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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Tesla-Blase, Delivery Hero, Coty, Tiffany, Abbot Labs, NetApp & Spunk

Guten Abend,

Tesla verbrennt Gummi, und zwar richtig. Nicht beim Beschleunigen auf der Straße, sondern auf dem Parkett! Das erfreut diejenigen die Tesla im Depot haben. Aber das Ganze schaukelt sich gefährlich hoch. Gut möglich das Tesla ein Auslöser für eine Tech-Korrektur wird!

Aktuell: Die Aktie legte schon am Mittwoch um mehr als 6% zu, nachdem Jefferies das Kursziel auf 2.500 Dollar angehoben hatte, und damit deutlich höher als der aktuelle Kurs von 2.153 Dollar. Heute nochmals 5%. Die Kurszielerhöhung erfolgt auch nach einem Anstieg von mehr als 400% allein in diesem Jahr. Begründung: langfristiges Potenzial. Schön und gut, stimmt auch. Aber Fahnenstange? Was geht hier eigentlich ab?

Fakt ist mittlerweile, die Aktie übertrifft sich selbst. Sie befindet sich nach allem Ermessen in einer Blase und ich bin definitiv kein Tesla-Kritiker. Ganz im Gegenteil! Ich bin sogar ein großer Fan des Unternehmens und fahre selber einen. Und vor 15 Monaten, als die Aktie unter 190 Dollar notierte, sagte ich allen meinen Lesern: „Sichern Sie sich einen LKW und kaufen Sie mit beiden Händen!“. Und auch mein Kursziel von 4.000 ändere ich nicht. Aber nicht vor 2025!

Seitdem ist sie um 1.103% gestiegen, was natürlich teilweise auf eine Reihe von positiven Quartalergebnissen beruht sowie der daraus entstandenen Gunst bei Privatanlegern. Und selbstverständlich räume ich dem Unternehmen langfristig noch sehr viel Potenzial ein, denn Tesla macht alles richtig was andere bislang falsch machen. Wir haben das alles hier schon mehrfach kommentiert. Aber es geht nicht um das Unternehmen oder um die Autos, es geht um den Kurs.

Wir sollten uns einmal daran erinnern, dass auch Amazon im Jahr 2000 in einer Blase war. Sie stürzte mit dem Platzen der dot.com Blase ab und fiel um 90%. Nun glaube ich sicher nicht, dass Tesla um 90% fallen wird – aber Amazon stürzte obwohl das Unternehmen weiterhin jedes Jahr wuchs. Und 10 Jahre später regiert Amazon quasi „die Welt“. Selbst wenn Tesla eines Tages also auch „die Welt regieren wird“, bedeutet das nicht, dass die Aktie zeitgleich nicht wesentlich fallen kann, vor allem wenn sie so überkauft ist wie jetzt. Nochmal Amazon: der Aktienkurs brauchte 10 Jahre ehe er wieder das alte Hoch erreichte! Und das inmitten eines stetigen und beeindruckenden Wachstums des Unternehmens.

Tesla notiert mit einem 165-fachen KGV, also weit über dem 31-fachen Nasdaq 100 ETF. Es dürfte mit Abstand die teuerste und überbewertete Aktie am Markt sein. Und auch wenn die kommenden Zahlen (Ende Oktober) wieder belegen das Tesla alles richtig macht, wird auf dem Parkett schon jetzt die Zukunft in 5-10 Jahren eingepreist: 400 Mrd. Dollar Börsenwert aktuell, bei 2.500 Dollar wären es schon 1 Billion Dollar mit einem Umsatz von vorrausichtlich 26 Mrd. Dollar für dieses Jahr. Das ist fast das 38fache des Umsatzes! Puh..

Technisch zudem bei Tesla: Die Aktie hat in den letzten 10 Jahren durchschnittlich zwei Korrekturen von 20% bis 50% pro Jahr erlebt. Bisher gab es dieses Jahr nur eine und ich bin mir ziemlich sicher, dass es bald noch eine geben wird. Mein Tipp: nach dem Aktiensplit. Und dann bin ich gespannt…

 

Die Lage auf einen Blick:

Dow Jones, S&P500 und Nasdaq: Die Federal Reserve kündigte am Donnerstag eine umfassende Änderung ihrer Politik an und erklärte sich bereit, die Inflation heißer als normal laufen zu lassen, um den Arbeitsmarkt und die Gesamtwirtschaft zu unterstützen. Künftig soll es also nur im Durchschnitt 2% Inflationsziel geben. In der Praxis bedeutet der Schritt, dass die Fed weniger geneigt ist, die Zinssätze zu erhöhen, wenn die Arbeitslosenquote sinkt, solange sich die Inflation nicht ebenfalls erhöht. Zentralbanker haben traditionell den Standpunkt, dass niedrige Arbeitslosigkeit zu gefährlich höheren Inflationsraten führt, und sie haben sich präventiv bemüht, dies zu verhindern.  Nun also anders. Das setzt den Dollar unter Druck, beflügelt aber die Wall Street, insbesondere den Dow Jones heute. Umgekehrt:

DAX: Der DAX verliert sofort im Nachmittagshandel da ein starker Euro nicht unbedingt dazu beiträgt die export-lastigen Europäer zu entlasten. Das könnte also zu einem interessanten Verlauf zum Wochenende hinführen, wenn die Wall Street steigt und der DAX weiter fällt. So eine „Schere“ hatten wir schon einmal und die Frage lautet dann: wie lange läuft sie und wann und wie wird diese geschlossen?

Heute auf der Agenda:

Delivery Hero hat die vollständigen Ergebnisse für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres veröffentlicht und wieder einmal einen enormen Verlust ausgewiesen. Für die ersten sechs Monate wurde ein Nettoverlust in Höhe von 443,2 Mio. Dollar ausgewiesen, der sich damit zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat und knapp die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Noch hübscher: Zum 30. Juni 2020 standen dem Unternehmen durch die Ausgabe neuer Anleihen liquide Mittel in Höhe von knapp 2,58 Mrd. Dollar zur Verfügung. Was für ein vielversprechender Auftakt für unseren DAX-Neuling! Und dann glatte -5% im Kurs, logisch. Was mich wirklich stört: kein Wort darüber wird verloren wie denn nun in Zukunft Gewinne angepeilt werden. Urteil: packe ich solange nicht an wie diese Frage hinreichend beantwortet ist!

Kurz von der Wall Street:

Der Luxusgüterhändler Tiffany meldete ein gemischtes Quartal mit einem Umsatz, der unter den Prognosen lag, dessen Gewinn jedoch die Schätzungen der Analysten übertraf. Die Ergebnisse von Tiffany wurden durch eine Umsatzverbesserung in China unterstützt, und das Unternehmen sagte, dass sich die globalen Umsatztrends im laufenden Quartal weiter verbessern. Der Umsatz in vergleichbaren Filialen ging gegenüber dem Vorjahr um 24% zurück, verglichen mit dem von FactSet befragten Analysten erwarteten Rückgang von 16,9%. Nur wenige Menschen haben dezeit Lust auf Luxus! Geld gehört nicht geparkt, sondern investiert, also: verkaufen! Das gilt auch für:

Der Kosmetikhersteller Coty meldete für das vierte Quartal des Geschäftsjahres einen Verlust von 46 Cent pro Aktie, der über den von Wall Street-Analysten erwarteten Verlust von 12 Cent liegt. Der Umsatz lag ebenfalls deutlich unter den Prognosen. Coty sagte, das Quartal und das gesamte Geschäftsjahr seien stark von der Pandemie betroffen gewesen, rechne jedoch für das laufende Quartal mit einer deutlichen Verbesserung. Aha? Der Kurs sagt etwas anderes aus!

Der Discounter Dollar General verdiente im letzten Quartal 3,21 Dollar pro Aktie, verglichen mit einer Konsensschätzung von 2,44 Dollar pro Aktie. Der Umsatz lag ebenfalls über den Prognosen. Der Umsatz in vergleichbaren Filialen stieg um 18,8% und lag damit über dem von FactSet befragten Analysten erwarteten Anstieg von 14,9%. Dollar General kündigte außerdem eine Erhöhung seines Aktienrückkaufprogramms um 2 Mrd. Dollar an. Sowohl Dollar General als auch der Rivale Dollar General profitierten vom „pandemischen“ Einkauf für das Nötigste. Bingo! So bestätigt sich der Trend. Wer hat, der hält. Kaufen? Erst eine Korrektur abwarten!

Abbott Labs erhielt die Zulassung der Food and Drug Administration für einen Covid-19-Schnelltest, der von Angehörigen der Gesundheitsberufe und medizinischen Labors verwendet wird. Der tragbare Test kostet 5 Dollar und kann in 15 Minuten Ergebnisse liefern. Die Zulassung wurde im Rahmen des FDA-Programms zur Genehmigung der Notfallverwendung erteilt. Auch das passt ins Bild, und der Kurs spicht Bände. Hier auch: Halten, aber erst einmal nicht mehr zukaufen – schwache Tage abwarten!

NetApp meldete einen Quartalsgewinn von 73 Cent pro Aktie, verglichen mit einer Konsensschätzung von 41 Cent pro Aktie. Der Umsatz des Cloud-Speichersoftware-Unternehmens lag ebenfalls über den Prognosen der Analysten. Wie andere Unternehmen in diesem Sektor profitiert NetApp von dem durch Pandemien verursachten Anstieg des Cloud-Computing, da immer mehr Menschen remote arbeiten. Alle verdienen in der cloud, aber NetApp hinkt zu sehr hinterher. Es fehlt dem Markt noch an Vertrauen. Ich kaufe erst oberhalb von 50 Dollar.

Splunk entsprach den Prognosen der Analysten mit einem vierteljährlichen Verlust von 33 Cent pro Aktie, aber der Umsatz blieb hinter den Erwartungen zurück, als Splunk seine Verlagerung von lizenzierter Software zu einem Cloud-basierten Abonnementmodell fortsetzte. Hätte fast für einen Break gereicht, also abwarten ob er kommt, dann zuschlagen.