Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit TUI, AstraZeneca, Slack, United Airlines und Mastercard

Guten Abend,

Nach vier Handelstagen Korrektur bzw. knackige 10 % Abschlag im Nasdaq Index kam heute die erste Gegenbewegung. Sozusagen die Korrektur in der Korrektur und die Erfahrung zeigt: der Tennisballeffekt ist normal aber noch kein verlässliches Zeichen für eine Wende.

Denn auch wenn die Abschläge teilweise schon recht ordentliche Ausmaße angenommen haben und einige Milliarden an Marktkapitalisierung sich in Luft aufgelöst haben ist das bisherige Ausmaß der Korrektur im Vergleich zu dem was vorher in der Rallye stattgefunden hat er zu vernachlässigen:

Apple, welche am 19. August eine Marktkapitalisierung von 2 Billionen Dollar erreichte, ist in diesem Zeitraum um rund 325 Milliarden Dollar gesunken. Microsoft fiel um 219 Milliarden Dollar, Amazon um 191 Milliarden Dollar, Alphabet um 135 Milliarden Dollar und Tesla, die am Dienstag um 21 % fiel, um den schlimmsten Verlust eines Tages in seiner Geschichte zu verzeichnen, um 109 Milliarden Dollar in den letzten drei Tagen. Schließlich ist Facebook um 89 Milliarden Dollar gesunken.

Üblicherweise definiert sich eine Korrektur, in dem ungefähr ein Drittel bis die Hälfte der vorhergegangenen Kursgewinne wieder abgegeben werden. Die Charttechniker unter euch wissen wovon ich rede. Bislang ist das nur bei Tesla der Fall, in anderen nicht, siehe Apple, Amazon, Alphabet, Nvidia oder Facebook. Und auch die Stimmung an der Wall Street ist im Moment noch eindeutig: zwar greifen die ersten gierigen Schnäppchenjäger schon wieder zu, aber die langfristig orientierten Investoren warten noch ab. Und keine Sorge, niemand wird hier großartiges verpassen denn wenn die Storys und die Perspektiven der betroffenen Unternehmen unverändert intakt sind, dann ist es nicht so wichtig den absoluten Diskurs zu erwischen. Dies ist schließlich kein Wettkampf, sondern wir alle wollen sinnvoll investieren, oder?

Mein Rat also: technische Reaktionen dieser Art werden gerne genutzt, um noch einmal Kasse zu machen, dann eben zu besseren Kursen als am Vortag.  Nicht vergessen: sehr viele Anleger haben noch immer ordentliche Gewinne in ihren Depots und diese werden noch gerne in Sicherheit gebracht.

Die aktuelle Lage:

DAX: aus rein technischer Sicht, aber auch absolut, sind die Korrekturen an der Wall Street am DAX spurlos vorbeigezogen. Allerdings hat er ja auch im Vorfeld nicht nach oben mithalten können, und notiert noch immer knapp 600 Punkte unterhalb des alten Hochs vom 19. Februar bei knapp 13.793. Ich erwarte, dass sich diese relative Stärke Frankfurts weiterhin hält, auch wenn die amerikanischen Börsen nach dem heutigen festeren Tag in den nächsten Tagen wieder schwächer tendieren.

Wall Street: ergänzend zu meinen Kommentaren oben sieht das Chartbild der drei Indices wie folgt aus: im Dow Jones ist der mittlere Aufwärtstrend absolut intakt uns die Korrektur der letzten Tage im Rahmen des völlig normalen. Im S&P500 geht es nun um den Kampf um die Ausbruchslinie bei ca. 3400 Punkten. Gestern fiel der Index bereits unter diese Linie und suggerierte zumindest im Ansatz einer „Bullenfalle“. Heute aber wieder fester und somit ist das Ganze noch nicht endgültig entschieden. Aber immerhin: auch hier ist der mittlere Aufwärtstrend seit April intakt geblieben. Etwas anders sieht es im Nasdaq aus: Hier wurde der mittlere Aufwärtstrend nach unten durchbrochen, und auch die technische Erholung von heute hat nicht dazu beigetragen dieses Bild eindeutig zu ändern. Es bleibt also spannend, und ich bleibe nach wie vor bei meinem Wunsch das hier noch weiter ordentlich Luft abgelassen wird. Wenn ich es mir wünschen würde: mindestens 1100 Punkte!

Heute auf der Agenda:

Bei TUI sind die Voraussetzungen für weitere staatliche Milliarden geschaffen um den Weg aus der Coronakrise zu meistern. Eine notwendige Zustimmung seitens Besitzer einer bestimmten Anleihe hat heute den Weg für eine vertragliche Bedingung geebnet. Um die Krise zu überstehen hat sich TUI nun weitere 3 Milliarden € an Staatshilfe gesichert. Der im April gewährte Kredit der KfW in Höhe von 1,8 Milliarden € soll ebenfalls um 1 Milliarde € aufgestockt werden. Damit ist zwar gesichert das TUI zunächst einmal über ausreichende Liquidität verfügt, aber wie immer werden staatliche Stützungsmaßnahmen an der Börse mit Argwohn betrachtet. So war es schon bei der Commerzbank, und der Lufthansa. Es ist immer das gleiche: hat die Politik in irgendeiner Art und Weise ihre Finger im Spiel, gehen die Börsianer auf Distanz. Damit ist zwar nicht endgültig entschieden wie es mit TUI weitergeht, und wahrscheinlich wird der Touristikkonzern auch überleben, aber dem Parkett fehlt es einfach noch an Zuversicht und Wachstumsperspektive. Und auch der Chart zeigt, dass die Börse im Moment lieber in andere Werte investiert als hier. Aber das kann sich auch wieder rasch ändern, nämlich dann, wenn zum Jahreswechsel die Anzahl der Buchungen für das kommende Jahr weiter anziehen. Und danach sieht es aus, wie schon die Buchungen für die Kreuzfahrtunternehmen andeuten. Fazit: TUI gehört auf die Beobachtungsliste, mehr aber im Moment auch nicht. Spannend wird es aber 2021-meine Prognose: es wird das Jahr des Reisens!

Die EZB macht heute Mut. Das kommt zwar nicht überraschend, hilft aber die Stimmung ein bisschen zu heben. Immerhin schauen die Zentralbanker nun auch optimistischer auf die weitere konjunkturelle Entwicklung. Zwar wird sie ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum noch nicht deutlich anheben, aber das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht notwendig. Interessant: insbesondere der private Konsum hat deutlich besser abgeschnitten als von der EZB und den Ökonomen erwartet. Aber auch das überrascht mich nicht wirklich, denn wir alle haben ja, was negative Ereignisse betrifft, ein kurzes Gedächtnis, gelle?

Ach ja, da war ja noch der Brexit. Aus Sicht der Börse noch immer (oder schon wieder) ein absolutes non Event. Sollen die Briten doch ihren harten Ausstieg aus der EU durchziehen. Ich mache mir da keine Sorgen, denn die Angelsachsen sind erfinderisch, vor allem in der Not. Das Finanzzentrum London wird meines Erachtens die Fühler nicht mehr in Richtung EU, sondern in Richtung Asien und Afrika ausstrecken. Dort gibt es noch genug zu tun.

Kurz von der Wall Street:

Der Arzneimittelhersteller AstraZeneca hat die weltweiten Studien mit seinem Covid-19-Impfstoffkandidaten unterbrochen, nachdem ein Studienteilnehmer an einer ungeklärten Krankheit erkrankt war. Die Versuche werden unterbrochen, während ein unabhängiges Komitee die Sicherheitsdaten überprüft. Der Stopp kommt Aktien anderer Impfstoffentwickler wie Novavax Moderna, Inovio und BioNTech zugute, aber das ganze zeigt auch: es wird alles andere als einfach. Ihr kennt meine Meinung zu dem Thema: überall die Finger im Spiel haben, abwarten.

Die Aktien von Slack sackten um 14% ab, obwohl das Umsatzwachstum auf Jahresbasis übertroffen wurde. Dies ist aber eine Enttäuschung im Vergleich zu anderen wie Zoom, die 355% Wachstum während der Pandemie aufwies. Aufgrund des volatilen Umfelds, das laut Analysten auch die Aktie unter Druck setzt, hat Slack die Prognose nicht angepasst. Hier zeigt sich wie dünn das Eis bei den Techwerten ist: die leiseste Enttäuschung, und schon gibt’s Druck! Erst einmal nur zuschauen.

Die Aktien von United Airlines fielen um 4%, nachdem die Fluggesellschaft angekündigt hatte, dass die Wiederherstellung nach dem Coronavirus nicht auf einem „linearen Weg“ verlaufen würde. Die Fluggesellschaft senkte auch ihre geplante Kapazitätsprognose für das dritte Quartal sowie den Passagierumsatz. United erwartet weiterhin einen durchschnittlichen täglichen Cash-Burn im dritten Quartal von rund 25 Millionen Dollar pro Tag. Airlines blieben ein Kauf, ist aber nix für schwache Anlegernerven.

Mastercard stiegen um mehr als 2%, nachdem Mastercard im August „weiterhin bescheidene Verbesserungen“ in seinem Geschäft verzeichnet hatte. Das Unternehmen gab an, dass sein Schaltvolumen außerhalb des Reise- und Unterhaltungssektors jetzt über dem Niveau vor der Pandemie liegt und dass sich das Geschäft von Juli bis August in allen Märkten außerhalb der USA verbessert hat. Das liesst sich gut, und der Chart gefällt mir auch. Was ich mich nur Frage ist, wie sehen denn die langfristigen Perspektiven für Kreditkarten aus wenn in paar Jahren alle nur noch mit ihrem Handy bezahlen?

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