der Tat komplett neu einzuschätzen. Wohin diese Reise geht weiß ich auch nicht, aber ich denke wer hier nicht dabei ist wird eines Tages seine Zurückhaltung teuer bezahlen.

Die Aktien des Wohnungsbauunternehmens Lennar sacken ab, obwohl Gewinne und Umsätze gemeldet wurden, welche die Prognosen der Analysten übertrafen. Lennar verdiente 2,12 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 5,87 Mrd. Dollar. Laut Refinitiv erwartet die Wall Street einen Gewinn von 1,55 Dollar je Aktie bei einem Umsatz von 5,48 Mrd. Dollar. Das Unternehmen sagte, dass der durchschnittliche Verkaufspreis für Eigenheime im vierten Quartal des Geschäftsjahres voraussichtlich sinken wird. Ach ja? Hm, die Häusermarkt-Statistiken sagen etwas anderes aus. Ich rate hier mal dazu, nicht auf Top-Niveau zu kaufen!

Amazon.com legt wieder deutlich zu, nachdem eine neue Einkaufsplattform namens „Luxusgeschäfte“ angekündigt wurde. Das High-End-Einkaufserlebnis wird am Dienstag auf Einladung in der Amazon-App verfügbar sein. Oscar de la Renta ist das erste Geschäft mit seinen Kollektionen vor Herbst und Herbst / Winter 2020. Amazon für Reiche? Keine schlechte Idee! Denn seit der Pandemie hat auch die Schickeria Schiss vorm Einkaufen in der City.

Sony gaben im Premarket-Handel nach, nachdem bekannt wurde, dass die Produktionsziele für die kommende Playstation 5 aufgrund von Problemen mit den Chips der Konsolen um 20% gesenkt wurden. Verdammt schlechtes Timing, so kurz vor Weihnachten! Hoffentlich geht das nicht was schief! Fällt der Kurs unterhalb der Breaklinie vom Juli gibt’s erst einmal was auf die Mütze! Kein Kauf!

Nikola – Die Aktien des Herstellers von Elektrofahrzeugen stehen wieder runter Druck nachdem aus einem Bericht von Bloomberg News hervorgeht, dass die SEC die Behauptungen des Leerverkäufers Hindenburg Research über das Unternehmen untersucht. In einer Erklärung vom Montag sagte Nikola, sie habe die SEC letzte Woche „proaktiv kontaktiert und informiert“ und „die Beteiligung der SEC in dieser Angelegenheit begrüßt“. Naja, das hat dieser Braun von Wirecard damals auch immer von sich gegeben. Ich bleibe dabei: Ich würde gern mal einen Truck fahren sehen, und nicht nur rollen, sondern richtig lang und weit fahren – so wie das alle Trucks machen!