Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit TUI, Lufthansa, Siemens Healthineers, Boeing, Carnival, Tesla, Snowflake u.a.

Guten Abend,

jetzt heißt es an der Wall Street: Bitte anschnallen! Denn sollte sich Washington nun kurz vor Weihnachten doch noch auf ein Konjunkturpaket (Pandemie-Hilfspaket) einigen, dann ist das genau das, was die Wall Street jetzt noch hören möchte. Und es geht immerhin um 908 Milliarden Dollar!

Dieses Rettungsgeld, gekoppelt mit der Aussicht und Hoffnung, dass die Pandemie bald zumindest medizinisch einigermaßen unter Kontrolle zu bringen ist, lässt die Märkte natürlich hoffnungsvoll ins neue Jahr blicken. Und da in den letzten Wochen des laufenden Börsenjahres noch darum geht, die Performance ein paar Pünktchen nach oben zu schrauben (der eine oder andere kämpft noch um seinen Bonus), ist das ein Mix, mit dem meines Erachtens eine Weihnachtsrallye schon eine ausgemachte Sache ist.

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Und ein Blick auf die Charts an der Wall Street reicht auch völlig aus um zu erkennen, dass der Anlagedruck vorhanden ist und Kursbewegungen nach oben eher zu Anschlusskäufen führen als Kursbewegungen nach unten zu Anschlussverkäufen. Tatsache ist ja auch: im Moment gibt es keine dämpfende Nachrichtenlage. Sogar der Arbeitsmarkt spielt mit:

Das US-Arbeitsministerium meldete am Donnerstag weniger als erwartet 712.000 Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung für die Woche bis zum 28. November, gegenüber 787.000 in der Vorwoche, die nach oben korrigiert worden waren. Vor der Veröffentlichung des Beschäftigungsberichts der Regierung für November am Freitag zeigte der monatliche ADP-Bericht über die Arbeitsplätze im privaten Sektor am Mittwoch, dass im vergangenen Monat weniger als erwartet 307.000 neue Stellen in US-Unternehmen geschaffen wurden, so wenig wie seit Juli nicht mehr.

Fazit: Es kommt eben doch oft im Leben völlig anders als man denkt. Dieses Jahr werden die Börsen auf Rekordniveau schließen und das vor dem Hintergrund eines der kräftigsten Abschlagsszenarien mit anschließender Erholung. Ich kann mich jedenfalls in meinen 33 Jahren an der Börse kaum an eine Marktsituation in ähnlicher Form erinnern.

Die aktuelle Lage:

DAX: Der deutsche Markt sieht zwar etwas kraftlos aus, aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hierzulande der Optimismus leicht ansteigt. Der feste Euro beschäftigt natürlich die Gemüter, denn immerhin hat es die Gemeinschaftswährung geschafft, aus dem Abwärtstrend seit 2006 auszubrechen. Das ist natürlich schon ein technisches Signal, welches beachtet werden muss, stellt aber noch nicht eine unmittelbare Gefahr für den Markt dar. Immerhin steigt dieser bereits seit Mai und die betroffenen Unternehmen haben längst ihre Geschäfte entsprechend abgesichert. Dennoch: Ein rasant anziehender Euro ist nicht gerade das, was eine Exportwirtschaft gerne sehen möchte.

Wall Street: Wie eingangs bereits beschrieben, ist der gegenwärtige Nachrichten-Mix die beste Voraussetzung für eine Weihnachtsrallye. Wie immer macht der Nasdaq den ersten Schritt und Dow Jones und S&P werden dem folgen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass selbst die Prognosen von weiteren 200.000 Toten durch die Pandemie keine Wirkung auf die Kurse entfalten. Mehr Kaltschnäuzigkeit geht wohl nicht, aber das kennen wir alten Hasen ja von der Börse.

Heute auf der Agenda:

Auf wenig Gegenliebe stößt weiterhin dritte Rettungspaket für den angeschlagenen Touristikkonzern TUI. Insbesondere die Aussicht, dass bei einer Wandlung der mitvereinbarten stillen Beteiligung der Bund dann am Ende mit 25 % plus einer Aktie auf eine Sperrminorität kommen kann, hält die Anleger zurück. Gut vorstellbar, dass TUI, obwohl jetzt wohl finanziell erst einmal bis ins nächste Jahr hinein gut ausgestattet, an der Börse weiter unter Druck stehen wird. Hier schaue ich auf die Marke von derzeit 4,00 Euro, wo die 200-Tage-Linie verläuft. Außerdem gibt’s in diesem Bereich auch noch eine alte Unterstützung.

Fazit: Vorerst nur zuschauen. Natürlich gehört TUI ganz klar in den Kreis der Aktien, die ich für das nächste Jahr durchaus als Favoriten sehen würde (sieh auch unten). Doch noch ist hier einfach viel zu viel Unsicherheit mit dabei.

Auch bei der Lufthansa sitzt der Staat inzwischen mit am Tisch. Allerdings stellt sich hier am Kapitalmarkt schon eine gewisse Gewöhnung ein. Mal ganz abgesehen davon, dass die Lufthansa in den vergangenen Wochen gezeigt hat, dass man sich auch wieder selbst finanzieren kann, nachdem man sowohl eine Wandelanleihe als auch eine richtige Anleihe platzieren konnte. Heute geht es für die Kranichlinie weiter nach oben, nachdem die Fluggesellschaft melden konnte, einen sprunghaften Anstieg bei Buchungen im innereuropäischen und interkontinentalen Flugverkehr für die Weihnachts- und Neujahrsreisezeit verzeichnen zu können. Um das mal an einer Zahl festzumachen: Lufthansa meldete eine Zunahme der Buchungen in der vergangenen Woche um bis zu 400 %. Das wird positiv aufgegriffen und ich würde die spekulative Kaufempfehlung entsprechend bestätigen.

Apropos Kaufempfehlungen. Die bekam der Medizintechniker Siemens Healthineers heute gleich im Doppelpack. Sowohl die Bank of America als auch die Commerzbank haben ihre bislang neutrale Einschätzung der Aktie aufgegeben und sich positiv geäußert. Während die Commerzbank eher darauf setzt, dass es vor allen Dingen im Geschäftsbereich Bildgebung zu einer Geschäftserholung kommen soll, sieht der Analyst der Bank of America bei der Aktie eine generelle Unterbewertung. Soll mir grundsätzlich egal sein, wichtig ist nur, dass die Aktie dadurch jetzt in eine extrem spannende Charttechnik kommt. Denn mit dem heutigen Tag ist der Break der 200-Tage-Linie geschafft. Sollte das auch morgen ausgebaut werden können, wäre hier auf jeden Fall eine Anfangsposition sinnvoll.

Kurz von der Wall Street:

Die Aktien des Luft- und Raumfahrtgiganten Boeing legten um mehr als 7% zu, da eine europäische Fluggesellschaft ihre Bestellungen für neue Flugzeuge erhöhte: Boeing und Ryanair kündigten an, dass die Fluggesellschaft weitere (!) 75 der 737 Max-Jets bestellen werde, womit sich ihr Gesamtbestellbestand auf 210 Flugzeuge erhöht. Da fällt mir nur Phönix aus der Asche ein, der verbrannte Vogel, der es tatsächlich zu einem Turnaround schaffte. Das gleiche gilt auch für den Aktienkurs und ich hatte meinen früheren Fehler ja hier schon korrigiert. Ich war aus Boeing ausgestiegen, nachdem das Management bekannt gegeben hatte, dass es noch mindestens 3 – 5 Jahre dauern würde, ehe man wieder zu alter Stärke zurückfinden könnte. Ich fühle mich getäuscht! Boeing ist ein Kauf!

Die Aktien von US-Fluggesellschaften und den Kreuzfahrtveranstaltern weiten ihre jüngste Rallye aus, da sich mutige und weitsichtige Investoren weiterhin in der angeschlagenen Reisebranche tummeln: American Airlines legt um mehr als 10% zu, während United und Delta um 7,8% bzw. 5,9% steigen. Carnival legte um 9,5% zu und Norwegian Cruise Line legte um mehr als 8% zu. Alle diese Aktien sind allein im vergangenen Monat inmitten einer Reihe positiver Impfnachrichten um mindestens 40% gestiegen. Und hatte ich es eigentlich schon erwähnt, dass ich das kommende Jahr für das Reisejahr halte? Nein, wirklich nicht? Ich glaube aber schon! Wer hier nicht dabei ist, selber schuld.

Die Aktien von Tesla legten um 4% zu, nachdem Goldman Sachs den Elektroautohersteller von „neutral“ auf „kaufen“ heraufstufte. So ist es ja immer: einer macht den Anfang und alle anderen springen dann auch drauf. Aber wohin soll diese Reise eigentlich gehen? 800? 900? 1.000? Wo muss der Kurs eigentlich stehen, damit Elon Musk zum reichsten Menschen der Welt avanciert?

Die Aktien von Dollar General fielen um 2%, selbst nachdem der Discounter besser als erwartete Quartalsergebnisse gemeldet hatte. Die Verkäufe stiegen zwischen dem 31. Oktober und dem 1. Dezember um etwa 14%. Laut Refinitiv erzielte das Unternehmen im dritten Quartal einen Gewinn pro Aktie von 2,31 Dollar, mehr als die 2,00 US-Dollar pro Aktie wie von Analysten erwartet. Gute Aktie und solider Trend, es fehlt jetzt nur noch der Ausbruch aus der Konsolidierung.

Die Aktien von Snowflake legen um 15% zu, nachdem das Softwareunternehmen seine ersten Quartalsergebnisse seit dem Börsengang bekannt gab: Der Umsatz von Snowflake stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 119%, verglichen mit einem 121%igen Wachstum im vorangegangenen Quartal. Die Verluste verringerten sich indessen von 1,92 Dollar pro Aktie im Vorjahresquartal, während die Bruttomarge von 59,6% auf 58,2% fiel. Da hat der gute Warren Buffet mal wieder richtig gelegen! Springe ich drauf? Noch nicht, im Moment ist mir das Papier einfach ein bisschen zu heiß.

Die Aktien von Splunk stürzten um 21% ab, nachdem das Softwareunternehmen enttäuschende Quartalsergebnisse gemeldet hatte. Splunk verzeichnete einen Verlust pro Aktie in Höhe von 1,39 Dollar, verglichen mit einem von FactSet geschätzten Verlust von 51 Cent pro Aktie. Auch die Einnahmen blieben hinter den Erwartungen zurück. Das wiederum juckt mich etwas in den Fingern, denn ich weiß: Enttäuschungskurse sind meistens Kaufkurse! Ich warte aber noch ein paar Tage, ob es nicht noch ein paar Anschlussverkäufe gibt.

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