Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Tesla, LPKF, BioNtech, Deere, Footlocker und Alibaba
Guten Abend,
bei aller Freude über steigende Kurse, aber was wir gerade bei Apple und Tesla erleben bedarf einer Phase des Nachdenkens. Ja, beide Geschäftsmodelle stecken noch voller Überraschungen und Fantasie, aber nicht in Tagen, sondern in Jahren. Wenn die Kurse das alles jetzt schon einpreisen, was bleibt denn dann noch übrig?
Tesla ist nun 340 Mrd. Dollar „schwer“ und stellt damit alles in den Schatten was es jemals (!) im Autosektor gegeben hat. Wobei Tesla eben kein richtiger „Autohersteller“ ist, sondern ebenso ein Softwarehersteller wie auch ein Chiphersteller, Versorger und vielleicht bald auch Mobilitätsanbieter ist. Tesla ist etwas was es in dieser Form noch nie gegeben hat, und gerade deswegen fällt es so schwer den „Wert“ zu ermitteln. Es geht hier nicht um Stückzahlen oder um die Frage, ob die Autos gut sind oder nicht. Es geht um die Antwort auf die Frage wie wir alle in ein paar Jahren „unterwegs“ sein wollen. Das „E“ kommt, dürfte mittlerweile auch dem hartgesottensten Diesel-Fan einleuchten, auch wenn dieser es ums verrecken nicht zugeben wird. Aber schon bei VW wird jeder Mitarbeiter der künftig keinen E fährt, mit 15,- Abschlag vom Lohn bestrafft. Klare Signale. Und wer eins und eins zusammenrechnen kann, der kann sich leicht ausrechnen wieviel Tesla im Jahre 2025 unterwegs sein werden, wenn sämtliche sich im Bau befindlichen Fabriken erst einmal anlaufen. Gut möglich, das Tesla in absehbarer Zeit bei den aktuellen Wachstumsraten zum größten Automobilhersteller der Welt avanciert.
Alles gut, alles richtig, aber was also darf die Aktie kosten?
Unser Kursziel war immer 4.000 Dollar (ohne Aktiensplit). Aber erst im Jahre 2025! Doch bei dem aktuellen Aktientempo wäre der Kurs schon nächstes Jahr zu erwarten. Zu viel, zu schnell. Meine Erwartung: nach dem Aktiensplit kommt es zu einer Korrektur. Daher bitte noch einmal meinen Beitrag von gestern lesen!
Bei Apple ist es ähnlich. Zwei Billionen Dollar sind verdammt viel Holz für ein Unternehmen, welches sich gerade neu aufstellt, von einem reinen iphone Verkäufer, zu einem Dienstleister. Zwar sind es eben gerade wieder die iphone Perspektiven, welche den Kurs anschieben, aber auch hier gilt: too much too fast. Und wir alle wissen wie so etwas endet.
Fazit: Wer drin ist genießt jeden Dollar Gewinn, sollte aber cool bleiben und wissen das die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Wer nicht drin ist, sollte sich nicht grämen, sondern auf Gewinnsicherungen und somit schwache Wochen warten. In der Zwischenzeit gibt es ausreichend andere Stories.
Die Lage auf einen Blick:
DAX: Ist ist nicht zu schaffen, egal wie viele Anläufe es gibt. Das sollte uns allen zu denken geben, den auch wenn die Kurse gefühlt nach oben „wollen“, sind die Widerstände aus dem allgemeinen Umfeld wohl noch zu groß. Das bedeutet nichts anderes als das es am Momentum fehlt. Und dieses Momentum kann eigentlich nur entstehen wenn es 1.) eine entsprechend befreiende Nachricht gibt, oder 2.) der Mark noch einmal aus niedrigeren Höhen Anlauf nimmt. Dafür wäre also eine Korrektur notwendig. So wie es aussieht werden wir wohl eine solche benötigen.
Dow Jones, S&P500 und Nasdaq: Beim S&P500 hat der Kampf um die Spitze begonnen. Noch immer ist völlig unklar, wohin das technische Signal gehen wird: Break oder Double Top? Und solange das nicht eindeutig ist, scheu ich vor neuen Überlegungen zurück. Denn tatsächlich stehen die Chancen 50:50, was eher ungewöhnlich ist, aber vor dem Hintergrund der Rally seit März auch logisch. Tatsächlich wäre auch beides zu ertragen, denn steigende Kurse finden wir alle gut, und günstige Einkaufskurse ebenfalls! Also brauchen wir gar nicht nervös zu werden, sondern verharren einfach der Dinge, die da kommen – so oder so, wir gewinnen! Ist eben manchmal mal so.
Heute auf der Agenda:
LPKF Laser spürt die Spätfolgen des Lockdowns und will mit einem Sparkurs und verlängerter Kurzarbeit auf Auftragsverschiebungen reagieren. Bis zum Jahresende soll zudem weiter an der Kostenschraube gedreht und die Lagerbestände signifikant reduziert werden. Außerdem wird die Kurzarbeit bis zum Jahresende fortgesetzt. Laut dem Mangemant, könnten Großaufträge in den Sparten Solar, Electronics und Kunststoffschweißen bis ins nächste Geschäftsjahr verschoben werden. Schon im ersten Halbjahr war im letzteren Segment ein Verlust von 1,5 Mio. Euro angefallen. Damit dürften in diesem Jahr wohl nur mit etwas Mühe schwarze Zahlen zu erwarten sein, aber mit 14 Mio. Euro Reserven und einer Netto-Cash-Position hat LPKF noch Zeit. Ergebnis: Abschlag im Kurs im schwachen Umfeld, aber noch kein Kauf!
Auch Pfizer und BioNtech kommen bei der Suche nach einem Impfstoff voran. Die beiden Partner teilen heute mit, dass neue Daten aus einer Studie der frühen Phase positiv ausgefallen waren. Beide planen die Zulassung frühestens im Oktober zu beantragen sofern die Ergebnisse dies zulassen. Bekommt das Produkt die Genehmigung erteilt, sollen bis Dezember weltweit bis zu 100 Millionen Dosen ausgeliefert werden. Bis Ende 2021 planen die beiden Unternehmen sogar mit rund 1,3 Milliarden Dosen. Der in Frage kommende Wirkstoff BNT162b2 wird seit Juli auch in einer Studie der Phasen 2 und 3 getestet, an der 30 000 Menschen teilnehmen. Das alles liesst sich eben genauso gut wie alle anderen Berichte zu diesem Thema, was meine Meinung unterstreicht, das es mit hoher Wahrscheinlichkeit eben etliche Anbieter geben wird die sich alle um den gleichen Markt reissen. Ich bin gespannt was für ein Preiskampf dies auslösen wird! Denn wer will schon 10,- Euro ausgeben wenn es auch 3,- Euro tun?
Kurz von der Wall Street:
Der Landmaschinenhersteller Deere meldete einen Quartalsgewinn von 2,57 Dollar je Aktie und lag damit weit über der Konsensschätzung von 1,26 Dollar je Aktie. Der Umsatz lag ebenfalls über den Prognosen der Wall Street, und Deere hob seinen Ausblick für das Gesamtjahr an, obwohl nach wie vor viele Unsicherheiten hinsichtlich der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Geschäft bestehen. Ist einer meiner Lieblinge, denn Deere kann mehr als nur Traktoren bauen. Es geht um „smart farming“, und da stehen wir alle erst noch am Anfang. Läuft zwar gerade auch etwas heiß, ist aber ein Kauf.
Foot Locker verdiente im zweiten Quartal 71 Cent pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 57 Cent pro Aktie. Der Umsatz lag über den Prognosen, da der Umsatz mit vergleichbaren Geschäften für den Sportschuh- und Bekleidungshändler um 18,6% zulegte. Foot Locker hat auch sein vierteljährliches Dividendenprogramm wieder aufgenommen. Foot Locker hatte in einem vorläufigen Bericht für das zweite Quartal am 10. August einen Quartalsgewinn von 66 bis 70 Cent pro Aktie prognostiziert. Neben Adidas, Nike und Puma gehört dieser Wert auch in eine „Post-Pandemie“ Strategie. Kurs kommt aber noch nicht voran. Abwarten auf eine Bodenbildung.
Die Aktien des chinesischen E-Commerce-Riese Alibaba zogen um mehr als 3% an, nachdem eine Vielzahl von Analysten ihre optimistischen Aussichten für das Unternehmen nach den Ergebnissen des ersten Geschäftsquartals am Donnerstag deutlich angehoben hatten. Der Analyst Scott Devitt schrieb beispielsweise, dass Alibaba im Jahresvergleich „beeindruckende F1Q-Ergebnisse erzielt hat, die weit über den Erwartungen liegen und den Umsatz um 34% steigern“. Stifel, Jefferies, Oppenheimer und Raymond James haben ihre Preisziele für Alibaba nach den Ergebnissen angehoben. Ergebnis: alle springen drauf! Aber ich bin ja schon drin, siehe gestern.
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